Praxisbarometer Digitalisierung 2025: „Niedergelassene bleiben Vorreiter“

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Die Zufriedenheit mit den im Praxisalltag bereits etablierten digitalen Anwendungen ‒ elektronisches Rezept (eRezept) und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) ‒ ist zuletzt deutlich gestiegen, wie das Praxisbarometer Digitalisierung 2025 zeigt.

„Die Befragungsergebnisse zeigen einmal mehr: Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sind und bleiben Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Sie haben in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um digitale Anwendungen in ihren Alltag zu integrieren – und das mit Erfolg“, erklärte Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mit Blick auf das Praxisbarometer Digitalisierung 2025. Die Befragung hat das IGES Institut zum achten Mal im Auftrag der KBV durchgeführt.

Steiner ergänzte: „Mehr als die Hälfte der Praxen kommuniziert inzwischen überwiegend digital mit ihren Patientinnen und Patienten und auch der elektronische Austausch unter den Kollegen nimmt deutlich zu. Digital ist im Praxisalltag längst keine Ausnahme mehr, sondern wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit.“

eAU und eRezept fest im Praxisalltag verankert

Besonders eindrücklich zeigt sich die Entwicklung beim elektronischen Arztbrief (eArztbrief): 87 Prozent der Praxen nutzen ihn mittlerweile regelmäßig, 2018 waren es gerade einmal 13 Prozent. Auch eAU und eRezept sind inzwischen fest im Alltag verankert und werden zunehmend positiv bewertet.

So äußerten sich 78 Prozent der Praxen, die die eAU im Versorgungsalltag nutzen, zufrieden mit deren Umsetzung (2024: 69 Prozent); mit 77 Prozent ähnlich hohe Zustimmungswerte erzielt das eRezept (2024: 63 Prozent). „Die Ergebnisse machen deutlich, mit welchem Einsatz die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen die Digitalisierung in ihren Praxen vorantreiben. Zugleich zeigen sie: Wenn digitale Anwendungen zuverlässig laufen, steigt auch ihre Akzeptanz spürbar“, so Steiner.

Kliniken bleiben hinter den Erwartungen zurück

Trotz großer Fortschritte im ambulanten Bereich bleibt die digitale Kommunikation mit Krankenhäusern weit hinter den Erwartungen zurück: Nur 12 Prozent der Praxen tauschen sich überwiegend digital mit Kliniken aus. Besonders eklatant ist die Lücke bei Entlassbriefen – 85 Prozent der Praxen sehen darin einen hohen Nutzen, tatsächlich erhalten aber nur 15 Prozent der Praxen diese digital.

„Während die Praxen längst digital kommunizieren, sind Krankenhäuser noch viel zu oft im Papierzeitalter verhaftet. Für die Niedergelassenen bedeutet das: Sie arbeiten einerseits in digitalen Praxen und brauchen andererseits immer noch das Faxgerät, um die Kommunikation mit den Krankenhäusern und den anderen Akteuren des Gesundheitswesens aufrecht zu erhalten. Dieser doppelte Weg kostet Zeit, bindet Ressourcen und sorgt für wachsende Frustration. Solange andere Akteure nicht aufschließen, bleibt die ambulante Versorgung die digitale Oase in einer rundherum analogen Wüste“, erklärte Steiner mit Blick auf die Krankenhäuser.

Praxisbarometer Digitalisierung zeigt erste Erfahrungen mit der ePA

Das PraxisBarometer zeigt zudem erste Erfahrungen der Niedergelassenen mit der elektronischen Patientenakte (ePA) auf. Viele Praxen bewerten einzelne Funktionen positiv, etwa die Medikationsliste, zugleich wird der mit der ePA verbundene Aufwand von einer Mehrheit als hoch eingeschätzt. Technische Probleme und Unterschiede zwischen den Praxisverwaltungssystemen (PVS) beeinflussen die Zufriedenheit zusätzlich.

Die Ergebnisse der Befragung machen für die KBV insgesamt deutlich: Damit die Digitalisierung funktioniert, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Noch immer berichten mehr als die Hälfte der Praxen von täglichen oder wöchentlichen Störungen der Telematikinfrastruktur (TI). „Die TI muss stabil laufen. Ärztinnen und Ärzte brauchen verlässliche Strukturen mit klaren Verantwortlichkeiten“, so Steiner.

Zufriedenheit hängt vom PVS ab

Hinzu kommt: Die Zufriedenheit der Praxen hängt stark vom genutzten PVS ab. Zuletzt hatte eine Studie des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung deutliche regionale Unterschiede hinsichtlich Usability und Nutzerfreundlichkeit von PVS gezeigt.

Ein Wechsel ist jedoch mit großem Aufwand verbunden. Steiner: „Hier brauchen die Praxen mehr Transparenz, eine durch kostenfreie Interoperabilität verbesserte Datenportabilität sowie finanzielle Anreize, damit ein solcher Wechsel möglich ist.“

Die Ergebnisse aus dem Praxisbarometer Digitalisierung 2025 beruhen auf den Angaben von insgesamt 1700 Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die an der Befragung teilgenommen haben. Die Untersuchung ist die bisher einzige bundesweite repräsentative Befragung von Vertragsärzten und -psychotherapeuten zur Digitalisierung in Praxen.