Reduktion von Luftverschmutzung: Großer Nutzen innerhalb kurzer Zeit6. Dezember 2019 Foto: © Sergey Nivens/Adobe Stock Eine Reduktion der Luftverschmutzung kann rasch dramatische Auswirkungen auf Gesundheits-Outcomes zur Folge haben sowie zu einer Abnahme der Morbidität aufgrund aller Ursachen führen. Das geht aus den Ergebnissen einer neuen Studie hervor, die gerade in den „Annals of the American Thoracic Society“ veröffentlicht wurde. In der Studie des Environmental Committee of the Forum of International Respiratory Societies (FIRS) wurden Maßnahmen untersucht, bei denen man bemüht war, die Luftverschmutzung bereits an deren Ausgangsort zu verringern. Die Wissenschaftler beurteilten sowohl die damit verbundenen Outcomes als auch die Zeit bis zum Erreichen dieser Outcomes bei unterschiedlichen Gelegenheit und in verschiedenen Ländern. Das Ergebnis: Die Verbesserung in Bezug auf die Gesundheit der Bevölkerung waren bemerkenswert. So gab es beispielsweise ab der ersten Woche eines Rauchverbotes in Irland einen Rückgang der Gesamtmortalität um 13 Prozent, eine Abnahme ischämischer Herzkrankheiten um 26 Prozent, um 32 Prozent weniger Schlaganfälle und eine Abnahme der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) um 38 Prozent. Interessanterweise war der größte Nutzen in diesem Fall bei Nichtrauchern zu verzeichnen. „Wir wussten, dass die Bekämpfung der Luftverschmutzung Vorteile mit sich bringt, aber das Ausmaß und die relativ kurze Zeit, um diese zu erreichen, waren beeindruckend“, erklärt Dr. Dean Schraufnagel, Hauptautor des Berichts. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen auf die Gesundheit nach einer geringeren Belastung durch Luftverschmutzung beinahe unmittelbar und erheblich sind. Es ist wichtig, dass die Regierungen die WHO-Richtlinien für Luftverschmutzung unverzüglich verabschieden und durchsetzen.“ In den USA führte die Schließung eines Stahlwerks in Utah dem Bericht zufolge nach 13 Monaten zu einer Halbierung der Krankenhauseinweisungen wegen Lungenentzündung, Pleuritis, Bronchitis und Asthma. Bei Kindern sanken die Fehlzeiten in der Schule um 40 Prozent und die tägliche Sterblichkeit um 16 Prozent je 100 μg/m3 PM10. Frauen, die zum Zeitpunkt der Schließung des Stahlwerks schwanger waren, erlitten mit geringerer Wahrscheinlichkeit Frühgeburten. Eine 17-tägige Maßnahme den Straßenverkehr in Atlanta, Georgia, während der Olympischen Spiele 1996 betreffend beinhaltete die Absperrung ganzer Stadtteile. Damit sollte es den Sportlern ermöglicht werden, rechtzeitig zu ihren Wettkämpfen zu gelangen. Ziel war es aber auch, die Luftverschmutzung stark zu verringern. In den folgenden vier Wochen wurden 40 Prozent weniger Kinder wegen Asthma in Kliniken eingeliefert, Transporte in Notaufnahmen aus demselben Grund gingen um elf Prozent zurück. Krankenhausaufenthalte wegen Asthma nahmen um 19 Prozent ab. Ebenso verbesserte sich in China bei Betroffenen die Lungenfunktion innerhalb von zwei Monaten, als es während der Olympischen Spiele in Peking Einschränkungen für die Industrie und den Straßenverkehr gab: Es wurden weniger Asthma-bezogene Arztbesuche und eine geringere Mortalität aufgrund kardiovaskulärer Ursachen festgestellt. Neben Maßnahmen, die sich auf ganze Städte bezogen, führte die Reduzierung der Luftverschmutzung in Haushalten ebenfalls zu gesundheitlichen Vorteilen. In Nigeria wurden in Familien, die während der Schwangerschaft eines Familienmitgliedes emissionsarme Kochstellen nutzten, die die Luftverschmutzung innerhalb der Wohnräume verringerten, Kinder mit höherem Geburtsgewicht und höherem Gestationsalter geboren. Zudem war in diesen Familien die perinatale Mortalität geringer. Für den aktuellen Bericht wurden auch die Auswirkungen umweltpolitischer Maßnahmen auf die Wirtschaft untersucht. 25 Jahre nach Inkrafttreten des Clean Air Act schätzte die US-amerikanische Umweltschutzbehörde, dass die gesundheitlichen Vorteile die Kosten im Verhältnis 32:1 überstiegen und 2 Billionen US-Dollar einsparten. Das Gesetz wurde als eine der wirksamsten Maßnahmen aller Zeiten auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheit in den USA bezeichnet. Die Emissionen der wichtigsten Schadstoffe (Feinstaub, Schwefeloxide, Stickoxide, Kohlenmonoxid, flüchtige organische Verbindungen und Blei) konnten zwischen 1990 und 2015 um 73 Prozent gesenkt werden, während das Bruttoinlandsprodukt der USA um mehr als 250 Prozent zulegte. Angesichts dieser Erkenntnisse zeigt sich Schraufnagel hoffnungsvoll: „Die Luftverschmutzung ist ein größtenteils vermeidbares Gesundheitsrisiko, das alle Menschen betrifft. Das Wachstum der Städte, die zunehmende Industrialisierung, die globale Erwärmung und neue Erkenntnisse zu den Folgen der Luftverschmutzung erhöhen die Dringlichkeit deren Bekämpfung und unterstreichen, welche Folgen es hat, wenn man untätig bleibt“, sagt er. „Glücklicherweise kann eine Reduzierung der Luftverschmutzung zu einem raschen und erheblichen Gesundheitsgewinn führen. Durch umfassende Maßnahmen, die ein ganzes Land betreffen, kann die Gesamtmortalität innerhalb weniger Wochen gesenkt werden. Lokale Programme wie die Reduzierung des Verkehrs haben ebenfalls viele Maße der Gesundheit umgehend verbessert.“
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