Radiologen warnen vor Fehlern bei Krankenhausreform

In ländlichen Regionen tragen Schlaganfall- und Traumanetzwerke einen wichtigen Teil zur schnellen Versorgung von Notfällen bei – Krankenhäuser und ambulante Radiologen arbeiten hierbei seit vielen Jahren erfolgreich Hand in Hand. Ein deutschlandweiter Verbund professionell geführter radiologischer und nuklearmedizinischer Praxen (RadiologenGruppe 2020) warnt: Durch die aktuell geplante Krankenhausreform könnten diese wichtigen Kooperationen gefährdet werden.

Mit der Krankenhausreform soll sich in Zukunft einiges im Gesundheitssystem ändern. Doch auch wenn eine Reform notwendig ist: Es gibt bestehende, gut funktionierende Strukturen, die aktuell die medizinische Versorgung auf dem Land stärken – unter anderem im Bereich der Diagnostik. „Viele ambulante Radiologen, insbesondere im ländlichen Raum, haben in Zusammenarbeit mit kleinen, regionalen Krankenhäusern Netzwerke geschaffen, die sich bewährt haben, um eine umfassende radiologische Versorgung zu gewährleisten. Wir befürworten grundsätzlich die Krankenhausreform, aber appellieren an den Bund, bei deren Entwicklung bestehende Kooperationen zu unterstützen und mit uns in einem konstruktiven Dialog gemeinsam weitere langfristige Lösungen zu erarbeiten“, erklärte Dr.
Thomas C. Miller, Facharzt für diagnostische Radiologie, Vorsitzender der Radiologie Initiative Bayern und kooptiertes Mitglied im Aufsichtsrat der RadiologenGruppe 2020. „Im Rahmen der Reform sollten auch
ambulante Ärzte in die Planung einbezogen und eine Überregulierung sollte vermieden werden“, betonte Miller.

Funktionierende Strukturen erhalten

Viele kleine ländliche Kliniken verfügen meist aus Kostengründen nur über eine begrenzte Auswahl radiologischer Geräte. Damit den Gemeinden keine hochmodernen CT- und MRT-Untersuchungen verwehrt bleiben, arbeiten Krankenhäuser mit ambulanten Radiologie-Praxen zusammen. „Solche Kooperationen sind unter anderem aus betriebswirtschaftlichen Gründen sinnig. Indem ambulante Radiologen Krankenhauspatienten untersuchen, entlasten sie außerdem Kliniken und tragen zur Sicherung der Gesundheitsversorgung auf dem Land bei. In vielen Regionen gibt es zudem Zusammenschlüsse wie Schlaganfall- und Trauma-Netzwerke, die eine schnellere Untersuchung von Notfällen ermöglichen“, berichtet Miller.

Ambulanzen einbeziehen

Aufgrund der Zusammenarbeit von Ambulanz und Krankenhaus beeinflussen die aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen nicht nur die Zukunft der Kliniken, sondern auch die der Praxen. „Bei der Ausarbeitung der Reform für stationäre Häuser dürfen ambulante Einrichtungen nicht vergessen werden. Denn fällt die betriebswirtschaftliche Basis der Ambulanz weg, drohen Schließungen radiologischer Praxen“, befürchtet Miller. Das wäre für die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung gefährlich.

„Viele Radiologen wären im ländlichen Raum nicht mehr schnell erreichbar, sondern nur in den großen, weit entfernten Kliniken vertreten. Wie sollen in kleinen Gemeinden dann Erkrankungen zügig erkannt werden?“, fragt Miller und fordert: „Wir brauchen von der Politik Leitplanken wie Zertifizierungen und Qualitätsrichtlinien, die auch mit Ärzten der Ambulanz besprochen sind. Viele Mitglieder der Expertenkommission wissen oftmals gar nicht, wie genau die medizinische Versorgung beispielsweise im ländlichen Bayern aussieht. Für sinnige und realitätsnahe Entscheidungen bedarf es daher der Kommunikation auf Augenhöhe mit regionalen Standesvertretern.“