Projekt „Charité PROM Rollout“ erhält Lohfert-Preis 202322. September 2023 PROM-Erhebung an der Charité Foto: ©Bertram Solcher/Christoph Lohfert Stiftung Wenn Kliniken die Ergebnisse von Behandlungen erheben, geht es oft um Zahlen und Fakten: Wie oft wird eine Operation durchgeführt? Wie häufig gab es Komplikationen? Im Rahmen ihrer Strategie „Wir denken Gesundheit neu – Charité 2030“ will die Berliner Universitätsmedizin das subjektiv empfundene Wohl der Patientinnen und Patienten bei der Messung des Behandlungserfolgs noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Dazu werden Betroffene bereits an mehreren Kliniken der Charité routinemäßig befragt, wie sie ihren Gesundheitszustand während und nach einer Behandlung selbst einschätzen. „Patient Reported Outcome Measures“ (PROMs) nennt man solche Fragebögen. Für die Einführung der PROMs wurde die Charité nun ausgezeichnet. Die Medizin der Zukunft: Wie sieht sie aus? Für die Berliner Universitätsmedizin gehört dazu, die Perspektive der Erkrankten noch mehr zu berücksichtigen. Eine verstärkte Orientierung am Nutzen für Patientinnen und Patienten ist deshalb Teil des Strategiekonzepts „Wir denken Gesundheit neu – Charité 2030“, das der Vorstand der Charité Ende 2020 vorgestellt hat. „Wie geht es Ihnen?“ standardisiert erfassen Das Projekt „Charité PROM Rollout“ strebt die flächendeckende Erfassung der selbstberichteten Gesundheit bei allen Patientinnen und Patienten der Charité in der Routineversorgung an. Mit der Verleihung des Lohfert-Preises 2023 hat die Christoph Lohfert Stiftung das Engagement der Berliner Universitätsmedizin in diesem Bereich nun gewürdigt. Laut der Jury zeigt das Projekt eindrücklich, wie die Charité als großes Unternehmen Patientinnen und Patienten und deren Einschätzung zu ihrer Erkrankung wertschätzt, systematisch erfasst und auswertet. Die Preisverleihung fand am 19. September im Rahmen des Hamburger Gesundheitswirtschaftskongresses statt. Prof. Martin E. Kreis, Vorstand Krankenversorgung der Charité, unterstützt und fördert das Projekt. Er sagt: „Wir arbeiten darauf hin, dass an der Charité das subjektive Empfinden der Patientin oder des Patienten im Fokus einer jeden Behandlung steht. So möchten wir sowohl die Qualität der Behandlung als auch die Lebensqualität der Betroffenen weiter verbessern. Die systematische Auswertung der Sicht der Erkrankten in einer so großen Einrichtung ist jedoch alles andere als trivial. Umso mehr freue ich mich, dass die Anstrengungen aller am Projekt beteiligten Mitarbeitenden zur Implementierung der PROMs an der Charité nun gewürdigt werden.“ Koordiniert wird das nun ausgezeichnete Projekt von einem interdisziplinären Team des Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research (CPCOR). Dessen Leiter, PD Dr. Felix Fischer, erläutert: „Unsere Aufgabe ist es, die Frage ‚Wie geht es Ihnen?‘ so zu erfassen, dass die Antwort in ihren vielen Dimensionen mess- und vergleichbar wird. Diese Standardisierung macht es einerseits dem ärztlichen Personal einfacher, mit den Patientinnen und Patienten über die individuellen Einschränkungen ihrer Lebensqualität zu sprechen und, falls nötig, therapeutisch darauf einzugehen. Durch den anonymisierten Vergleich vieler Krankheitsverläufe können wir andererseits Auswirkungen verschiedener Therapien auf den subjektiv empfundenen Gesundheitszustand erfassen. Diese Informationen sind eine wichtige Basis für die Therapiewahl, die dann verstärkt zusammen mit den Betroffenen getroffen werden kann.“ PROMs künftig in allen Charité-Kliniken PROMs geben Auskunft über die individuell wahrgenommene Gesundheit und Lebensqualität. Sie ergänzen die vorhandenen Messinstrumente, die sich auf quantitative Parameter wie Blutwerte, Tumorwachstum, Blutdruck oder Gewicht stützen. An der Charité sind krankheitsübergreifende PROM-Fragebögen im Einsatz, die digital acht Kerndomänen der Gesundheit erfassen: körperliche Funktionsfähigkeit, Schmerzen, Schlaf, Erschöpfung, Angst, Depressivität, kognitive Funktionsfähigkeit und soziale Teilhabe. Um die Lebensqualität im Verlauf der Behandlung messen zu können, werden die Patientinnen und Patienten vor, während und im Anschluss an eine Therapie nach ihrem Befinden befragt – mithilfe eines Tablets in der Charité und per E-Mail nach ihrer Entlassung. PROMs werden an der Charité bereits routinemäßig im Brustzentrum der Klinik für Gynäkologie, den Einrichtungen des Wirbelsäulenzentrums, im Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, in der Klinik für Urologie, der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik erhoben. Die Fragebögen werden derzeit in weiteren Einrichtungen der Charité eingeführt. Ziel ist die flächendeckende Erhebung von PROMs an allen bettenführenden Kliniken und Ambulanzen der Charité, also die systematische Befragung von mehr als 120.000 voll- und teilstationär sowie mehr als 730.000 ambulant behandelten Patientinnen und Patienten.
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