Rekonstruktion der Ossikelkette: Entfernung des Malleus empfohlen

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Die Evaluierung der Hörleistung von Patienten mit Entfernung des Malleus bei Rekonstruktion der Ossikelkette war Gegenstand einer kürzlich in „Otolaryngology – Head and Neck Surgery“ publizierten Untersuchung US-amerikanischer Otolaryngologen.

Dabei lag der Fokus der Analyse auf der Analyse der Hörleistungen, die aus der Verwendung von kompletten oder partiellen Ossikelprothesen aus Titan oder aus Hydroxylapatit resultieren. Die Autoren verglichen in ihrer retrospektiven Fallserienuntersuchung auch die Leistung partieller Ossikelprothesen aus Titan vs. Hydroxylapatit im Rahmen der Tertiärversorgung.

Für dieses Review wurden die Daten von 139 konsekutiven Patienten analysiert, die mit chronischer Mittelohrentzündung und ­Perforation (mit oder ohne Cholesteatom) vorstellig wurden. Die Patienten wurden alle zunächst mittels Tympanoplastik Typ I (mit oder ohne Mastoidektomie) therapiert und die Erkrankung im Folgenden durch Implantation einer kompletten oder partiellen Ossikelprothese (total ossicular prostheses = TOP und partial ossicular prostheses = POP) behandelt. Die Eingriffe wurden zwischen Juli 2010 und Juli 2015 vorgenommen. Der Malleus wurde bei allen Patienten komplett entfernt. Die Hör­leistung wurde mittels Durchschnittswerten des Luft- und Knochenleitungsvermögens (0,5, 1,2 kHz) prä- und postoperativ bestimmt. Die Schall-Leitungskomponente (Air-bone gap, ABG) sowie Veränderungen der Schall-Leitungskomponente (ΔABG) wurden analysiert und auch hier die prä- und postoperativen Ergebnisse verglichen.

Die durchschnittliche ABG sank von 29,4 ± 12,3 dB postoperativ auf 18,2 ± 11,4 dB; die durchschnittliche ΔABG betrug 14,5 dB (95 %-Konfidenzintervall 12,793–16,203). Ein Gesamterfolg wurde von 69,1 % der Patienten erzielt. Die POP-Gruppe erzielte höhere Erfolgsraten (70,9 %) als die TOP-Gruppe (59,1 %). Die durchschnittliche AGB sank innerhalb der chirurgischen Gruppen (TOP und POP) sowie dem für die Prothesen verwendeten Material (Titan und Hydroxylapatit) signifikant, wobei die Verwendung von Titan in beiden Gruppen zu höheren Erfolgsraten führte als die Verwendung von Hydroxylapatit: POP: P = 0,0478 und TOP: P = 0,0251). Die Rate für die Akzeptanz des Implantates lag bei 98 %.

Die Entfernung des Malleus während einer Rekonstruktion der Ossikelkette – unabhängig vom Ausmaß der Erkrankung – erlaubt eine einfachere Rekonstruktion und bessere Behandlungsergebnisse als die Erhaltung des Malleus und sollte daher bei der Planung des chirugischen Eingriffes in Betracht gezogen werden, so die Schlussfolgerung der Autoren. (am)