Projekt LeoH informiert in Leipzig über Tests auf Virushepatitiden und tritt für zügige Behandlung ein

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Lokale Partner aus Medizin und Forschung haben in Leipzig die Initiative „LeoH – Leipzig ohne Hepatitis“ gestartet. Das Ziel: die umfassende Testung und bessere Versorgung von Menschen mit Virushepatitis B und C.

Wie überall in Deutschland nimmt auch in Leipzig seit Jahren die Zahl der gemeldeten Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Fälle zu. So wurden im vergangenen Jahr 147 Erkrankte registriert – ein Anstieg um 23 Prozent gegenüber dem Jahr 2019.

Um die öffentliche Aufmerksamkeit stärker auf dieses Thema zu lenken sowie die Testung und Versorgung von Menschen mit Virushepatitis in der Stadt Leipzig deutlich zu verbessern, wurde vor kurzem das Public-Health-Projekt „LeoH – Leipzig ohne Hepatitis“ als gemeinsames Projekt des Universitätsklinikums Leipzig (UKL), des Klinikums St. Georg und des Wissenschaftlichen Institutes für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2 GmbH) ins Leben gerufen. Ziel ist die Vernetzung aller relevanten Akteure und damit eine Bündelung der Kräfte im gemeinsamen Kampf gegen die Virushepatitiden B und C.

Infektionszahlen steigen kontinuierlich an

Zwar existiert eine Strategie der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Bundesgesundheitsministeriums zur Elimination der Virushepatitis, ebenso sind hierzulande genügend medizinische Ressourcen zur Behandlung verfügbar. Dennoch steigen die Infektionszahlen in Deutschland kontinuierlich an. Das Projekt „LeoH: Leben ohne Hepatitis – Leipzig ohne Hepatitis“ sieht sich – zunächst auf lokaler Ebene – als ein neues Instrument zur Versorgungsforschung, Aufklärung und Behandlung der Virushepatitis. Das Netzwerk, das sich im Rahmen der Initiative gebildet hat, reicht von Behörden und Institutionen wie dem Gesundheitsamt der Stadt und der sächsischen Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen bis zu niedergelassenen Ärzten sowie Ansprechpartnern in den von Virushepatitis B und C besonders betroffenen Communities. Zu diesen zählen beispielsweise Menschen mit intravenösem Drogenkonsum, risikoreichem Sexualverhalten oder Menschen, die aus Gebieten mit hohen Infektionsraten stammen.

„Je früher eine Virushepatitis diagnostiziert wird, desto besser stehen die Chancen für eine erfolgreiche Therapie und umso wirksamer wird eine Weiterverbreitung des Virus verhindert“, betont Prof. Florian van Bömmel, Oberarzt in der Hepatologischen Ambulanz und am Universitären Lebertumorzentrum Leipzig (ULTC). „Mit ‚LeoH‘ wollen wir die bestehenden Versorgungslücken erkennen und ein wirksames, flächendeckendes Screening etablieren, welches dafür sorgt, dass Erkrankte schnell identifiziert und unverzüglich – möglichst innerhalb von 24 Stunden – an einen behandelnden Arzt aus dem Netzwerk vermittelt werden“ ergänzt Prof. Ingolf Schiefke, Chefarzt der Gastroenterologie und Hepatologie am Klinikum St. Georg. „Die Devise muss lauten: Daran denken, testen und behandeln! Nur so lassen sich die Folgen verhindern.“

Erkrankung stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen

„Mit der Initiative wollen wir auch mehr Sichtbarkeit für die Erkrankungen und die damit verbundenen Risiken und Herausforderungen schaffen“, ergänzt Dr. Heinrich Rodemerk, Hepatologe am UKL und wissenschaftlicher Projektkoordinator von „LeoH“. Betroffene sollen konkrete Hilfestellungen erhalten: Wohin kann ich mich wenden? Wer sind meine Ansprechpartner? Welche Unterstützungsangebote kann ich nutzen? Vorgesehen sind außerdem öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Testung auf Hepatitisviren sowie Informationsveranstaltungen für die behandelnden Hausärzte. Stärker bekannt gemacht werden soll in diesem Zusammenhang das Präventionsprogramm „Gesundheitsuntersuchung („Check-Up 35“). Es bietet allen gesetzlich Versicherten ab dem vollendeten 35. Lebensjahr alle drei Jahre Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung mit einmaligem Screening auf Hepatitis B und C.

„Mit nur rund 60 Prozent liegt die Teilnahmequote an dieser Untersuchung noch deutlich zu niedrig“, schätzt van Bömmel, zuständig für die Leberambulanzen am Universitätsklinikum Leipzig, ein. Hier liege noch viel Potenzial. Sowohl bei der Hepatitis B als auch bei der Hepatitis C sei ein flächendeckendes Screening essenziell für eine frühzeitige Behandlung Erkrankter.

Ausweitung des Projektes auf ganz Sachsen und weitere Regionen geplant

Beim Auftaktreffen zum offiziellen Projektstart von „LeoH“ am 16. April 2025 am Universitätsklinikum Leipzig diskutierten Kooperations-, Projektpartner und Unterstützer der Kampagne, darunter Vertreter des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der ortsansässigen Diagnostik-Labore und von Beratungsstellen für betroffene Communities, die Maßnahmen und Strategien zur Erreichung der Projektziele. In den nächsten Monaten stehen vielfältige Aktionen auf dem Programm, die schrittweise die Versorgung von Menschen mit Virushepatitis in Leipzig verbessern sollen.

Die Teilnehmer des Auftaktreffens zum offiziellen Projektstart von „LeoH“ am 16. April 2025 am Universitätsklinikum Leipzig. (Foto: © UKL)

Doch das LeoH-Projekt endet nicht an der Stadtgrenze. „Bei erfolgreichem Verlauf kann das Projekt von Leipzig aus auf die Region ausgeweitet werden und als Modell für weitere Projekte dienen“, blickt Rodemerk voraus. Prof. Dennis Häckl vom WIG2-Institut, der organisatorischen Projektleitung LeoH, erwartet wichtige Hinweise auf die Kosteneffektivität der Maßnahmen in dem Projekt. Ausgehend von einer Analyse des Ist-Zustandes mit belastbaren Daten zum Infektionsgeschehen soll dazu regelmäßig und fortlaufend die Effizienz der getroffenen Maßnahmen von dem in Leipzig ansässigen WIG2-Forschungsinstitut evaluiert werden.