Risiko für Lungenkrebs durch ultraprozessierte Lebensmittel? Studie lässt Assoziation vermuten

Erhöht Fast-Food das Lungenkrebsrisiko? Eine Untersuchung aus China könnte zu dieser Schlussfolgerung führen. (Foto: © Fokasu Art/stock.adobe.com)

Ultraprozessierte Lebensmittel stehen im Verdacht, langfristig eine Reihe von Gesundheitsproblemen und Erkrankungen auszulösen oder zu fördern. Nun präsentierten Forschende aus China eine Studie, die den Konsum solcher Produkte mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs in Zusammenhang bringt.

Bislang habe es in dieser Hinsicht nur begrenzte und nicht einheitliche Erkenntnisse gegeben, schreiben Kanran Wang vom Chongqing Cancer Hospital und Kollegen.

Für ihre Untersuchung hatten sich die Wissenschaftler Daten von Teilnehmenden aus der PLCO-Cancer-Screening-Studie (Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian) bedient. Mittels validierter Fragebögen zu Ernährungsgewohnheiten in der Vergangenheit hatten deren Autoren den Lebensmittelkonsum der Probanden bewertet.

Die aufgeführten Produkte hatte man dann anhand der NOVA-Klassifikation in vier Kategorien eingeteilt, und zwar nach dem Grad der Verarbeitung.

Mehr als 1700 Fälle von Lungenkrebs ausgewertet

Alle in der aktuellen Arbeit beurteilten Fälle von Lungenkrebs waren pathologisch verifiziert worden. Man führte eine multivariate Cox-Regression durch, um den Zusammenhang zwischen konsumierten ultraprozessierten Lebensmitteln und Lungenkrebs zu beurteilen. Dabei berücksichtigten die Forschenden verschiedene mögliche Störfaktoren. Dazu gehörten wichtige Risikofaktoren in Verbindung mit Lungenkrebs und der Ernährungsqualität insgesamt.

Die Forschenden werteten insgesamt 1706 Lungenkrebsfälle aus, darunter 1473 mit Nichtkleinzelligem (NSCLC) und 233 mit Kleinzelligem Lungenkrebs (SCLC). Diese stellte man während einer Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 12,2 Jahren unter insgesamt 101.732 Personen fest (Durchschnittsalter 62,5 Jahre).

Nach multivariater Adjustierung wurde deutlich, dass Personen aus dem höchsten Quartil bezüglich des Konsums ultra­prozessierter Lebensmittel im Vergleich zu jenen aus dem niedrigsten Quartil ein höheres Lungenkrebsrisiko besaßen (Hazard Ratio [HR] 1,41; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,22–1,60). Ebenso erhöht war das Risiko speziell für NSCLC (HR 1,37; 95%-KI 1,20–1,58) und SCLC (HR 1,44; 95%-KI 1,03–2,10). Diese Ergebnisse waren auch nach Subgruppen- und Sensitivitäts­analysen statistisch signifikant, wie die Autoren betonen.

Wissenschaftliche Diskussion um Definition ultra-prozessierter Lebensmittel

Was genau unter ultra-prozessierten Lebensmitteln zu verstehen ist, und wie eine Risikobewertung aussehen könnten, wird allerdings immer noch diskutiert – so beispielsweise vor wenigen Wochen auf einer Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Derzeit bestehe noch kein wissenschaftlicher Konsens über einheitliche, objektive und eindeutige Kriterien für eine Beschreibung von Verarbeitungsgraden, hieß es dort.

Dr. Ralf Greiner vom Max Rubner-Institut in Karlsruhe beispielsweise hatte auf der DGE-Tagung zu dem Begriff „Ultra-processed Foods“ und der NOVA-Klassifikation solcher Lebensmittel referiert. Sein Fazit: Kein Klassifizierungssystem berücksichtigt die komplexen Auswirkungen der Lebensmittelverarbeitungsverfahren nicht und es fehlen auch an wissenschaftlich fundierten Daten.

(ac/mkl/BIERMANN)