Pulmonaler Rundherd: Vorhersagemodell trifft Aussagen zum Lungenkrebsrisiko

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Ein unter Verwendung klinischer und radiologischer Merkmale entwickeltes Risikovorhersagemodell könnte es möglich machen, Patienten mit einem pulmonalen Rundherd Gruppen mit hohem oder niedrigem Risiko für Lungenkrebs zuzuordnen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung US-amerikanischer Wissenschaftler.

„Pulmonale Rundherde sind keine Seltenheit, doch zu bestimmen, welche sich zu einem Lungenkarzinom entwickeln, ist eine Herausforderung“, sagt Dr. Barbara Nemesure, Leiterin des Cancer Prevention and Control Program und des Lung Cancer Program am Stony Brook Cancer Center in New York, Hauptautorin der Studie.

Obwohl Lungenkrebs in den USA die häufigste Todesursache bei Krebserkrankungen darstellt, liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei lokalisierten Krankheiten nach jüngsten Statistiken bei über 50 Prozent. Die Mehrzahl der Fälle von Lungenkrebs wird jedoch erst diagnostiziert, nachdem der Krebs metastasiert ist. „Lungenkrebs ist in frühen Stadien oft asymptomatisch, und die Identifizierung von Personen mit hohem Risiko hat höchste Priorität“, sagte Nemesure.

Zu den älteren Studien auf diesem Gebiet gehört eine retrospektive Analyse von Lungenkrebspatienten und eine Analyse von Personen mit hohem Risiko, die sich einem Screening auf die Erkrankung unterziehen, stellt Nemesure fest. Die aktuelle Untersuchung zielte darauf ab, das Auftreten von Lungenkrebs bei Personen aus der Allgemeinbevölkerung, bei denen ein pulmonaler Rundherd entdeckt wurde, prospektiv vorherzusagen.

Nemesure und Kollegen analysierten Daten von 2924 Patienten, die sich zwischen dem 1. Januar 2002 und dem 31. Dezember 2015 im Lung Cancer Evaluation Center des Stony Brook Cancer Center mit einem pulmonalen Rundherd vorstellten. Von der Analyse ausgeschlossen wurden Patienten, wenn sie schon einmal an Lungenkrebs erkrankt gewesen waren oder wenn bei ihnen innerhalb von sechs Monaten nach der ersten Konsultation Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in eine Entdeckungskohorte (1469 Patienten) und eine Replikationskohorte (1455 Patienten) eingeteilt. Unter ihnen entwickelten 171 über einen Zeitraum von 13 Jahren ein Lungenkarzinom.

Die Studienautoren sammelten klinische und radiologische Daten, um ein Risikovorhersagemodell zu entwickeln. Unter Verwendung multivariabler Analysen fanden die Forscher heraus, dass die Kombination der Variablen Alter, Nikotinkonsum in Packungsjahren, persönliche Krebsanamnese, das Vorhandensein einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung und Eigenschaften des pulmonalen Rundherdes (Größe, spikuliert, Milchglastrübung) am besten vorhersagen kann, welcher Patient in der Entdeckungskohorte ein Lungenkarzinom entwickeln würde. Diese Faktoren wurden kombiniert, um einen Gesamtrisiko-Score zu entwickeln, mit dem Patienten in Kategorien mit hohem und niedrigem Risiko eingeteilt werden können.

Bei der Anwendung des Risiko-Scores auf die Replikationskohorte stellten die Forscher fest, dass das Modell das Krebsrisiko mit einer Sensitivität und Spezifität von 73 Prozent bzw. 81 Prozent unterscheiden konnte. Verglichen mit Personen in der Kategorie mit niedrigem Risiko hatten diejenigen in der Kategorie mit hohem Risiko ein mehr als 14-faches Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.

„Mit unserem Modell können wir beurteilen, welche Personen mit pulmonalem Rundherd engmaschig überwacht werden sollten, damit wir die Krankheit frühzeitig erkennen und letztendlich die Last der Todesfälle durch Lungenkrebs verringern können“, sagt Nemesure. „Auch wenn die Mehrzahl der pulmonalen Rundherde sich nicht zu einer Krebserkrankung entwickelt, ist es immer noch von entscheidender Bedeutung, dass die Patientensich nachbeobachten lassen“, stellt die Medizinerin klar.