Risikofaktoren für Mortalität bei Lungenkrebs: Studie zeigt globale Trends auf

Die Statistik für die Jahre 1990-2019 falle erst einmal vergleichsweise positiv aus, doch würden die mit Tabakkonsum, Luftverschmutzung und Asbestbelastung assoziierten Mortalitätstrends bei dieser Bewertung nicht ausreichend berücksichtigt, meinen die Autoren einer neuen Studie. (Abbildung/KI-generiert: © Ali/stock.adobe.com)

Wie eine aktuelle Analyse zeigt, bleibt Tabakkonsum die häufigste Todesursache bei Lungenkrebs. Immer mehr Anlass zur Sorge bietet in diesem Kontakt die Feinstaubbelastung, wie aus der Auswertung ebenfalls hervorgeht.

Zwar ist die Zahl der Todesfälle aufgrund von Lungenkrebs und damit assoziierte andere Krebserkrankungen in den vergangenen rund 30 Jahren (1990–2019) rückläufig, was die zehn bevölkerungsreichsten Länder der Welt betrifft, doch es bleibt viel zu tun. So besteht weiterhin dringender Bedarf an öffentlichen Maßnahmen, um den Tabakkonsum und die damit verbundene Mortalität sowie das Krebsrisiko zu senken, das Luftverschmutzung und Asbestbelastung mit sich bringen. Das belegt eine jüngst in „eClinicalMedicine“ veröffentlichte Forschungsarbeit.

In den für die Jahre 1990–2019 positiv aussehenden Statistiken würden die mit Tabakkonsum, Luftverschmutzung und Asbestbelastung assoziierten Mortalitätstrends nicht ausreichend berücksichtigt, meinen die Verfasser der aktuellen Publikation. Auf diesen Gebieten seien weiterhin politische Maßnahmen sowie Forschungsanstrengungen nötig, um die Zahl der Todesfälle weiter zu senken, erklären die Wissenschaftler. Für ihre Studie hatten sie Daten zu Trachea-, Bronchial- und Lungenkrebs (TBL) aus der Open-Source-Datenbank Global Burden of Disease analysiert. Die Ergebnisse zeigten einen Rückgang der Todesfälle durch TBL-Krebserkrankungen insgesamt um acht Prozent über den Untersuchungszeitraum von drei Jahrzehnten. Obwohl die Zahl der Todesfälle, die mit Rauchen in Verbindung gebracht werden, zurückgegangen ist, machen diese Fälle nach wie vor die Mehrheit aus. Gleichzeitig ist die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Luftverschmutzung durch Feinstaub weltweit gestiegen. Auch bleibt die Umweltbelastung durch Asbest ein großes Problem – insbesondere in den Vereinigten Staaten.

„Diese Arbeit ermöglicht es uns, globale Trends besser einzuschätzen und Bereiche hervorzuheben, in denen öffentliche Gesundheitspolitik und weitere Forschung erforderlich sind, um TBL-Krebserkrankungen zu bekämpfen“, unterstreicht Dr. Gilberto Lopes, Seniorautor und Leiter der Abteilung für medizinische Onkologie am Sylvester Comprehensive Cancer Center der University of Miami (USA). Erstautor Dr. Chinmay Jani, Hämato-Onkologe an derselben Institution betont ergänzend, wie wichtig es sei, das Bewusstsein für alle Risikofaktoren im Zusammenhang mit TBL-Krebserkrankungen auf globaler Ebene zu schärfen.

Rauchen ist nach wie vor der führende Risikofaktor

Die Studie ergab, dass der Prozentsatz der mit Tabakkonsum in Zusammenhang stehenden Fälle von TBL-Krebserkrankungen von 72 Prozent im Jahr 1990 auf 66 Prozent im Jahr 2019 zurückgegangene ist, obwohl in einigen Ländern – beispielsweise China und Indonesien – die tabakbedingte Krebsmortalität immer noch steigt. Darüber hinaus nahm die weltweite Sterberate unter Frauen um zwei Prozent zu, obwohl Männer immer noch etwa drei Viertel der tabakbedingten Todesfälle ausmachen. Auch wenn es Fortschritte bei der Reduzierung der durch Tabak verursachten Todesfälle durch Lungenkrebs gebe, bleibe die Belastung erheblich, erklärt Jani: „Wir sind auf dem richtigen Weg, aber ich habe das Gefühl, dass das Ende des Tunnels noch weit entfernt ist.“

Luftverschmutzung im Zusammenhang mit Krebsmortalität

Laut den Forschenden ist Luftverschmutzung mittlerweile fast 20 Prozent der globalen Todesfälle im Zusammenhang mit TBL-Krebserkrankungen aus. Den Untersuchungsergebnissen zufolge ist die Gesamtzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Luftverschmutzung im Zeitraum 1990–2019 zurückgegangen, allerdings gibt es elf Prozent mehr Todesfälle, die direkt mit Umgebungspartikeln (Feinstaub [PM2,5]) assoziiert sind. In China ist diese Rate doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt.

Dr. Estelamari Rodriguez, Co-Leiterin der Thoracic Site Disease Group am Sylvester Comprehensive Cancer Center und Co-Autorin der neuen Veröffentlichung, fordert vor diesem Hintergrund strengere Maßnahmen weltweit, um der wachsenden Bedrohung zu begegnen. „Der Zusammenhang zwischen Lungenkrebsmortalität und Luftverschmutzung ist immer noch umstritten, aber es gibt immer mehr Evidenz dafür, dass hier ein Zusammenhang besteht, dem man Beachtung schenken muss“, sagt sie. „Diese Studie liefert weitere Beweise dafür, dass dies kein auf ein Land beschränktes Problem ist – es ist ein globales Phänomen.“

Erstautor Jani unterstreicht außerdem die Notwendigkeit, das Bewusstsein in Regionen wie Indien zu schärfen, wo das Verbrennen von Abfall üblich und das öffentliche Bewusstsein für die Risiken der Luftverschmutzung nach wie vor gering ist. „Die Regierung versucht, die Ressourcen und Einrichtungen bereitzustellen, damit Feststoffabfall auf andere Art und Weise entsorgt wird, aber dieses Bewusstsein ist in der Allgemeinbevölkerung nicht so stark ausgeprägt.“

Asbest bleibt ein Problem

Jani hatte anlässlich der Jahrestagung der American Association for Cancer Research im April 2024 zusammen MDRCollab, einer klinischen Forschungsgruppe, eine frühere Phase der Studie präsentiert. Kurz zuvor hatte die Umweltschutzbehörde in den USA ein Verbot von Asbest beschlossen. Der Stoff gilt immer noch als einer der größten Risikofaktoren für berufsbedingte TBL-Krebserkrankungen. Bestandteil der jüngsten Analyse war eine umfassende Beurteilung der Asbestlast. Sie ist damit nach Angaben der Autoren die erste Studie, in deren Mittelpunkt detaillierte Daten zu diesen drei wichtigen Risikofaktoren – Rauchen, Schadstoffbelastung der Luft und Asbestexposition – stehen.

Trotz erheblicher Fortschritte beim Verbot von Asbest sind die Todesfälle durch mit diesem Stoff in Verbindungen stehenden Lungenkrebs in den USA nach wie vor fast doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt. „Auch wenn Asbest bei uns verboten ist, müssen wir die Ursachen der Belastung genauer untersuchen“, stellt Jani klar.

Weitere Forschung und besseres Screening

Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass mehr zu den Mechanismen, die zu Lungenkrebs führen, geforscht werden muss, um die Erkrankung(en) besser zu verstehen. Dazu gehört auch die Frage, wie verschiedene Risikofaktoren zu molekularen Veränderungen in Krebszellen beitragen. „Das Verständnis all dieser Risikofaktoren und deren Auswirkungen auf die molekularen Veränderungen bei Lungenkrebs ist wichtig, denn dann können wir Lungenkrebspatienten auf der Grundlage ihrer Risikofaktoren zielgerichtete, präzise medizinische Behandlung anbieten“, sagt Jani.

Auch ergibt sich laut den Autoren aus ihren Forschungsergebnissen die Notwendigkeit einer Überarbeitung der aktuellen Screening-Richtlinien. Diese stellen die Tabakexposition in den Fokus. Rodriguez jedoch konstatiert einen alarmierenden Anstieg der Lungenkrebsdiagnosen unter jüngeren Menschen und insbesondere unter Frauen mit geringer Tabakexposition. Dies lasse Zweifel daran aufkommen, ob die derzeitige Screening-Praxis angemessen ist. „Wie können wir die Screening-Ansätze ändern, um bei jüngeren Patienten die Diagnose zu einem Zeitpunkt stellen zu können, wenn eine Heilung noch möglich ist?”, fragt sich die Medizinerin. „Derzeit werden junge Patienten mit Husten selten als Personen betrachtet, bei denen ein Lungenkrebsrisiko besteht. Ihre Symptome werden oft übersehen, obwohl die Erkrankung durch ein ordnungsgemäßes Screening früher hätte erkannt werden können.“