Rückenmarkstimulation versus medikamentöse Behandlung chronischer Schmerzen

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Nach zwei Jahren könnten keine Unterschiede bei sekundären Wirksamkeitsparametern zwischen einer Standardtherapie und der Therapie mit Rückenmarkstimulatoren festgestellt werden.

Rückenmarkstimulatoren (SCS) werden zunehmend zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt. Einer aktuellen Real-World-Studie in „JAMA Neurology“ zufolge werden durch die Implantation bei chronischen Schmerzpatienten über einen Zeitraum von zwei Jahren im Vergleich zur medikamentösen Standardtherapie weder die Opioideinnahme noch nichtpharmakologische Interventionen reduziert. Allerdings führte die SCS im ersten Jahr zu höheren Kosten und unerwünschte Ereignisse waren relativ häufig.

Bei der Studie handelt es sich um eine retrospektive Propensity-gematchte (1:5) Kohortenstudie, für die die Studienautoren auf die Versicherungsdaten von insgesamt 7560 Patienten (mittleres Alter 63,5±15,5 Jahre; 40,7 % Männer) zurückgriffen. Inkludierte Personen litten unter einem Postnukleotomie-Syndrom, komplexen regionalen Schmerzsyndrom, chronischen Schmerzsyndrom oder anderen chronischen postoperativen Rücken- und Extremitätenschmerzen.

Unter den verglichenen Patienten hatten Patienten, die mit SCS behandelt wurden, in den ersten zwölf Monaten eine höhere Wahrscheinlichkeit für chronischen Opioidkonsum (bereinigte OR [aOR] 1,14; 95 %-KI 1,01–1,29) im Vergleich zu Patienten, die konventionell behandelt wurden, aber eine geringere Wahrscheinlichkeit für epidurale Injektionen und Corticosteroid-Facetteninfiltrationen (aOR 0,44; 95 %-KI 0,39–0,51), Radiofrequenzablation (aOR 0,57; 95 %-KI 0,44–0,72) und Wirbelsäulenchirurgie (aOR 0,72; 95 %-KI 0,61–0,85). In den Monaten 13 bis 24 gab es keinen signifikanten Unterschied bei chronischem Opioidkonsum (aOR 1,06; 95 %-KI 0,94–1,20), epiduralen Injektionen und Facetteninfiltrationen (aOR 1,00; 95 %-KI 0,87–1,14), Radiofrequenzablation (aOR 0,84; 95 %-KI 0,66–1,09) oder Wirbelsäulenoperationen (aOR 0,91; 95 %-KI 0,75–1,09) bei Verwendung von SCS im Vergleich zu Standardtherapie.

Insgesamt traten bei 226/1260 Patienten (17,9 %), die mit SCS behandelt wurden, innerhalb von zwei Jahren SCS-bedingte Komplikationen auf und bei 279/1260 Patienten (22,1 %) wurde das Gerät revidiert und/oder entfernt, wobei dies nicht immer auf Komplikationen zurückzuführen war. Die Gesamtkosten der Behandlung waren im ersten Jahr mit SCS um 39.000 Dollar höher als mit Standardtherapie, im zweiten Jahr unterschieden sich die Kosten nicht. (ah)