Psychosoziale Aspekte bei Pollenallergie12. Dezember 2019 Foto:©Dörte Stiller/Adobe Stock Ein Team der Technischen Universität München hat psychosoziale Aspekte bei Allergien untersucht und eine höhere Allergieprävalenz unter Angstpatienten festgestellt. Saisonale Allergien gegen Gräser oder Baumpollen treten bei Menschen mit Angststörungen vermehrt auf, während Patienten mit Depressionen häufiger unter ganzjährigen Allergien wie etwa gegen Tierhaare leiden. Das hat ein Team der Technischen Universität München (TUM) erforscht. Nahrungsmittel- oder Medikamentenallergien werden von diesen beiden psychosozialen Erkrankungen dagegen nicht beeinflusst. Das Team befragte über 1700 Personen aus dem Raum Augsburg zu ihren Allergien. Hierbei unterschieden die Autoren zwischen ganzjährig auftretenden Allergien wie Hausstaub- oder Tierhaarallergien, saisonalen Allergien wie gegen Gräserpollen und anderen Allergien wie Nahrungsmittelallergien. Zudem beantworteten die StudienteilnehmerInnen Fragen zu ihrem psychischen Zustand. Hierbei lag das Augenmerk auf Depressionen, generalisierten – das heißt den kompletten Alltag betreffenden – Angsterkrankungen und akutem mentalen Stress. Etwa ein Viertel der Befragten (27,4 %) gab an, unter Allergien zu leiden; davon 7,7 % an ganzjährigen, 6,1 % an saisonalen und 13,6 % an anderen Formen von allergischen Reaktionen. Es zeigte sich, dass Menschen, die an einer generalisierten Angststörung litten, auch häufiger Pollenallergien hatten, nicht aber das ganze Jahr andauernde Allergien. Diese traten in der Gruppe der Angsterkrankten sogar statistisch seltener auf. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass Personen mit andauernden Allergien andere Stressverarbeitungsstrategien entwickelt haben, die sie vor Angststörungen schützten. Bei den ganzjährigen Allergien gab es dagegen einen positiven Zusammenhang mit Depressionen und depressiven Phasen. Durch den Aufbau der Studie konnte aber nicht geklärt werden, ob Allergien die Angreifbarkeit für Depressionen erhöht oder ob sie selbst ein Risikofaktor für Allergien sind. Für das Forschungsteam überraschend war die Tatsache, dass das Auftreten von Nahrungsmittel- oder Medikamentenallergien nicht oder nur geringfügig von psychischen Faktoren beeinflusst wurde. In der Studie wurden mögliche Störfaktoren, die den Zusammenhang fälschlicherweise beeinflussen könnten, statistisch herausgerechnet. Das relativ hohe Durchschnittsalter von 61 Jahren und die damit einhergehende Unterrepräsentierung jüngerer Menschen sehen die Autoren als Einschränkung der Aussagekraft der Untersuchung. Außerdem handelte es sich nur um eigene Angaben seitens der Patienten und nicht um Allergiediagnosen. Insbesondere zeige diese Studie, so die Autoren, wie wichtig es sei, dem Patienten ausreichend Zeit zu widmen. Nur so könnten psychosoziale Aspekte neben den klinischen Untersuchungen in eine Therapie einfließen, wie sie in der Hochschulambulanz für Umweltmedizin am UNIKA-T praktiziert wird. Die Daten der Studie wurden im Rahmen der zweiten Nachfolgestudie zur KORA-Studie S4 erhoben. Das Zentrum für Gesundheitswissenschaften am Universitätsklinikum Augsburg, UNIKA T, ist ein vom Universitätsklinikum Augsburg, der TUM und der LMU gemeinsam getragener Forschungsverbund. (am)
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