Real-World-Daten zu COVID-19 und Cannabis: Konsum steht mit erhöhtem Risiko für eine schwere Erkrankung in Zusammenhang26. Juni 2024 Foto: © Josh/stock.adobe.com Eine neue Studie von US-Forschern bestätigt, dass der Konsum von Cannabis mit einem erhöhten Risiko für eine schwere Erkrankung bei COVID-19-Patienten verbunden ist. Für die kürzlich in „JAMA Network Open“ veröffentlichte Studie analysierten die Wissenschaftler von der Washington University School of Medicine in St. Louis die Krankenakten von 72.501 Personen, die in den ersten beiden Jahren der COVID-19-Pandemie wegen einer SARS-CoV-2-Infektion behandelt wurden. Dabei stellten sie fest, dass Patienten, die nach eigenen Angaben im Jahr vor ihrer COVID-19-Erkrankung mindestens einmal Cannabis in irgendeiner Form konsumiert hatten, mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit hospitalisiert beziehungsweise auf einer Intensivstation versorgt werden mussten als Menschen ohne eine solche Vorgeschichte. Dieses erhöhte Risiko für schwere Erkrankungen war vergleichbar mit dem, dass bei Rauchern beobachtet wurde. „In der Öffentlichkeit herrscht der Eindruck, dass der Konsum von Cannabis sicher ist – dass er der Gesundheit nicht so sehr schadet wie Rauchen oder Trinken – und dass es sich sogar positiv auswirken kann“, erläutert Seniorautor Psychiatrie-Professor Li-Shiun Chen. „Ich denke, das liegt daran, dass es nicht so viel Forschung zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Cannabis im Vergleich zu Tabak oder Alkohol gibt. Wir haben herausgefunden, dass Cannabiskonsum im Zusammenhang mit COVID-19 keineswegs harmlos ist. Menschen, die angaben, aktuell Cannabis zu konsumieren – egal in welcher Häufigkeit – mussten häufiger in ein Krankenhaus und auf eine Intensivstation eingeliefert werden als Menschen, die kein Cannabis konsumierten.“ Der Cannabiskonsum unterschied sich in einem wichtigen Ergebnismaß vom Tabakrauchen: dem Überleben. Während Raucher deutlich häufiger an COVID-19 verstarben als Nichtraucher – ein Ergebnis, das mit zahlreichen anderen Studien übereinstimmt –, galt dies laut der Studie nicht für Cannabiskonsumenten. „Die unabhängige Wirkung von Cannabis ist ähnlich der unabhängigen Wirkung von Tabak in Bezug auf das Risiko eines Aufenthaltes in einem Krankenhaus und einer Intensivstation“, erklärt Chen. „Was das Sterberisiko betrifft, ist das Risiko im Zusammenhang mit Tabak eindeutig, aber für Cannabis ist weitere Evidenz nötig.“ Die Autoren der Studie analysierten anonymisierte elektronische Gesundheitsakten von Personen, die zwischen dem 1. Februar 2020 und dem 31. Januar 2022 wegen COVID-19 in Krankenhäusern des Kliniknetzwerkes BJC HealthCare in den US-Bundesstaaten Missouri und Illinois behandelt worden waren. Die Akten enthielten Daten zu demografischen Merkmalen wie Geschlecht, Alter und Ethnie der Patienten, zu anderen Erkrankungen wie Diabetes und Herzkrankheiten, zum Konsum von Substanzen wie Tabak, Alkohol, Cannabis und Vaping sowie zu den Folgen der Erkrankung – insbesondere Krankenhausaufenthalt, Aufnahme auf eine Intensivstation und das Überleben. Höhere Wahrscheinlichkeit für Hospitalisierung und intensivmedizinische Versorgung Zu beobachten war, dass COVID-19-Patienten, die laut eigenen Angaben im Vorjahr Cannabis konsumiert hatten, mit 80 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit hospitalisiert und mit 27 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit auf einer Intensivstation behandelt wurden als Patienten, die kein Cannabis konsumiert hatten. Dabei wurden Tabakrauchen, Impfungen, andere Erkrankungen, das Diagnosedatum und demografische Faktoren berücksichtigt. Zum Vergleich: Tabakraucher mit COVID-19 mussten nach Berücksichtigung anderer Faktoren zu 72 Prozent häufiger in einem Krankenhaus versorgt werden und benötigten mit einer um 22 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit häufiger eine Behandlung einer Intensivstation als Nichtraucher. Diese Ergebnisse widersprechen laut den Studienautoren anderen Forschungsergebnissen, die darauf hindeuten, dass Cannabis dem Körper helfen kann, Viruserkrankungen wie COVID-19 zu bekämpfen. „Die meisten Belege dafür, dass Cannabis sich positiv auswirken kann, stammen aus Zellstudien oder Untersuchungen an Tieren“, sagt Chen. „Der Vorteil unserer Studie besteht darin, dass sie an Menschen durchgeführt wurde und reale Gesundheitsdaten zum Einsatz kamen, die über einen längeren Zeitraum an mehreren Standorten gesammelt wurden. Alle Outcomes wurden überprüft: Krankenhausaufenthalt, Aufenthalt auf der Intensivstation, Tod. Mithilfe dieses Datensatzes konnten wir die gut belegten Auswirkungen des Rauchens bestätigen, was darauf hindeutet, dass die Daten zuverlässig sind.“ Die Studie war nicht darauf ausgelegt, die Frage zu beantworten, warum Cannabiskonsum COVID-19 verschlimmern könnte. Eine Möglichkeit ist, dass das Einatmen von Marihuanarauch das empfindliche Lungengewebe schädigt und es anfälliger für Infektionen macht, ähnlich wie Tabakrauch Lungenschäden verursacht, die Menschen einem Lungenentzündungsrisiko aussetzen, erklären die Forschenden. Das heißt nicht, dass der Konsum von Esswaren sicherer wäre als das Rauchen von Joints. Es sei auch möglich, dass Cannabis – bekannt dafür, das Immunsystem zu unterdrücken – die Fähigkeit des Körpers zur Abwehr von Virusinfektionen untergräbt, und das unabhängig davon, wie es konsumiert wird, stellten die Forschenden fest. „Wir wissen einfach nicht, ob essbare Cannabisprodukte sicherer sind“, ergänzt Erstautor Dr. Nicholas Griffith von der Washington University. „Den Probanden wurde eine Ja-oder-Nein-Frage gestellt: ‚Haben Sie im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert?‘ Das gab uns genug Informationen, um festzustellen, dass der Gesundheitsverlauf anders sein wird, wenn man Cannabis konsumiert – aber wir können nicht wissen, wie viel Cannabis man konsumieren muss oder ob es einen Unterschied macht, ob man es raucht oder in essbarer Form konsumiert. Das sind Fragen, auf die wir wirklich gerne Antworten hätten. Ich hoffe, dass diese Studie die Tür zu weiterer Forschung über die gesundheitlichen Auswirkungen von Cannabis öffnet.“
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