Rezidivierende Perikarditis: Verbindung mit körpereigenen Antikörpern entdeckt

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Eine Perikarditis kann in seltenen Fällen einige Monate nach erfolgreicher Akutbehandlung erneut auftreten. Forschende aus Italien und Deutschland machen nun Antikörper gegen den Antagonisten des Interleukin-1-Rezeptors dafür verantwortlich.

Eine Perikarditis ist mit circa 30 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr in Deutschland selten. Früh entdeckt ist sie gut zu behandeln. Bleibt sie jedoch unentdeckt, kann sie lebensbedrohlich sein. In einigen Fällen klingt sie ab und kehrt nach einigen Monaten wieder. Erst kürzlich wurde die erste europäische Leitlinie zur Behandlung von Myokarditis und Perikarditis veröffentlicht. Zwar werden darin Empfehlungen zum Management der Perikarditis ausgesprochen, die Leitlinie weist aber auch auf erhebliche Evidenzlücken hin.

Eine solche haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Italien und Deutschland vorgenommen. Sie entdeckten einen neuen Zusammenhang für die rezidivierende Perikarditis, wie sie im Fachmagazin „JAMA Network Open“ berichten. Ihre Studie stand unter Leitung von Prof. Lorenz Thurner, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, und dem Internisten Prof. Antonio Brucato von der Universität Mailand (Italien).

Antikörper gegen IL-1Ra bei aktiver Perikarditis nachgewiesen

Die beteiligten Forscher untersuchten Plasmaproben sowie die klinischen Daten von 142 Patientinnen und Patienten mit Perikarditis aus der italienischen Studie PERIPLO. Die Studienteilnehmer waren im Median 49 Jahre alt (Interquartilsabstand 33–60) und 56 Prozent waren Frauen. „Bei mehr als der Hälfte derjenigen, die eine aktive Perikarditis hatten, konnten Antikörper nachgewiesen werden, die den Antagonisten des Interleukin-1-Rezeptors (IL-1Ra) blockieren“, berichtet Thurner.

Interleukin-1 ist ein Bestandteil des Immunsystems, der Entzündungsreaktionen zur Abwehr von Viren und Bakterien fördert. „Wird nun der Antagonist dieses Interleukin-1 unterdrückt, stehen dem entzündungsfördernden Botenstoff buchstäblich alle Türen offen“, erklärt Co-Erstautor PD Dr. Christoph Kessel von der Universität Münster. „Denn indem der betreffende Antikörper die natürliche Balance zwischen Entzündungsreaktion und deren Hemmung stört, fördert er auf diese Weise eine erneut auftretende Perikarditis.“

Antikörper stehen in Verbindung mit aktivem Krankheitsschub

Interessanterweise beobachteten die Forscher einige Patienten im Rahmen der PERIPLO-Studie auch über einen längeren Zeitraum hinweg. „Dabei konnten wir sowohl den Krankheitsverlauf als auch den Antikörperstatus verfolgen“, berichtet Co-Erstautorin Dr. Maddalena Alessandra Wu, Studienleiterin der PERIPLO-Studie von der Universität Mailand.

„Dabei stellten wir fest, dass die Antikörper verschwanden, wenn die Entzündung abgeklungen ist und sich die entzündungshemmenden Abwehrmechanismen der Patienten erholten.“ Dies deute darauf hin, dass die Antikörper nur vorübergehend auftreten und mit aktiven Krankheitsschüben in Verbindung stehen.

Die Studienautoren schränken ein, dass die Erkenntnisse durch die geringe Studiengröße und den hypothesengeleiteten Ansatz begrenzt sind. Dennoch sei die Studie die erste, die auf eine vorübergehende IL-1Ra-Autoimmunität als Merkmal einer aktiven rezidivierenden Perikarditis hinweist. Daher sehen die Wissenschaftler in ihren Ergebnissen eine vielversprechende Grundlage für weitere Forschungen. Neben einem neuen Ansatzpunkt für die Entwicklung von Biomarkern und eine verbesserte Krankheitsüberwachung könnten sich daraus möglicherweise auch neue therapeutische Ansätze gegen die rezidivierende Perikarditis ergeben.

(ah/BIERMANN)