Refraktive Kataraktchirurgie: Studiendaten unterstützen optimierte Linsenwahl

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Neue Studienergebnisse der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie von MedUni Wien und AKH Wien zeigen die Stabilität von Speziallinsen im Auge, unterstützen die passende Wahl des Implantates und helfen so, korrektive Eingriffe zu vermeiden.

Schon seit längerem können bei den ambulanten Eingriffen zur Behandlung der Katarakt durch Verwendung spezieller Intraokularlinsen (IOL) gleichzeitig auch bestehende Fehlsichtigkeiten korrigiert werden, so etwa Presbyopie oder Astigmatismus.
Torische IOL, die einen Astigmatismus korrigieren, kommen in der Kataraktchirurgie immer häufiger zum Einsatz. Damit diese speziellen Linsen besseres Sehen ermöglichen, müssen sie stabil im Auge sitzen. „Die volle Wirkung dieser Linsen ist stark von deren stabilen Sitz abhängig. Nur eine optimale Rotationsstabilität ermöglicht den Patientinnen und Patienten ein gutes Sehen und kann ihnen eine Folge-Operation ersparen“, erklärt Christina Leydolt von der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie von MedUni Wien und AKH Wien.

Damit künftig nach einer Kataraktoperation keine weiteren Eingriffe am Auge erforderlich sind, um den Astigmatismus zu korrigieren, wurden an der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie mehrere Studien zur Rotationsstabilität von torischen Intraokularlinsen durchgeführt. „Wir haben eine sehr exakte Methode entwickelt, um die Stabilität von torischen Linsen zu messen und zu analysieren“, sagt Leydolt. „Die Studienergebnisse helfen uns dabei, das für das Auge passendste Linsenimplantat zu wählen und im Zuge der Kataraktoperation eine optimale Astigmatismuskorrektur zu erreichen. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das ein gutes Sehen ohne Brille nach einer Katarakt-OP und keine weiteren korrektiven Eingriffe.“

Aktuelle Studie untersucht die Verbesserung des intermediären Sehens
Zusätzlich zur Linsentrübung kann bei einer Kataraktoperation durch das Einsetzen von Multifokallinsen auch die Presbyopie korrigiert werden, die jeden Menschen etwa ab dem 40. Lebensjahr trifft. Multifokallinsen ermöglichen weitgehende Brillenfreiheit bei Fern- und Nahsicht. Eine neue Generation dieser Speziallinsen verspricht nun, auch das intermediäre Sehen zu verbessern.
„Das Angebot an unterschiedlichen Multifokallinsen nimmt stetig zu und richtet sich nach den steigenden Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten“, berichtet Leydolt. „An Bedeutung gewinnt das intermediäre Sehen auf eine Entfernung von 50 bis 80 Zentimetern, weil das der Abstand ist, auf dem man den Bildschirm von Laptops oder PCs vor sich hat.“
Wie gut die neuen Multifokallinsen das intermediäre Sehen tatsächlich verbessern, wird in einer aktuell laufenden Studie unter der Leitung von Leydolt erforscht. Erste Ergebnisse werden im Frühjahr 2021 erwartet.

Literatur
1. Schartmüller D, Schwarzenbacher L, Meyer EL, Schriefl S, Leydolt C, Menapace R. Comparison of long-term rotational stability of three commonly implanted intraocular lenses. American Journal of Ophthalmology. https://www.ajo.com/article/S0002-9394(20)30376-7/fulltext
doi: 10.1016/j.ajo.2020.07.019
2. Schartmüller D, Schriefl S, Schwarzenbacher L, Leydolt C, Menapace R. True rotational stability of a single-piece hydrophobic intraocular lens. British Journal of Ophthalmology. https://bjo.bmj.com/content/103/2/186
doi: 10.1136/bjophthalmol-2017-311797