Regionalanästhesie bei ambulanten Notfalloperationen an den oberen Extremitäten bei Kindern im Schulalter?

Foto: Aleksandr -stock.adobe.com

Die periphere Regionalanästhesie wird bei Kindern selten als alleinige Anästhesietechnik eingesetzt und oft mit einer tiefen Sedierung oder Vollnarkose zu analgetischen Zwecken kombiniert. Ärzten aus Frankreich zufolge ist ein Notfalleingriff im Wachzustand jedoch möglich.

Aus der Literatur gibt es keine Angaben zum Mindestalter, ab dem eine Regionalanästhesie zur Erleichterung ambulanter Operationen bei Kindern erfolgen könnte. Die französischen Mediziner postulierten nun, dass Kinder im schulpflichtigen Alter (6–12 Jahre) unter Regionalanästhesie und mit Strategien zur Angstminderung einer Notfalloperation an den oberen Extremitäten im Wachzustand unterzogen werden können. Sie führten dazu die periphere Regionalanästhesie mit 0,35 % Ropivacain unter Ultraschallkontrolle und ohne Neurostimulation durch. Um die Angst zu reduzieren, sahen sich die jungen Patienten während des gesamten Eingriffes Zeichentrickfilme auf Touchscreen-Tablets an. Sedativa oder eine Vollnarkose wurden nur bei Bedarf verabreicht. Die Angst wurde während der Regionalanästhesie und der Operation mithilfe der Kurzform der Modified Yale Preoperative Anxiety Scale bewertet. Verhaltensänderungen wurden am 14. postoperativen Tag mithilfe des Post Hospitalization Behavior Questionnaire (PHBQ) ermittelt.

Von den 99 untersuchten Kindern wurden 81 (82 %) erfolgreich unter peripherer Regionalanästhesie im Wachzustand operiert. Die Erfolgsrate stieg mit zunehmendem Alter von zwölf (67 %) bei Sechsjährigen auf zehn (100 %) bei Zwölfjährigen. Bei der Nachuntersuchung, zwei Wochen postoperativ, wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse oder signifikanten Verhaltensstörungen beobachtet. Auch die Bewertungen des Klinikpersonals ergaben nur geringe Schwierigkeitsgrade in der Gruppe mit alleiniger Regionalanästhesie, abgesehen von der Kathetereinführung bei zwei Patienten. Die Verabreichung einer peripheren Regionalanästhesie wurde bei sechs (41 %) der Patienten in der Untergruppe mit Regionalanästhesie mit einer Sedierung und/oder Vollnarkose als schwierig bewertet.

Die Verwendung der Regionalanästhesie zur Erleichterung chirurgischer Eingriffe bei Schulkindern im Wachzustand, die sich einer dringenden Operation an den oberen Extremitäten unterziehen, ist möglich. Weitere Untersuchungen zum direkten Vergleich der Regionalanästhesie mit einer Vollnarkose sind aber noch notwendig.

(bi/BIERMANN)

Originalarbeit: Maupain O et al. Regional anaesthesia for awake urgent upper limb surgery in children: a prospective cohort study. Anaesthesia 2025;80(9):1065–1073, doi: 10.1111/anae.16594