Präoperatives Anämie-Management: Mortalität und Morbidität nach Eiseninfusion besser als nach Bluttransfusion

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Einer aktuellen US-Studie zufolge erzielen Patienten mit präoperativer Anämie bessere Ergebnisse, wenn sie vor der Operation Eiseninfusionen erhalten anstatt der Transfusionen roter Blutkörperchen.

Die kürzlich in der Zeitschrift „Anesthesia & Analgesia“ veröffentlichten Ergebnisse tragen zur zunehmenden Evidenz bei, dass Eiseninfusionen, die die Produktion eigener roter Blutkörperchen ankurbeln, besser sind, als sich auf fremdes Blut zu verlassen.

„Eine Anämie ist unglaublich häufig, insbesondere bei chirurgischen Patienten. Bis vor kurzem bestand die Standardbehandlung in Bluttransfusionen vor dem Eingriff“, sagt Dr. Steven Frank, Professor für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore (USA). „Unsere retrospektive Studie hat jedoch gezeigt, dass Eiseninfusionen im Vergleich zu präoperativen Bluttransfusionen von Vorteil sind, da sie die Morbidität und Mortalität senken, den Hämoglobinwert erhöhen und den Bedarf an Bluttransfusionen verringern.“

Bluttransfusionen sind zwar wirksam, bergen aber auch Risiken, wie zum Beispiel Blutgerinnsel, im Krankenhaus erworbene Infektionen, allergische Reaktionen und Lungenkomplikationen. Es kann schwierig sein, einen passenden Spender zu finden, wenn ein Patient bestimmte Antikörper oder eine Krankheit wie die Sichelzellenkrankheit hat. Auch herrscht immer wieder ein Mangel an gespendetem Blut. Aus diesem Grund suchen Ärzte seit langem nach Strategien, um den Einsatz von Transfusionen zu minimieren.

Eiseninfusionen senken Mortalität und Morbidität

In der neuen Studie verwendete das Forschungsteam der Johns Hopkins University Daten aus der Datenbank des TriNetX-Forschungsnetzwerks, einem globalen Netzwerk von Gesundheitsorganisationen, die anonymisierte Patientendaten zusammenführen. Die Analyse des Teams stützte sich auf solche Informationen, die zwischen 2003 und 2023 über 154.358 Patienten im Alter von über 18 Jahren gesammelt wurden, bei denen vor einer Operation eine Eisenmangelanämie diagnostiziert worden war.

Die Daten wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Patienten, die präoperativ mit Eisen, aber nicht mit einer Bluttransfusion behandelt wurden, und Patienten, die eine präoperative Bluttransfusion, aber keine Eiseninfusion erhalten hatten. Diese Infusionen erfolgten mehrere Wochen vor einem geplanten chirurgischen Eingriff. Anschließend verglichen die Forscher die postoperativen Komplikationsraten nach 30 Tagen, einschließlich Atemwegsproblemen, Nierenproblemen, Blutgerinnseln, Infektionen und Sterberaten.

Dabei stellten sie fest, dass die Sterblichkeit bei Patienten, die mit Eiseninfusionen behandelt wurden, um 37 Prozent und die Morbidität (Komplikationen) um 24 Prozent geringer war als bei Patienten, die Bluttransfusionen erhalten hatten. Das bedeutet, dass sich Patienten, die Eiseninfusionen erhalten, schneller und vollständiger von ihren chirurgischen Eingriffen erholen können, ohne dass es zu zusätzlichen Komplikationen kommt, die durch eine Bluttransfusion entstehen können.

Gezieltes Patientenblutmanagement

„Die Joint Commission und die American Medical Association bezeichneten Bluttransfusionen als das am häufigsten überstrapazierte Verfahren im Jahr 2012. Zum Vergleich: Auch der Einsatz von Antibiotika zur Behandlung von Erkältungskrankheiten stand auf dieser Liste“, sagt Frank. „Die Forschung zeigt, dass die Verringerung von Bluttransfusionen die Ergebnisse der Patienten verbessern kann, und die Versorgung der Patienten mit präoperativen Eiseninfusionen ist eine einfache Möglichkeit, dies zu erreichen.“

Die Forscher hoffen, dass die neue Studie zu einem breiteren Einsatz von präoperativen Eiseninfusionen bei chirurgischen Patienten führen wird. Sie wollen auch untersuchen, ob orale Eisenpräparate die gleichen Ergebnisse erzielen wie Infusionen.

Die Behandlung der präoperativen Anämie ist eine von mehreren Maßnahmen die im Rahmen eines umfassenden Patientenblutmanagement-Programms eingesetzt werden. Ein solches Programm kann Blut und Geld sparen und gleichzeitig zu gleichen oder besseren Ergebnissen für die Patienten führen. (ah)