Resektions-Interpositions-Arthroplastik des Ellenbogens – Ist die Indikation heute noch gegeben?2. September 2022 Radiologisches Bild einer Cubitalarthritis (LDE 4) mit destruierten Gelenkflächen humero-ulnar und resezierten Radiusköpfchen. (Bild: Biehl) In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse einer Ellenbogen-Resektions-Interpositions-Arthroplastik (RIAP) mit denen einer erweiterten Synovialektomie nach Stellbrink bei Rheumatoider Arthritis im Langzeitverlauf verglichen. Das Ellenbogengelenk ist im Verlauf der rheumatischen Erkrankung häufig (70–90 %) mit betroffen. Veränderungen an Hand und Schulter stehen für Patienten und Therapeuten meist im Vordergrund der Aufmerksamkeit, da Störungen der Funktion im Ellenbogengelenk relativ gut durch die angrenzenden Gelenke kompensiert werden. Beschwerden werden zumeist nachrangig eingestuft, wenn gleichzeitig Funktionsstörungen der Hände oder der Schulter bestehen. Die rheumatische Ellenbogenarthritis wird daher meist erst in Spätstadien und vergleichsweise selten operativ therapiert. Um dieses Gelenk nicht zu übersehen oder zu vergessen, bietet sich eine Untersuchung und Dokumentation im Rahmen der Orthopädisch Rheumatologischen Jahresuntersuchung (ORJ) oder des DAS28 an. Die Fortschritte der medikamentösen Therapie, aber auch die Weiterentwicklung der Prothetik und operativen Verfahren der letzten Jahre lassen die Operation der Ellenbogen-RIAP in den Hintergrund rücken. Bei der Versorgung sollen die rheumatische Gelenkentzündung beseitigt, der Schmerz reduziert und die Gelenkfunktion erhalten werden. Für nachfolgende endoprothetische Versorgungen scheint die weniger invasive erweitere Synovialektomie geeigneter. Die Indikation für eine Ellenbogen-RIAP erscheint aber für spezielle Situationen und auch nach einer erweiterten Synovialektomie weiterhin gegeben. Um betroffene Patienten entsprechend beraten zu können, sind Ergebnisse im Langzeitverlauf nach solchen Versorgungen erforderlich. Daher wurden in einer retrospektiven Studie insgesamt 151 Operationen an rheumatischen Ellenbogengelenken im Langzeitverlauf evaluiert. Dem Patientenkollektiv mit Ellenbogen-RIAP wurde ein Kollektiv mit erweiterter Synovialektomie nach Stellbrink gegenübergestellt und anhand verschiedener Scores verglichen. Der Unterschied zwischen beiden Verfahren besteht in den destruierten Gelenkflächen des humero-ulnaren Gelenkes (Abb.). Im Vergleich zu der Gruppe der Spätsynovialektomien mit Radiusköpfchenresektion zeigte die Gruppe mit Ellenbogen-RIAP erwartungsgemäß eine längere Symptom- und Erkrankungsdauer. Der Altersdurchschnitt lag knapp über dem 56. Lebensjahr. Beide Kollektive erreichen im HSS-Score, MEPS und im QuickDASH-Score postoperativ durchschnittlich gute und sehr gute Ergebnisse (60 %). Einzig bei der Pro- und Supination zeigen sich statistisch signifikante Unterschiede zugunsten der erweiterten Synovialektomie. Die radiologische Verlaufskontrolle zeigte in beiden Gruppen eine mäßige Progredienz der radiologischen Veränderungen. Eine Korrelation mit den klinischen Ergebnissen bestand nicht.Die RIAP am Ellenbogengelenk mit Interposition eines Trizepsstreifens um die Epikondylen scheint auf den ersten Blick gegenüber der erweiterten Synovialektomie keine Vorteile zu bieten. Krepitationsgeräusche werden reduziert, auf die Stabilität des Gelenkes hat das Interponat weniger Einfluss als erhofft. Zusätzlich kommt es zur Schwächung der ohnehin kompromittierten Trizepsmuskulatur. Die Indikation ist eher als Alternative zur endoprothetischen Versorgung fortgeschritten destruierter Ellenbogengelenke zu sehen. Allerdings muss die Indikation ebenso streng gestellt werden. Hier sind neben einer ausführlichen Anamnese präoperativ die Ermittlung der individuellen Belastung und der Erwartungshorizont der Patienten genau zu ermitteln. Die gängigen Scores helfen nur eingeschränkt weiter. Fazit Zusammenfassend zeigen die vorgestellten Untersuchungsergebnisse nach Ellenbogen-RIAP, dass die Indikation zu dieser Versorgung weiterhin gegeben ist. Ein langfristig gutes Outcome ist abhängig von der Stabilität der Seitenbänder. Im klinischen Langzeitverlauf sind eine gute Schmerzreduktion und eine zufriedenstellende Gelenkfunktion zu erreichen. Im radiologischen Verlauf ist mit einer mäßigen Progredienz der destruktiven Gelenkveränderungen zu rechnen. Die Indikation zur Ellenbogen-RIAP ist sehr streng zu stellen, da diese langfristig größere Auswirkungen auf eine spätere endoprothetische Versorgung hat als die erweiterte Synovialektomie. Autor: Dr. med. Christoph BiehlKlinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie – Operative Notaufnahme, Experimentelle UnfallchirurgieUniversitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Campus GießenJustus-Liebig-Universität GießenRudolf-Buchheim-Straße 7, 35385 Gießen
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