Rettungskräfte brauchen Standard-Gesundheitschecks, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei der Arbeit zu vermeiden22. Dezember 2021 Foto: ©Wellnhofer Designs – stock.adobe.com Feuerwehrleute, Polizisten und Mitarbeiter des Gesundheitswesens könnten von regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und Überwachungsmaßnahmen profitieren, um Herz-Kreislauf-Ereignisse bei der Arbeit zu vermeiden, die ihnen selbst oder anderen schaden könnten. Dies geht aus einem Übersichtsartikel hervor, der aktuell im „European Journal of Preventive Cardiology“, einer Zeitschrift der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), veröffentlicht wurde. Das Dokument fasst das vorhandene Wissen über Screening, Überwachung und Risikomanagement zu gefährlichen Arbeitsplätzen zusammen. Als solche definiert waren Arbeitsplätze, bei denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Sicherheit des Arbeitnehmers und/oder anderer beeinträchtigen können und der Arbeitgeber die Pflicht hat, diese Risiken zu kontrollieren. Zu den gefährlichen Berufen gehören neben Notfallhelfern auch Bus- und Lkw-Fahrer, Piloten, Flugzeugbesatzungen und Astronauten. In dem Papier wird jedoch hervorgehoben, dass „das Fehlen eines Konsenses oder aktueller Erkenntnisse in der Regel dazu führt, dass Entscheidungen auf der Grundlage von Expertenmeinungen getroffen werden“. Dies könne zu einem Mangel an Konsistenz bei der klinischen Entscheidungsfindung führen, die zunehmend von Arbeitnehmer- wie auch Abreitgeberseite in Frage gestellt werde. Die Autoren um Dr. Iain T. Parsons vom Royal Centre for Defence Medicine in Birmingham (Großbritannien) erklären, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich seien, um ein optimales Gleichgewicht zwischen dem Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie der Öffentlichkeit und der Vermeidung von Arbeitsplatz-gefährdenden falsch-positiven Ergebnissen zu finden. Feuerwehr: Fast die Hälfte der Todesfälle im Dienst gehen auf das Herz zurück „Wenn wir das Beispiel der Feuerwehrleute nehmen, wissen wir, dass der Akt der Brandbekämpfung mit dem Plötzlichen Herztod durch koronare Herzkrankheiten in Verbindung gebracht wird“, erläuterte Parsons. Bei Feuerwehrleuten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache während des Dienstes und dieser Trend hat in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen. Herzinfarkte und Plötzlicher Herztod sind für 45 Prozent der Todesfälle bei Feuerwehrleuten im aktiven Dienst verantwortlich und treten hauptsächlich bei Löscharbeiten auf. „Derzeit überprüfen die Feuerwehren die kardiovaskuläre Fitness ihrer Mitarbeiter, aber die Tests sind von Land zu Land sehr unterschiedlich“, sagte Parsons. Evidenz-gestützte Standards für ein optimales Screening „In Berufen mit hohem Gefährdungspotenzial ist es sehr üblich, eine Mindestnorm für die körperliche Fitness anzuwenden“, fuhr er fort. „Standards für körperliche Fitness und Kraft haben zwei entscheidende Vorteile. Erstens wird sichergestellt, dass die Beschäftigten die wichtigsten körperlichen Aufgaben, die in ihrer Funktion erforderlich sind, ausführen können. Und zweitens, dass das Nichterreichen bestimmter körperlicher Fitnessschwellen unerkannte Gesundheitsprobleme (insbesondere im kardiopulmonalen und muskuloskelettalen Bereich) aufdeckt, die mit einem stark erhöhten Risiko für die betroffene Person, ihre Mitarbeiter oder die Öffentlichkeit verbunden wären.“ „Ein optimales Screening oder eine regelmäßige Untersuchung sollte jedoch durch Evidenz gestützt werden – und daran mangelt es derzeit“, kritisiert Parsons. „Es muss weiter erforscht werden, wann die Tauglichkeit zu beurteilen ist, welche zusätzlichen Maßnahmen die Morbidität oder Mortalität verringern könnten (z.B. Elektrokardiogramm oder Risikoscoring) und welche Nachteile die Durchführung dieser Maßnahmen mit sich bringt, z. B. in Bezug auf Kosten, falsch positive Ergebnisse und den Verlust von Arbeitskräften.“ Mangelnde Standards bei Piloten, mehr Sicherheit bei Astronauten Was die Piloten betrifft, so mangele es an einer Standardisierung der Zulassungsanforderungen zur Gewährleistung der Flugsicherheit. „Trotz der jüngsten Bemühungen um eine Vereinheitlichung der Standards zur Verbesserung des Konsenses bei der Bewertung des kardiovaskulären Risikos gibt es unterschiedliche Ansätze zur Bewertung des Risikos eines Piloten für kardiovaskuläre Ereignisse“, heißt es in dem Papier. „Auch die Anforderungen an die Meldung medizinischer Erkrankungen an die Behörden sind von Land zu Land unterschiedlich.“ Was die Astronauten betrifft, so sagen die Autoren voraus, dass mit dem Aufkommen der kommerziellen Raumfahrt und des Weltraumtourismus die berufliche Betreuung der Astronauten wahrscheinlich zunehmen wird. „Es könnte sein, dass qualifizierte Astronauten, die für Weltraumtouristen verantwortlich sind, eine gründlichere Untersuchung benötigen, da ein kardiales Ereignis bei einem Astronauten, der die Verantwortung für relative Laien trägt, noch katastrophalere Folgen haben könnte. Dies hängt jedoch vom Fahrzeug und der geplanten Reise sowie dem Grad der Automatisierung ab. Ich gehe davon aus, dass künftige Sicherheitsmodelle auf dem Vorbild der Luftfahrt beruhen werden, bei denen pro Mission zwei qualifizierte Astronauten erforderlich sind“, sagte Parsons. Transparente Kriterien schaffen und Studien auch auf Frauen ausrichten Die Autoren riefen zur Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern, Aufsichtsbehörden und medizinischen Fachgesellschaften auf, um transparente Kriterien für berufliche Vorsorgeuntersuchungen aufzustellen. Diese sollen ein Gleichgewicht zwischen individueller Gesundheit, Patientenrechten und öffentlicher Sicherheit herstellen. Parsons zufolge besteht der dringendste Bedarf darin, eine gesellschaftliche Standardisierung der Vorsorgeuntersuchungen und des Risikomanagements von Arbeitnehmern zu erreichen und die Möglichkeit zu schaffen, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Menschen in Beschäftigung zu halten. Angesichts dessen, dass die meisten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet an Männern durchgeführt wurden, aber Frauen zunehmend gefährliche Aufgaben übernehmen, sei es von entscheidender Bedeutung in Studien zu untersuchen, wie ihr kardiovaskuläres Risiko am besten bewertet und überwacht werden kann, um letztlich gefährliche Gesundheitsprobleme zu verhindern.
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