Psychische Gesundheit bei COPD: Gute Nachrichten aus einer kanadischen Studie

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Im Zusammenhang mit der Chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) wird häufig von einer Abwärtsspirale gesprochen – von Atemnot über Schonung und soziale Isolation hin bis zur Depression. Forschende beschreiben nun in einer Studie, dass darin mehr als vier von fünf älteren COPD-Patienten frei von psychischen Erkrankungen oder Substanzabhängigkeit waren.

Die Forschenden von der University of Toronto (Kanada) stellten fest, dass es in ihrer Untersuchung Personen ohne COPD zwar psychisch besser ging, dass sich aber die große Mehrheit der Patienten mit COPD-Diagnose sehr guter psychischer Gesundheit erfreuten.

In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler entsprechende Faktoren in einer landesweit repräsentativen Stichprobe von 703 Kanadiern im Alter von 50 Jahren und älter, bei denen COPD diagnostiziert wurde. Es handelt sich um die dritthäufigste Todesursache in Kanada. Die Wissenschaftler beobachteten, dass 87 Prozent der älteren Kanadier mit COPD keine psychische Erkrankung hatten, während zwei Drittel (67%) sich sogar in einem Zustand ausgezeichneter psychischer Gesundheit befanden.

„Diese Studie sendet eine sehr hoffnungsvolle Botschaft an Personen, die mit COPD zu kämpfen haben, sowie an deren Familien und an Gesundheitsberufler“, erklärt Co-Autorin Sally Abudiab von der University of Toronto. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen mit COPD ihr Leben annimmt und es ihnen gut geht. Sie sind trotz der körperlichen, geistigen und wirtschaftlichen Herausforderungen bei der Bewältigung von COPD in einer außergewöhnlich guten psychischen Verfassung.“

Die Forscher wollten Faktoren untersuchen, die mit einem hohen Maß an psychischem Wohlbefinden verbunden sind. Damit ihr psychisches Wohlbefinden als „ausgezeichnet“ definiert wurde, mussten die Befragten drei Dinge erfüllen: 1) Ein Gefühl des Glücks oder der Zufriedenheit mit ihrem Leben an fast jedem Tag im Monat vor der Befragung, 2) ein hohes Maß an sozialem und psychischem Wohlbefinden im vorangegangenen Monat und 3) Abwesenheit von generalisierter Angststörung und depressiver Störung, Suizidgedanken und Substanzabhängigkeit für mindestens das volle vorangegangene Jahr.

Personen mit COPD, die sozial isoliert lebten, waren besonders anfällig für eine schlechtere psychische Gesundheit. Andererseits waren diejenigen, die mindestens eine Person in ihrem Leben hatten, mit der sie über wichtige Entscheidungen sprechen konnten, siebenmal häufiger frei von psychischen Erkrankungen und in ausgezeichneter psychischer Verfassung als diejenigen ohne eine solche Vertrauensperson. „Es ist klar, dass soziale Unterstützung ein Schlüsselfaktor für das Wohlbefinden älterer Erwachsener mit COPD ist“, sagt Abudiab. „Es sind Interventionen erforderlich, um soziale Unterstützung zu fördern und die soziale Isolation und Einsamkeit der am stärksten isolierten Menschen zu reduzieren.“

Zu den Faktoren, die mit einem schlechteren Wohlergehen verbunden sind, gehörten schwere depressive Störungen in der Vergangenheit und negative Kindheitserfahrungen. Ältere Personen mit COPD, die irgendwann in der Vergangenheit eine schwere depressive Störung oder eine generalisierte Angststörung erlebt hatten, waren mit viel geringerer Wahrscheinlichkeit glücklich und es ging ihnen weniger wahrscheinlich psychisch gut als diejenigen mit COPD ohne diese Vorgeschichte.

Darüber hinaus verringerten nachteilige Kindheitserfahrungen wie körperlicher und sexueller Missbrauch die Wahrscheinlichkeit, dass COPD-Patienten frei von psychischen Erkrankungen waren, um 31 Prozent. Widrige Umstände in der Kindheit können die Entwicklung positiver Bewältigungsstrategien und emotionaler Regulation behindern und negative Kompensationsverhalten wie Rauchen und Drogenmissbrauch im Erwachsenenalter verschlimmern, was letztendlich sowohl die körperliche als auch die seelische Gesundheit beeinträchtigt.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer gezielten Kontaktaufnahme und Überweisungen für COPD-Patienten, denen es nicht gut geht“, unterstreicht die Seniorautorin der Studie, Prof. Esme Fuller-Thomson. „Medizinische Fachkräfte sollten für ältere Erwachsene mit COPD, die mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen haben, möglicherweise Maßnahmen zur Besserung der psychischen Gesundheit wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) in Betracht ziehen. Es hat sich gezeigt, dass die CBT bei COPD-Patienten, die auch an Depressionen und Angstzuständen leiden, sehr wirksam bei der Reduzierung von Symptomen psychischer Erkrankungen ist. Sie wurde auch erfolgreich bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Belastungen in der Kindheit eingesetzt.“ Fuller-Thomson ist Direktorin des Institute for Life Course and Aging an der University of Toronto und Professorin an der Factor-Inwentash Faculty of Social Work und am Department of Family & Community Medicine.