Retinoblastom: Pathogene Varianten deuten auf eine mögliche Funktionsgewinn-Mutation hin

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Mexikanische Forscher haben herausgefunden, dass die Genmutation pR552* zum Wachstum eines Retinoblastoms beitragen könnte.

Die Studie deutet darauf hin, dass eine bestimmte genetische Veränderung, pR552*, das Gen nicht nur daran hindert, richtig zu funktionieren, sondern ihm auch eine neue Funktion verleiht, die zum Krebswachstum führt. Dies stelle die gängige Meinung in Frage, dass beide Kopien des Retinoblastom-Gens (RB1) geschädigt sein müssen, damit Krebs entstehen kann. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal „Genes & Cancer“.

Das Retinoblastom ist der häufigste Augenkrebs bei Kindern unter fünf Jahren. Es entsteht, wenn RB1, das normalerweise das Zellwachstum steuert, nicht mehr richtig funktioniert. Wenn dies geschieht, können die Zellen unkontrolliert wachsen und Tumore im Auge bilden. Zu den frühen Anzeichen gehören ein weißer Schimmer in der Pupille, eine Fehlstellung der Augen oder Sehstörungen. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung kann die Aussichten der Kinder erheblich verbessern.

Mutation zeigt zusätzliche schädliche Wirkung

Die Wissenschaftler untersuchten anhand von In-vitro-Modellen menschlicher Zellen drei spezifische Veränderungen im RB1-Gen. Sie fanden heraus, dass eine von ihnen, pR552*, die Zellen dazu veranlasste, mehr als üblich zu wachsen, zu überleben und sich zu bewegen. Im Gegensatz zu anderen Mutationen schien diese eine zusätzliche schädliche Wirkung zu haben, selbst wenn nur eine Kopie des Gens betroffen war.

Mutation ist stärker als angenommen

Die Forscher überprüften auch einen Fall von einer Familie in Mexiko. Hier wurde die pR552*-Mutation vom Vater an alle drei Kinder weitergegeben und jedes entwickelte ein Retinoblastom. Dies deute darauf hin, dass die Mutation stärker sein könnte als bisher angenommen und möglicherweise auch dann Krebs verursache, wenn die zweite Kopie des Gens normal ist.

Diese Entdeckung könnte, den Wissenschaftler zufolge, die Art und Weise verändern, wie Kliniker das Retinoblastom verstehen und behandeln. Bislang ging man davon aus, dass beide Kopien des RB1-Gens geschädigt sein müssen, damit die Krankheit auftritt. Diese Studie legt jedoch nahe, dass bereits eine fehlerhafte Kopie des Gens ausreichen könnte, um die Krankheit auszulösen. Wenn sich diese Erkenntnisse bestätigen, könnten sie die Entwicklung von genetischen Screening-Instrumenten unterstützen, um gefährdete Kinder früher zu erkennen und personalisierte Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Spielt die Mutation auch in anderen Krebsarten eine Rolle?

„Diese Mutante pR552* wurde in verschiedenen Studien unter anderem bei vietnamesischen, portugiesischen, kanadischen, amerikanischen, englischen und mexikanischen (diese Arbeit) Patienten mit einer hohen Rückfallquote identifiziert; daher haben wir beschlossen, diese spezielle Mutante weiter zu untersuchen“.

Die Wissenschaftler planen, diese Mutation weiter zu erforschen, um besser zu verstehen, wie sie funktioniert und ob sie auch bei anderen Krebsarten wie Knochen- und Gehirntumoren eine Rolle spielt. Ihre Arbeit könnte zu neuen Ansätzen für die Bekämpfung des Retinoblastoms und möglicherweise anderer Krebsarten führen, die mit dem RB1-Gen in Verbindung stehen.