Roboterassistierte Chirurgie: „Es kommt darauf an, was man mit dem Roboter macht“

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Echter Vorteil oder nur Marketing? Im Vorfeld des AE-Kongresses sprach Prof. Rüdiger von Eisenhart-Rothe über roboterassistierte Chirurgie in der Endoprothetik. Sein Fazit: Wenn sie richtig eingesetzt wird, kann die Technologie Verbesserungen bringen.

Als Beispiel für einen sinnvollen Einsatz der Chirurgie-Roboter nannte von Eisenhart-Rothe die Knieendoprothetik. So sind etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten mit ihrem Operationsergebnis nicht zufrieden und oft ist dem Experten zufolge ein mechanisches Alignment des Knies im Zuge des Gelenkersatzes das Problem: „Die meisten hatten nie gerade Beine“. Deshalb bringe das in den letzten Jahren entwickelte Patientenspezifische Alignment Verbesserungen für die Patienten. Für Planung und Umsetzung eines solchen individuellen Alignments sei die Technische Unterstützung durch Planungssoftware und Chirurgie-Roboter „eine große Hilfe“, so von Eisenhart-Rothe – insbesondere die vor der Operation mögliche Simulation.

Er verwies auf Studien, die belegen, dass ein patientenspezifisches Alignment dem mechanischen Alignment mit Blick auf die intraoperative Knie-Balancierung, die postoperative Kniefunktion und die Patientenzufriedenheit bessere Ergebnisse erzielt [1-3]. Zudem hätten australische Registerdaten gezeigt, dass die Verwendung eines roboterassistierten Systems bei der Implantation von Kniegelenksendoprothesen, insbesondere bei Mono-Schlitten, mit geringeren Revisionsraten assoziiert ist [4]. Eisenhart erklärte, dass die verschiedenen am Markt erhältlichen Systeme die präzise Realisierung der geplanten, individuellen Implantatposition bei Patienten gewährleisten.

Ein weiterer Vorteil für den Experten: Mittels der eingesetzten Technologie, die jede Operation aufzeichnet, lassen sich objektive Daten sammeln. Eine KI-basierte Analyse solcher Meta-, Bild- und Biomechanik-Daten könne für eine personalisierte Endoprothetik und Decision-support-Systeme genutzt werden, um die Versorgung der Patienten zu verbessern. Für Eisenhart-Rothe hat die roboterassistierte Chirurgie, „das Potenzial eine Verbesserung zu bringen, aber es kommt darauf an, was man damit macht“. So könnten roboterassistierte Systeme für ein mechanisches Alignment die Präzision steigern und „Ausreißer“ vermeiden. Aber ein besseres funktionelles Outcome sei nur in Kombination mit einem patientenindividuellen Alignment belegt.

„Ich glaube, dass die roboterassistierte Chirurgie jeden besser macht“, ergänzte AE-Kongresspräsident Prof. Robert Hube. Er habe keine Zweifel, dass die Technik kommt. Allerdings sei die Anschaffung solcher Systeme ohne Drittmittel schwierig. Eisenhart-Rothe ergänzte, dass sich der Einsatz roboterassistierter Systeme in der Knieendoprothetik bislang „nicht rechne“. Hohe Anschaffungs-, Unterhalts- und Wartungskosten ließen sich aktuelle im DRG-System nicht abbilden und würden dementsprechend auch nicht ausreichend vergütet. So sei die Anwendung der Roboter-Assistenzsysteme noch hauptsächlich auf Spezial- und Studienzentren sowie auf Kliniken beschränkt, welche diese Mehrkosten als Innovations- oder Werbekosten verbuchen könnten. (ja)