Review beleuchtet die Rolle des Darmmikrobioms bei Atopischer Dermatitis

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Atopische Dermatitis (AD) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, deren Hauptsymptome Rötungen, Schwellungen und juckender Hautausschlag sind. Sie tritt häufiger bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung auf. Die Manifestation der Symptome hängt von den Wechselwirkungen zwischen dem Immunsystem, Umweltfaktoren und der Darmmikrobiota ab. Viele Teile dieses komplexen Puzzles sind noch unentdeckt, aber die jüngste Forschung hat relevante Faktoren identifiziert.

Zu wissen, wie diese Faktoren zusammenhängen, ist von grundlegender Bedeutung für ein besseres Verständnis der Krankheit und dient als Grundlage für neue Therapien, so ein Übersichtsartikel, der von Forschenden aus Brasilien im International Journal of Molecular Sciences veröffentlicht wurde. AD betrifft 7–10 Prozent der Erwachsenen und 20–25 der Kleinkinder. Die Zahl der Fälle hat erheblich zugenommen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass dieser Anstieg auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist, wie Genetik, Autoimmunität, gestörte Integrität der Hautbarriere, Virusinfektionen, Zusammensetzung des Darmmikrobioms, Ernährungsgewohnheiten und Änderungen des Lebensstils. Eine Hypothese, die vorgeschlagen wurde, um den signifikanten Anstieg in Entwicklungsländern zu erklären, ist die mangelnde Exposition gegenüber nützlichen Bakterien, die die Immunreifung  beeinträchtigen kann.

Die Autorinnen und Autoren des aktuellen Reviews zeigen, dass die Darmmikrobiota im Mittelpunkt der jüngsten Forschung steht. „Das Darmmikrobiom ist nicht nur für 70 Prozent der Regulierung des Immunsystems, für die Aufrechterhaltung der Integrität der Hautbarriere und der Struktur des Magen-Darm-Trakts sowie für die Kontrolle der Nährstoffaufnahme und des Energiegleichgewichts verantwortlich, sondern ist auch über die sogenannte Darm-Haut-Achse direkt mit der Haut verbunden“, so Sabri Saeed Sanabani, Forscher am Institut für Tropenmedizin und Letztautor des Artikels.

In dem Artikel werden Hinweise darauf gegeben, dass Veränderungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms zur Entstehung von AD beitragen können. Studien haben eine erhöhte Abundanz von Clostridium difficile, Escherichia coli und Staphylococcus aureus sowie eine verringerte Abundanz von Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren (SCFAs) produzieren, wie Bifidobakterien und Bacteroides, im Darmmikrobiom von AD-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen festgestellt. Ein geringerer Gehalt an SCFAs wird häufig mit Darmentzündungen bei ansonsten gesunden Personen in Verbindung gebracht.

Was die Genetik betrifft, so umfasst die neueste Forschung zu diesem Thema genomweite Assoziationsstudien, die sich auf die Identifizierung von Assoziationen zwischen genetischen Varianten und wichtigen Phänotypen konzentrieren. Man hat bisher mehrere Marker gefunden, die mit der Anfälligkeit für AD und dessen Fortschreiten korrelieren, einschließlich Mutationen im Filaggrin-Gen, dem bekanntesten Risikofaktor für AD. Filaggrin ist ein Protein, das an Keratinfasern in Epithelzellen bindet. Ob die Veränderungen des Darmmikrobioms genetisch bedingt sind, ist jedoch unbekannt.

Die Umweltfaktoren sind ebenfalls weitgehend unbekannt, doch sind sich die Forschenden sicher, dass Allergene, Reizstoffe, Umweltverschmutzung und die Exposition gegenüber Mikroben zu einer Beeinträchtigung der Hautbarriere und einer Dysbiose des Darmmikrobioms beitragen. Die Übersichtsarbeit befasst sich auch mit vielversprechenden therapeutischen Ansätzen, wie  solchen, die auf epigenetische Veränderungen und die Modulation von Veränderungen der Vielfalt des Darmmikrobioms durch Ernährung, Probiotika und Präbiotika sowie Fäkaltransplantationen abzielen.

„Wie bei allen Übersichten dieser Art ging es auch bei unserem Review darum, die Ergebnisse der verfügbaren wissenschaftlichen Studien zu analysieren und Wissenslücken zu ermitteln, die durch künftige Forschung geschlossen werden müssen“, so Sanabani.