Pränatale THC-Exposition kann kindliche Lungenentwicklung beeinträchtigen

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Der Konsum von Cannabisprodukten während der Schwangerschaft kann sich laut einer neuen Studie negativ auf die Lungenentwicklung und -funktion des Kindes auswirken.

Cannabisprodukte würden während der Schwangerschaft häufig konsumiert, obwohl in den Leitlinien des American College of Obstetricians and Gynecologists zur Abstinenz geraten wird, weil es nur wenige Daten zur Sicherheit des Konsums für das ungeborene Kind gebe. So formuliert es die American Physiological Society in einer Mitteilung anlässlich der Publikation der neuen Studie in ihrem „American Journal of Physiology-Lung Cellular and Molecular Physiology“. Der psychoaktive Inhaltsstoff von Cannabisprodukten, Delta-9-Tetrahydrocannabidol (THC), passiere die Plazenta, und aktuelle Daten deuteten darauf hin, dass eine pränatale THC-Exposition mit einem höheren Risiko für Totgeburten, Frühgeburten und einem geringen Körpergewicht bei der Geburt assoziiert ist.

Der Verzehr von THC-haltigen Lebensmitteln ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Form des Cannabiskonsums in der Schwangerschaft. Aufgrund der unterschiedlichen Cannabispflanzensorten, der Vielzahl verfügbarer Cannabisprodukte, des häufigen gleichzeitigen Konsums mit anderen Substanzen und der Einschränkungen der Cannabisforschung am Menschen mangelt es an qualitativ hochwertiger Forschung zu den direkten Auswirkungen von Cannabis und THC-Exposition während der Schwangerschaft.

Untersuchung an Primaten und mit THC-Keksen

In der nun veröffentlichten Studie erhielten trächtige Primaten zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung einen THC-Keks – was einer „hohen Dosis medizinischen Cannabis für Menschen“ entspricht. Sie bekamen die Kekse während der gesamten Trächtigkeit und auch nach der Geburt weiter. Während der Trächtigkeit beurteilten die Forschenden mittels Magnetresonanztomographie, wie sich die Lunge des Fetus entwickelte.

Nach der Geburt erhob das Forschungsteam Daten zur Lungenkapazität, zum Lungenvolumen und den forcierten Exspirationsfluss der THC-exponierten Säuglinge. Sie untersuchten außerdem Lungenflüssigkeit der exponierten Neugeborenen und analysierten deren DNA und RNA.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei pränataler THC-Exposition das fetale Lungenvolumen ab Mitte der Schwangerschaft im zweiten Trimester reduziert war. Außerdem war eine Veränderung der Expression von mehr als 700 Genen in der Lunge von Neugeborenen zu beobachten. Erkennbar wurde auch ein deutlicher Rückgang wichtiger Wachstumsfaktoren für die Lungenentwicklung bei exponierten Säuglingen.

„Es gibt mehrere wichtige Befunde, die die potenziell negativen Auswirkungen der THC-Exposition auf die Lungenfunktion und -entwicklung der Nachkommen unterstreichen“, schreiben die Forschenden. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass „eine pränatale THC-Exposition einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Atemwege in der Zukunft haben kann und weitere Untersuchungen an menschlichen Populationen erforderlich sind.“