Reizdarm-Syndrom: Review gibt Überblick über international schwer zugängliche chinesische Studien

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Zwei chinesische Wissenschaftler haben kürzlich einen Übersichtsartikel im „Chinese Medical Journal“ veröffentlicht, in dem die Ergebnisse der in China durchgeführten Studien zum Reizdarmsyndrom (RDS) zusammengefasst werden.

Diese Arbeit schließe eine besondere Lücke in der weltweiten Fachliteratur zum Thema RDS, wie Hauptautor Dr. Jin-Song Lui von der Huazhong Science and Technology University, China, erklärt: „Obwohl China die größte vom RDS betroffene Bevölkerung hat, sind chinesische RDS-Studie bislang weltweit nicht sehr bekannt, da die meisten Veröffentlichungen in chinesischer Sprache verfasst sind. Daher hielten wir es für notwendig, die chinesische Literatur zu überprüfen und einem breiteren Publikum vorzustellen, um die Erforschung und das Management von RDS zu fördern.“ Die Forschenden sammelten Artikel, die seit 2010 in China über RDS veröffentlicht wurden, und verdichteten sie zu einer Übersicht, die drei verschiedene Aspekte abdeckte: Epidemiologie, Diagnose und Management.

Der Abschnitt Epidemiologie fasst die Ergebnisse von Studien zu den unterschiedlichen Auswirkungen des RDS auf Subpopulationen zusammen. In China liegt die globale Prävalenz der Erkrankung laut einem älteren Review je nach den verwendeten diagnostischen Kriterien zwischen fünf und zehn Prozent. In aktuellen Studien wurden die Kriterien jedoch nach den neueren westlichen Richtlinien angepasst und zeigen, dass beispielsweise die Prävalenz bei jungen Erwachsenen bis zu 33 Prozent betragen kann. In der chinesischen Literatur zum RDS werden mehrere Risikofaktoren genannt, darunter akute gastrointestinale Infektionen, Alkoholkonsum, weibliches Geschlecht und Angst oder Depression. Darüber hinaus scheinen Erwachsene im Alter von 39 bis 59 Jahren einem höheren Risiko ausgesetzt zu sein. Bemerkenswerterweise wurden bei der Prävalenz des RDS innerhalb Chinas regionale Unterschiede festgestellt.

Bei der Diagnose werden gemeinhin die Rom-Kriterien am häufigsten verwendet, hauptsächlich die Kriterien Rom III und Rom IV. Chinesischen Experten zufolge sind die Rom-III-Kriterien für die Diagnose von RDS in China geeigneter, da die Rom-IV-Kriterien in ihren Definitionen restriktiver sind und Bauchschmerzen statt nur Beschwerden erfordern, um das Vorliegen eines RDS auch nur in Betracht zu ziehen. Der Übersichtsartikel behandelt auch andere gastrointestinale Erkrankungen, bei denen sich die Symptome mit denen des RDS überschneiden, ebenso wie die am häufigsten untersuchten Biomarker zur Diagnose und Behandlung des RDS. Zu diesem letzten Punkt heben die Autoren fäkales Calprotectin, Bluterythrozytensedimentation, übermäßiges Wachstum von Bakterien im Dünndarm und die Blutkonzentrationen intestinaler fettsäurebindender Proteine als vielversprechende Biomarker hervor. Es bedürfe jedoch weiterer Forschung, um ihre Verwendung sowohl klinisch als auch wissenschaftlich zu validieren, so die Wissenschaftler.

In Bezug auf das RDS-Management in China wurden verschiedene Strategien untersucht. Festzustellen ist, dass bestimmte Arten von Lebensmitteln mit dem RDS in Verbindung gebracht werden; hauptsächlich kalte Speisen, scharf gewürzte Speisen, rohe Speisen, fettige Speisen und Milchprodukte mit Ausnahme von Joghurt. Weitere Studien sollen helfen zu klären, welche Ernährungsform am besten geeignet ist, um das RDS zu bekämpfen oder die Symptome zu lindern. Der Übersichtsartikel geht auf verschiedene Behandlungsarten und deren bisherige Erfolge ein. Das Antibiotikum Rifaximin wird am häufigsten verwendet, da gastrointestinale Infektionen eine wichtige Rolle beim von Durchfall dominierten RDS spielen, das bei chinesischen Patienten am häufigsten auftritt. Es gibt einige begrenzte Hinweise auf das Potenzial bestimmter krampflösender Mittel und Sekretagoga, während die Behandlung mit Probiotika oder Fäkalem Mikrobiomtransfer besonders wirksam im Sinne einer Verbesserung der Symptome ohne Nebenwirkungen war. Schließlich hat auch „Tong Xie Yao Fang“, eine traditionelle chinesische Medizin auf pflanzlicher Basis, in einigen Studien Potenzial als wirksame Behandlung gezeigt.

Insgesamt werde dieses Review dazu beitragen, dass chinesische RDS-Studien ein breiteres Publikum erreichen, meinen die Autoren. Dies wiederum werde zur Entwicklung besserer Verfahren beitragen. „Unser Artikel wird es Wissenschaftlern ermöglichen, chinesische Ergebnisse zum RDS mit den weltweit veröffentlichten zu vergleichen. Wir hoffen, dass dies zukünftige Forschungsarbeiten zum RDS inspirieren wird“, schließt Lui.