Retinitis pigmentosa: Neue Behandlungsmöglichkeit entdeckt

Die Behandlung mit bioverfügbaren niedermolekularen Pharmakochaperonen, die auf den Sehrezeptor Rhodopsin abzielen, ist ein vielversprechender Ansatz, um die Degeneration der Photorezeptoren der Netzhaut zu verhindern. Illustration: © Beata Jastrzebska, erstellt aus Bildern auf Pixabay von justDIYteam und WikimediaImages (CC-BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

US-amerikanische Forscher haben mithilfe eines Computer-Screening-Ansatzes zwei Verbindungen identifiziert, die dazu beitragen könnten, den Sehkraftverlust bei Menschen mit Retinitis pigmentosa zu verhindern.

Die neuen Wirkstoffe wurden in einer Studie von Beata Jastrzebska von der Case Western Reserve University (USA) und Kollegen beschrieben und in der Open-Access-Zeitschrift „PLOS Biology“ veröffentlicht.

Bei Retinitis pigmentosa ist das Netzhautprotein Rhodopsin aufgrund genetischer Mutationen häufig fehlgefaltet. Das führt zum Absterben von Netzhautzellen und zu fortschreitender Erblindung. Zu den derzeitigen experimentellen Behandlungen gehören Retinoid-Verbindungen wie synthetische Vitamin-A-Derivate. Diese sind lichtempfindlich und können toxisch sein, was zu mehreren Nachteilen führt.

Zwei Verbindungen schützen vor Netzhautdegeneration

In der neuen Studie nutzten die Forscher ein virtuelles Screening, um nach neuen arzneimittelähnlichen Molekülen zu suchen. Diese sollten an die Struktur von Rhodopsin binden und diese stabilisieren, um seine Faltung und Bewegung in der Zelle zu verbessern. Es wurden zwei nicht-retinoide Verbindungen identifiziert, die diese Kriterien erfüllen und die Fähigkeit besitzen, die Blut-Hirn- und Blut-Retina-Schranke zu überwinden. Die Wissenschaftler testeten die Verbindungen im Labor. Sie zeigten, dass sie die Zelloberflächenexpression von Rhodopsin bei 36 von 123 genetischen Subtypen der Retinitis pigmentosa, einschließlich des häufigsten, verbesserten. Außerdem schützten sie bei Mäusen mit Retinitis pigmentosa vor einer Degeneration der Netzhaut.

„Wichtig ist, dass die Behandlung mit einem der beiden Wirkstoffe die allgemeine Gesundheit und Funktion der Netzhaut bei diesen Mäusen verbesserte, indem sie das Überleben ihrer Photorezeptoren verlängerte“, betonen die Autoren. Sie weisen jedoch darauf hin, dass weitere Studien mit diesen oder verwandten Wirkstoffen erforderlich sind, bevor die Behandlungen am Menschen getestet werden können.

Die Autoren fügen hinzu: „Vererbte Mutationen im Rhodopsin-Gen verursachen Retinitis pigmentosa (RP), eine fortschreitende und derzeit unbehandelbare Erblindungskrankheit. In dieser Studie wurden niedermolekulare Pharmakochaperone identifiziert, die die pathogenen Wirkungen verschiedener Rhodopsin-Mutanten in vitro unterdrücken und das Absterben der Photorezeptorzellen in einem Mausmodell der RP verlangsamen, was einen potenziellen neuen therapeutischen Ansatz zur Verhinderung des Sehkraftverlusts darstellt.“