RCC mit Progress nach ICI: Tivozanib-Monotherapie wirkt besser als Kombination mit Nivolumab

Prof. Toni Choueiri vom Arthur and Linda Gelb Center for Translational Research. Foto: © Sam Ogden/Bildquelle: European Society for Medical Oncology

Was tun, wenn es bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) zu einem Progress kommt, nachdem sie in ihrer Therapiesequenz einen Immuncheckpoint-Inhibitor (ICI) bekommen hatten?

Um zwei Optionen in dieser Situation zu überprüfen, hat ein internationales Wissenschaftlerteam um Toni Choueiri (Boston, MA, USA) in der Studie TiNivo-2 die Kombination aus dem ICI Nivolumab und dem Tyrosinkinaseinhibitor Tivozanib einer Tivozanib-Monotherapie gegenübergestellt.

TiNivo-2 ist eine multizentrische, randomisierte, offene Phase-III-Studie an 190 Standorten in 16 Ländern in Australien, Europa, Nordamerika und Südamerika, finanziert von Aveo Pharmaceuticals. Patienten mit fortgeschrittenem RCC und Progression während oder nach ein bis zwei vorherigen Therapielinien (incl. 1 ICI) wurden 1:1 auf Tivozanib (0,89 mg pro Tag, oral) + Nivolumab (480 mg alle 4 Wochen, i.v.) oder Tivozanib (1,34 mg pro Tag, oral) randomisiert. Die Forscher stratifizierten die Randomisierung nach unmittelbarer vorheriger Therapie (ICI oder andere Therapie) und Risikokategorie gemäß International Metastatic Renal Cell Carcinoma Database Consortium. Der primäre Endpunkt war das PFS, definiert als die Zeit von der Randomisierung bis zur ersten Dokumentation einer objektiven progressiven Erkrankung gemäß RECIST 1.1 (Response Evaluation Criteria in Solid Tumors), beurteilt durch unabhängige radiologische Untersuchung, oder Tod aufgrund jeglicher Ursache. Die Autoren bewerteten die Wirksamkeit in der Intention-to-Treat-Population und die Sicherheit bei allen Patienten, die mindestens eine Dosis des Studienmedikaments erhielten.

Vom 04.11.2021 bis zum 16.06.2023 wurden 343 Patienten randomisiert einer Tivozanib-Nivolumab-Therapie (n=171) oder einer Tivozanib-Monotherapie (n=172) zugewiesen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 12,0 Monate. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) lag bei 5,7 Monaten (95%-Konfidenzintervall [KI] 4,0-7,4) mit Tivozanib-Nivolumab und bei 7,4 Monaten (95%-KI 5,6–9,2) unter Tivozanib-Monotherapie (Hazard Ratio [HR] 1,10; 95%-KI 0,84–1,43; p=0,49). Bei denjenigen, die als unmittelbare Vortherapie einen ICI erhalten hatten (n=244), betrug das mediane PFS 7,4 Monate (95%-KI 5,6–9,6) mit Tivozanib-Nivolumab und 9,2 Monate (95%-KI 7,4–10,0) mit Tivozanib allein. Hatten die Patienten als letzte Therapie etwas anderes als einen ICI erhalten, so war ein niedrigeres medianes PFS zu beobachten, nämlich in beiden Gruppen von 3,7 Monaten. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei 54 (32%) von 168 Patienten auf, die Tivozanib-Nivolumab erhielten, und bei 64 (37%) von 171 ­Patienten, die allein mit Tivozanib behandelt wurden. In der Tivozanib-Gruppe trat 1 (<1%) behandlungsbedingter Todesfall auf.

„Diese Daten untermauern, dass von einer erneuten ICI-Behandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem RCC abgeraten werden sollte“, betonen Erstautor Toni K. Choueiri und Kollegen. „Darüber hinaus legen diese Daten nahe, dass eine Tivozanib-Monotherapie nach einer ICI-Behandlung wirksam ist.“

(ms)