Reha im Wandel: Mehr Patienten, moderne Methoden, digitale Zukunft28. Oktober 2025 Stefan Middeldorf (Foto: Intercongress GmbH) Reha-Einrichtungen setzen auf neue Wege: Bewegungs-Apps und telemedizinische Ansätze begleiten Patienten digital in der Klinik, später auch zu Hause, während moderne Robotik gezielt bei speziellen Übungen unterstützt. Ein Thema im Fokus des DKOU 2025. Bei chronischen Rücken- und Gelenkbeschwerden, nach Unfällen oder dem Einsatz künstlicher Hüft- oder Kniegelenke steht meist eine orthopädische Rehabilitation auf dem Plan. Sie hilft den Menschen dabei, wieder fit für den Alltag zu werden und ihre Lebensqualität zurück-zugewinnen.1,2 Ein weiteres Ziel ist es, die Arbeit wieder aufnehmen zu können.2 Dabei setzen Rehaeinrichtungen auf neue Wege: Bewegungs-Apps und telemedizinische Ansätze begleiten Patientinnen und Patienten digital in der Klinik und später zu Hause.3,4 Und die moderne Robotik unterstützt gezielt bei speziellen Übungen.3-5 Diese Entwicklungen zeigen Wirkung: So verläuft nicht nur die Heilung oft schneller, auch die Zufriedenheit mit der Behandlung steigt.6 „Reha ist eine wichtige Etappe auf dem Weg ins selbstbestimmte Leben“ Etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland nehmen jedes Jahr eine Reha-Maßnahme infolge einer orthopädischen Erkrankung in Anspruch.7 Allein die Deutsche Rentenversicherung (DRV) zählte im Jahr 2023 über 350.000 Behandlungen, was mehr als einem Drittel aller medizinischen Reha-Leistungen entspricht.2 Frauen und Männer sind dabei nahezu gleich häufig betroffen. Je nach individueller Situation erfolgt die Rehabilitation stationär in einer spezialisierten Einrichtung oder ambulant in Wohnortnähe.2 Ein Großteil der Behandlungen schließt sich an Operationen mit Hüft- oder Kniegelenksersatz an.8 „Für viele Patientinnen und Patienten ist die Reha eine wichtige Etappe auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben – sie lindert Schmerzen, verbessert die Beweglichkeit und Mobilität und stärkt die psychische Stabilität“, erläutert Dr. Stefan Middeldorf anlässlich des DKOU 2025. Smarter Umgang mit zunehmendem Bedarf Der Bedarf an Rehabilitations-Maßnahmen steigt stetig. Ein Grund sind die kürzer gewordenen Verweildauern im Krankenhaus.9 Nach einer Hüft- oder Kniegelenkoperation liegt diese bei circa fünf bis zehn Tagen, bei Fast-Track-Verfahren sogar deutlich darunter.10-12 Dazu kommt die demografische Entwicklung mit einer älter werdenden Bevölkerung sowie der Eintritt der geburtenstarken Babyboomer-Generation (heute zwischen 55 und 65 Jahre) in ein Lebensalter, in dem orthopädische Beschwerden deutlich zunehmen.2 Dies ist bereits ab dem 40. Lebensjahr der Fall.2 „Durch zunehmende Behandlungszahlen und limitierte Plätze hat der Durchsatz in den Rehakliniken zugenommen“, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Bad Staffelstein. Während in der frühen Phase meist klassische Methoden, etwa Physiotherapie, gerätegestütztes Training sowie physikalische Therapieansätze wie Elektrostimulation oder die Balneotherapie eingesetzt werden, hat die orthopädische Rehabilitation in den letzten Jahren einen starken Modernisierungsschub erfahren. So stehen heute für die späteren Phasen eHealth-Anwendungen (s. Hintergrund am Textende) mit und ohne Sensoren neben Virtual-Reality-Formaten und telemedizinischen Angeboten. Auch Wearables werden eingesetzt, zum Teil als Feedbackgeber oder in Kombination mit robotergestützten Rehabilitationsgeräten.5 Rehabilitation verbessert in jedem Fall die Gesundheit.2,3 Um jedoch einen nachhaltigen Effekt zu erzielen und die Systeme zu entlasten, bedarf es laut Middeldorf jedoch eines breiten Einsatzes digitaler und smarter Methoden insbesondere in der Reha-Nachsorge. Vorteile der Telerehabilitation Ein erfolgreiches Beispiel in der Reha-Nachsorge ist die Telerehabilitationsplattform Caspar Health.6 Sie bietet nicht nur Übungen auf Endgeräten, sondern ermöglicht auch einen individuellen Austausch mit speziell ausgebildetem Personal via Videotelefonie.6 Das personalisierte, therapiebegleitende Programm wird seit 2022 von der DRV erfolgreich in der Reha-Nachsorge eingesetzt. Seit Juni 2024 haben einige gesetzliche Krankenkassen nachgezogen.13 Die Telerehabilitation zeigt im Vergleich mit der wohnortnahen konventionellen ambulanten Reha-Nachsorge die gleiche Effizienz bei geringerem Personaleinsatz. In einigen Fällen ist sie sogar effektiver, etwa hinsichtlich der Schmerzreduktion, Funktionalität und Lebensqualität bei Arthrose und Rückenschmerzen.3,4 In jedem Fall ist sie leicht zugänglich, flexibel und zeitunabhängig in den Alltag zu integrieren.13,14 Schnellerer Erholung durch Prähabilitation Aktuell im Kommen ist die Prähabilitation. Sie steht für den gezielten Aufbau von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer vor einer Operation.15 Ein gezieltes, nur wenige Wochen vor einem Eingriff begonnenes Trainingsprogramm soll helfen, sich danach schneller zu erholen.15 Das Konzept wird bei Gelenkersatz an Knie und Hüfte untersucht.16 Neben körperlichem Training gehören zu dem Konzept noch weitere Komponenten wie zum Beispiel die Optimierung der Ernährung, psychosoziale Unterstützung und Motivationstraining.17 Aktuell werden die Kosten für diese neue Form noch nicht von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen.18 Middeldorf ist jedoch davon überzeugt, dass sich die Prähabilitation in den nächsten Jahren zum Standard entwickeln werde. Tempo und bessere Kooperation gefordert „Angesichts des steigenden Bedarfs an Rehamaßnahmen und eher limitierter personeller Ressourcen in diesem Bereich ist es dringend geboten, den Ausbau der Digitalisierung in der Reha zu beschleunigen und die intersektorale Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten, Akutkrankenhäusern und Rehaeinrichtungen zu fördern“, bilanziert der DKOU-Kongresspräsident. Nur so könne die Effizienz nach Ansicht des Experten gesteigert und den Anforderungen des Gesundheitssystems Rechnung getragen werden. So bliebe das gut ausgebaute deutsche Rehabilitationswesen im internationalen Vergleich einzigartig. Hintergrund: Digitale Hefer in der Reha eHealth-Anwendungen wie Apps, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) und Telereha-Programme halten zunehmend Einzug in die orthopädische Rehabilitation. Sie ergänzen das klassische Training, bieten Unterstützung zu Hause – und entlasten das Gesundheitssystem. Die Gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für DiGAs, teils auch für Telereha-Angebote – Kosten-Nutzen-Bewertungen laufen aktuell. Apps für Bewegung und Schmerzmanagement Herodikos: App zur Versorgung von Rücken- und Knieschmerzen. Kaia (DiGA): Digitales Programm für Erwachsene mit chronischen Rückenschmerzen. Vivira (DiGA): Entwickelt zur Behandlung unspezifischer Kreuzschmerzen oder Arthrose der Wirbelsäule. Telerehabilitation zu Hause Caspar Health: Individueller Trainingsplan mit Übungsvideos, persönlichem Feedback und Begleitung via App und Videochat. Finanziert von der Deutschen Rentenversicherung, teilweise auch von Krankenkassen. Postoperative Trainingshilfen GenuSport Knietrainer: App-gestütztes Trainingsgerät für die Reha nach Knieoperationen. Die Kosten werden bislang nicht von der GKV übernommen.
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