S3-Leitlinie für Durchblutungsstörungen aktualisiert

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Die Leitlinie versammelt die neusten Erkenntnisse und Empfehlungen in Bezug auf Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) und setzt einen Schwerpunkt auf die ganzheitliche Therapie der Patienten.

Die Leitlinie ist in Zusammenarbeit verschiedener Fachgesellschaften unter Mitwirkung der Deutschen Gesellschaft für Gefässchirurgie und Gefässmedizin e.V. (DGG) entstanden*.

„Ablagerungen in den Arterien verringern den Durchfluss des Blutes, das führt zu einer Unterversorgung im umliegenden Gewebe. Betroffene leiden aber nicht nur an einer pAVK“, erläutert Dr. Ulrich Rother, Vorsitzender der Kommission pAVK und Diabetischer Fuß der DGG und Leitender Oberarzt Gefäßchirurgie am Uniklinikum Erlangen. „Die Betroffenen sind mehrfacherkrankt: Viele haben zusätzlich Diabetes Typ 2, Übergewicht und Bluthochdruck und tragen also ein hohes Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Die ganzheitliche Therapie der pAVK ist deswegen ein zentraler Punkt der neuen Leitlinie“, fügt er hinzu.

Die aktualisierte Leitlinie hebe den Stellenwert der Bewegungstherapie hervor: „Erstmals gibt es zahlreiche detaillierte Empfehlungen zu Art und Dauer des Gefäßtrainings“, führt Rother aus. „Leider besteht in Deutschland eine Unterversorgung in Bezug auf Gefäßsportgruppen und das, obwohl die Wirksamkeit des Bewegungstrainings eindeutig belegt ist“, kritisiert er. Denn zentral für eine Verbesserung der Symptome sei eine Lebensstiländerung, bei der Gefäßtraining in mehrfacher Hinsicht helfe: „Durch die Gruppendynamik fällt es leichter, Risikofaktoren wie beispielsweise das Rauchen, falsche Ernährung und Bewegungsmangel zu bekämpfen“, so Rother.

Geriatrische Therapie und Nachsorge

Auch dem demografischen Wandel trägt die Aktualisierung der Leitlinie Rechnung: Ein neues Kapitel widmet sich der Therapie und Nachsorge von geriatrischen Patienten.

In der Leitlinie neu aufgenommen sind unter anderem die Schlussfolgerungen aus zwei Studien, die Klarheit geschaffen haben, wann welches Verfahren zur Wiederherstellung der Blutzirkulation besonders geeignet ist, wenn der Verlust einer Extremität droht. „Ob endovaskulär, also mit Hilfe eines Katheters, oder offen chirurgisch vorgegangen werden soll, können wir inzwischen anhand definierter Kriterien besser beurteilen. Das bedeutet für die Betroffenen ein besseres Ergebnis und die Chance, einer Amputation zu entgehen“, erläutert Rother.

„Ich freue mich, dass die Leitlinie rechtzeitig fertig geworden ist und die Kenntnisse, die darin eingeflossen sind, auch auf der Jahrestagung der DGG in Karlsruhe Gegenstand sind“, so Prof. Martin Storck, diesjähriger Kongresspräsident der DGG und Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie am Städtischen Klinikum Karlsruhe. „Die aktualisierte Leitlinie bietet eine wertvolle Orientierung für die Behandlung der pAVK und trägt dazu bei, die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern“, statuiert abschließend Prof. Jörg Heckenkamp, Präsident der DGG.

Die aktualisierte Version der S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der pAVK erscheint im Oktober 2024 und wird auf der Jahrestagung der DGG vorgestellt. Eine Patienten-Version der Leitlinie ist für das kommende Jahr geplant, heißt es abschließend.