Rätsel gelöst? Warum manche Patienten mit schwerem Asthma schlecht auf die Therapie ansprechen

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Patienten mit der schwersten Form von Asthma produzieren, wenn sie während eines Asthmaanfalls Medikamente verwenden, in ihren Atemwegen Substanzen, die die Wirkung der Behandlung blockieren. Das berichtet eine US-amerikanische Arbeitsgruppe in einer kürzlich veröffentlichten Studie.

Den Ergebnissen der Untersuchung zufolge werden zwei verschiedene Wachstumsfaktoren in den Atemwegen von Patienten mit schwerem Asthma aktiviert, wenn sie Corticosteroide inhalieren.

Die Entdeckung wurde gemacht, als Forscher ein altes Rätsel in der Asthmabehandlung untersuchten: Warum manche der Patienten, die am stärksten an Asthma leiden, mit herkömmlichen Notfallbehandlungen oft den geringsten Erfolg erzielen.

Die Forscher fanden heraus, dass inhalative Corticosteroide (ICS) bei Patienten mit schwerem Asthma die Sekretion von Fibroblasten-Wachstumsfaktor (FGF) und Granulozyten-Kolonie stimulierender Faktor (G-CSF) im Atemwegsepithel fördern.

„Wir glauben, dass diese Reaktion erklärt, warum Patienten mit schwerem Asthma auf eine solche konventionelle Therapie nicht ansprechen“, erklärt Autor Prof. Reynold Panettieri Jr. von der Rutgers Robert Wood Johnson Medical School (USA). Die Forscher verglichen Proben bronchialer Epithelzellen (BAECs), die ICS ausgesetzt waren und von Patienten aus drei Gruppen stammten: Personen mit schwerem Asthma, solchen mit mittelschwerem Asthma und gesunde Freiwillige.

Die Wissenschaftler führten eine genetische Analyse durch, um festzustellen, welche Gene in den BAECs eingeschaltet waren. So stellten sie fest, dass die Wachstumsfaktoren FGF und G-CSF nur in den Zellen der Patienten mit schwerem Asthma exprimiert wurden.

Wachstumsfaktoren seien wichtig für die Regulierung einer Vielzahl zellulärer Prozesse, erklärt Panettieri. Im Falle eines Asthmaanfalls bei Patienten mit schwerem Asthma wirken die in den Zellen identifizierten Wachstumsfaktoren, die die großen verbindenden Atemwege auskleiden, direkt der Wirkung der Corticosteroide entgegen. Die Ergebnisse der Studie deuten den Forschenden zufolge darauf hin, dass in den Zellen von Patienten mit schwerem Asthma – insbesondere in denjenigen, die an Entzündungen beteiligt sind – verschiedene zelluläre Signalwege am Werk sind.

So stellen sich die Forscher ein neues Medikament vor: In einer Studie an Mäusen stellten Wissenschaftler fest, dass, wenn sie die Kaskade von Chemikalien blockierten, die letztendlich die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren auslöst, Corticosteroide die Entzündung der Atemwege wirksam rückgängig machten und sogar die Vernarbung des Gewebes verhinderten.

„In unserer Studie haben wir einen möglichen Mechanismus aufgedeckt, der erklärt, warum Patienten mit schwerem Asthma nicht auf konventionelle Therapien ansprechen“, fasst Panettieri zusammen. „Wenn wir neue Behandlungsansätze entdecken könnten, die diesen Mechanismus direkt beeinflussen, könnten wir möglicherweise die Empfindlichkeit gegenüber dem Steroid wiederherstellen und die Ergebnisse verbessern.“