Reproduzierbarkeit ist Voraussetzung für bessere Forschungsqualität22. November 2017 Foto: © Africa Studio/fotolia.com Mehr als zehn laufende Projekte präsentiert das QUEST – Center for Transforming Biomedical Research am Berlin Institute of Health (BIH) zur Eröffnung. Es zielt dabei auf verbesserte Forschungsqualität und damit auf bessere Therapien für Patientinnen und Patienten. Die Debatte um „Forschungsmüll“ in der biomedizinischen Forschung beschäftigt Expertinnen und Experten bereits seit mehreren Jahren intensiv. Themen wie eine radikale Veränderung der Belohnungskultur, alternative Forschungsmethoden, Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Forschung insgesamt und damit zur größeren Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse, freier Zugang zu Publikationen sowie die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Forschung haben in Forschungseinrichtungen weltweit Hochkonjunktur. In Berlin wurde am 17. November das QUEST – Center für Transforming Biomedical Research am Berlin Institute of Health mit einem wissenschaftlichen Symposium eröffnet. Als erstes Center weltweit konzentriert sich das QUEST auf diese Schwerpunktthemen. Sie sollen dazu beitragen, die Forschungsqualität und insbesondere Werthaltigkeit der Leistung in der präklinischen und klinischen Forschung zu evaluieren, zu verbessern und weiter zu entwickeln. Im März 2017 hat Prof. Ulrich Dirnagl, Direktor des Centrums für Schlaganfallforschung Berlin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Gründungsdirektor des QUEST Center, die Leitung der neuen Einheit am BIH übernommen. Zehn Projekte für mehr Forschungsqualität Zur Eröffnung präsentiert er mehr als zehn laufende Projekte. Darunter eine Studie zur Publikationsrate von klinischen Studien in allen deutschen Universitätskliniken, deren Ergebnisse in Kürze erwartet werden. Die Einführung eines elektronischen Laborbuchs an der Charité ist ebenfalls ein laufendes Projekt. Das digitale Datenmanagement soll dazu beitragen, durch Reporting-Guidelines Forschende bei der Planung und Analyse von experimentellen Studien und der Etablierung von qualitätssichernden Maßnahmen zu unterstützten. Zu weiteren Maßnahmen gehören beispielsweise die Förderung von Veröffentlichungen auch von negativen Ergebnissen, ein Fonds für Open Access-Gebühren sowie die Gründung einer Genossenschaft, bei der Bürgerinnen und Bürger Mitglieder werden und so ihre persönlichen Daten sicher speichern, verwalten und den Zugriff auf diese Daten selber kontrollieren können. „Berufliches Fortkommen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hängt heute nach wie vor davon ab, wie viel und wo ich meine Ergebnisse publiziere. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Open Access-Publizieren zum Beispiel muss auch ein Indikator für gute Forschung sein“, sagt Dirnagl. Er treibt seit vielen Jahren engagiert den Kulturwandel in der Forschung voran. Eine ganz wichtige Voraussetzung für validere Forschung sei aber auch die Reproduzierbarkeit. „Forschungsergebnisse aus Labor und Klinik müssen sich nachkochen lassen, um ihre statistische Schlagkraft zu erhöhen“, sagt Dirnagl. Erfolgreiche Methoden und Initiativen Die Eröffnung wurde mit einem wissenschaftlichen Symposium begangen. International renommierte Expertinnen und Experten stellten ihre Aktivitäten zur Debatte „reduce waste – increase value“ vor. David Moher vom Ottawa Hospital Research Institute skizzierte Methoden und Initiativen, die in Kanada und in den Vereinigten Staaten bereits erfolgreich zu einem Wandel und zu Wertsteigerungen in der biomedizinischen Forschung geführt haben. So sei das Montreal Neurological Institute and Hospital mittlerweile ein vollständiges Open Science-Institut, da dort alle Publikationen Open Access publiziert werden. Auch ein Publication Officer kann nach Aussagen Mohers zum Kulturwandel beitragen. Er schlug außerdem vor, die gängigen Indikatoren zur Messung von Forschungsleistungen neu zu definieren und sogenannten Trial Tracker zur Überprüfung der Registrierung und Veröffentlichung klinischer Studien zu etablieren. Die Expertinnen und Experten Ernst Hafen (ETH Zürich), Ivan Oransky (New York University School of Medicine, Frank Miedema (University Medical Center Utrecht), Trish Groves (The BMI, UK), Daniel Strech (Medizinische Hochschule Hannover) und Londa Schiebinger (Stanford University) stellten ihre Projekte zur Verbesserung der Forschungsqualität vor und diskutierten offen über ihre Erfolge und Misserfolge.
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