Prävention als Investition in eine gesunde Gesellschaft

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Die Wahlprogrammen von SPD und CDU betonen die Bedeutung der Prävention, nun sollen die beiden Parteien „den Worten Taten folgen lassen“, fordert die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Drastische Kostensteigerungen bei gastroenterologischen Krebsbehandlungen, deutliche Zunahmen der Betroffenenzahlen bei Fettleber-Erkrankungen oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen: Wollen Union und SPD das Gesundheitssystem langfristig entlasten, müssen sie – wie bereits in ihren Wahlprogrammen umrissen – die Prävention in den kommenden Jahren zu einem zentralen Thema der Gesundheitspolitik machen, heißt es in einer Mitteilung der DGVS. Die Fachgesellschaft verweist darafu, dass in der Gastroenterologie eine Vielzahl leitliniengestützter präventiver Maßnahmen zur Verfügung stehen, mit denen der steigenden Krankheitslast und den damit verbundenen Kosten begegnet werden kann. Die Koalition müsse jetzt einen Rahmen schaffen, in dem diese konkreten Maßnahmen umgesetzt werden.

„Union und SPD haben in ihren jeweiligen Wahlprogrammen die Bedeutung der Prävention hervorgehoben. Nun müssen sie dieser Ankündigung auch Taten folgen lassen“, erklärt Prof. Heiner Wedemeyer, Präsident der DGVS. „Prävention ist eine Investition in eine gesunde Gesellschaft. Daher muss eine gezielte Präventionsstrategie mit verbindlichen Maßnahmen Teil des neuen Koalitionsvertrags werden“, betont Wedemeyer, der auch Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover ist.

Beispiel Darmkrebsvorsorge

Das zentrale Beispiel für die Wirksamkeit gastroenterologischer Präventionsmaßnahmen ist die Darmkrebs-Früherkennung. Das Einladungsverfahren zur Darmkrebs-Früherkennung über die Krankenkassen konnte die Zahl der Neuerkrankungen erheblich senken. Dennoch sterben jährlich noch immer mehr als 22.000 Menschen an Darmkrebs. Und Prognosen lassen erwarten, dass der demografische Wandel die Zahl der Darmkrebs-Erkrankten wieder steigen lassen wird. „Um diesen Effekt auszugleichen, müsste die Teilnahmequote an der Darmkrebsvorsorge um 200 Prozent steigen“, erklärt Prof. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS und Chefärztin der Abteilung für Innere Medizin/Gastroenterologie am St. Josef Hospital der GFO Kliniken Bonn.

Aufgrund der immer weiter steigenden Kosten im Gesundheitswesen brauche es mehr Anstrengungen, Krebserkrankungen zu verhindern und frühzeitig zu erkennen. Denn allein von 2015 bis 2020 sind die Kosten für die Behandlung gastroenterologischer Krebserkrankungen der DGVS zufolge um fast 50 Prozent auf 6,7 Mrd. Euro gestiegen. „Prävention ist nicht nur effektiv, sondern auch kostengünstiger als immer teurer werdende Therapien“, hebt Terjung hervor. Dies gelte für alle Erkrankungen des Magendarmtraktes, so die Gastroenterologin.

Gesundheitsversorgung nachhaltig sichern

Die DGVS betont, dass Prävention entscheidend ist, um die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu sichern. „Erkrankungen müssen früher erkannt und verhindert werden, anstatt später teuer therapiert zu werden“, so Wedemeyer. Die Integration von Leberwerten in den Check-up 35, die Ausweitung der Darmkrebsvorsorge auf Menschen unter 50 Jahren oder gezielte Informationskampagnen für sozial benachteiligte Gruppen nennt der Hannoveraner Leber-Experte als Beispiele für zielgerichtete Präventions-Maßnahmen. Auch eine verstärkte Aufklärung über die gesundheitlichen Folgen von einseitiger und auf hochverarbeiteten Lebensmitteln beruhenden Ernährungsgewohnheiten oder Werbe-Beschränkungen für die Lebensmittelindustrie müssten offen diskutiert werden. Die DGVS sehe jetzt die Chance, mittels gezielter Weichenstellung entscheidende Verbesserungen bei der Prävention gastroenterologischer Erkrankungen zu erzielen und damit das Gesundheitssystem zukunftsfest zu gestalten. Denn so die Fachgesellschaft: „Ein gesunder Bauch ist eine Investition in die Zukunft.“