Saarland und Hamburg verhängen Stallpflicht wegen Vogelgrippe29. Oktober 2025 Vogelzug im Herbst (Symbolbild) Foto: © Natalie – stock.adobe.com Als erstes Bundesland verhängt das Saarland die landesweite Stallpflicht wegen der Vogelgrippe. Das Bundesland Hamburg folgt wenig später. In Brandenburg sorgen unterschiedliche Stallpflichten bei der Bekämpfung der Vogelgrippe derweil für Kritik. Was Brandenburgs Bauernpräsident Wendorff an den aktuellen Maßnahmen bemängelt. Außerdem ist das Virus gefährlich für Katzen. Sie sind für eine Infektion empfänglich. Der brandenburgische Bauernpräsident Henrik Wendorff hat im Kampf gegen die Vogelgrippe eine fehlende Abstimmung und ein unterschiedliches Vorgehen der Landkreise kritisiert. „Der Seuchenschutz hört nicht an der Kreisgrenze auf“, sagte er kurz vor einer Beratung in Potsdam mit der Landesregierung zur Vogelgrippe. Einige Landkreise hätten eine komplette Stallpflicht verhängt, einzelne nur für gewerbliche Halter, nicht aber für private Geflügelhaltungen. „Das macht nicht den Eindruck, dass es ein einheitliches Vorgehen gibt“, kritisierte Wendorff. Ministerpräsident Dietmar Woidke und Agrarministerin Hanka Mittelstädt (beide SPD) beraten am Vormittag mit der Geflügelwirtschaft und dem Bauernverband über das weitere Vorgehen gegen die Ausbreitung der Vogelgrippe. Ein Sprecher des Agrarministeriums sagte, die Landkreise sollten weiterhin für die Schutzmaßnahmen gegen die Vogelgrippe zuständig bleiben. Nach und nach werde die Anordnung einer Stallpflicht alle Kreise betreffen. Der Landkreis Märkisch-Oderland verhängte eine Stallpflicht, die nur für gewerbliche Halter gilt. „Wir müssen nach Augenmaß vorgehen“, sagte eine Sprecherin. Wer privat etwa zwei, drei Hühner halte, sei davon nicht betroffen. Eine Stallpflicht gilt ab Mittwoch auch in den Kreisen Ostprignitz-Ruppin, Prignitz, Spree-Neiße sowie in Cottbus und in Potsdam, wie die dortigen Behörden mitteilten. Bereits seit gestern gilt sie im Landkreis Oberhavel. Infektionsgefahr für Katzen beachten Was das Infektionsrisiko für Haustiere betrifft, so hat Prof. Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut hierzu in einem Interview in der taz vom 27.10. 2025 klar postuliert: „Für Hunde ist das Risiko aus gleichen Gründen wie beim Menschen gering. Gefährlich ist das Virus jedoch für Katzen. Wenn sie infizierte Vögel fressen, infizieren sie sich schnell, erkranken schwer und sterben. Das wurde zuletzt in Polen deutlich. Dort ist infiziertes, rohes Geflügelfleisch auf den Tiernahrungsmarkt gekommen. 70 Katzen sind daran verendet.“ Saarland Geflügelbesitzer im Saarland müssen jetzt handeln: Ab Donnerstag gilt eine Stallpflicht. Als erstes Bundesland verhängt das Saarland nach dem Ausbruch der Vogelgrippe eine Stallpflicht für Geflügel. Das habe das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) zum Schutz der Zucht- und Hausgeflügelbestände und weiterer gehaltener Vögel erlassen, teilte das saarländische Umweltministerium mit. Die Stallpflicht gelte von diesem Donnerstag an. Nach einem ersten bestätigten Fall des H5N1-Virus bei einem Wildvogel im Saarland reagiert das Landesamt damit mit strikten Schutzmaßnahmen. Um die Verbreitung der Geflügelgrippe weiter zu verhindern, werden alle Veranstaltungen mit Geflügel vom 30. Oktober an untersagt. Die Einhaltung dieser Maßnahmen werde durch das Umweltministerium und das Landesamt kontrolliert. Hamburg Auch Hamburg verhängt wegen Geflügelpest Stallpflicht Vom 31. Oktober an müssen Hamburgs Hühner, Enten und Gänse im Stall bleiben. Was steckt hinter der Maßnahme – und wie viele Tiere sind bundesweit betroffen? Hamburg verhängt wegen der Geflügelpest Stallpflicht in der Stadt. Die Vorgabe tritt zum 31. Oktober in Kraft, wie die Verbraucherschutzbehörde mitteilte. Betroffen sind demnach Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse, die in Gefangenschaft aufgezogen oder gehalten werden. Zunächst hatte die „Hamburger Morgenpost“ berichtet. „Mit der Stallpflicht soll das Eintragsrisiko über Wildvögeln minimiert und damit die gehaltenen Tiere in Hamburg vor einer Infektion geschützt werden“, teilte die Verbraucherschutzbehörde mit. In Hamburg gibt es derzeit drei festgestellte Fälle von Geflügelpest bei Wildvögeln und 14 Verdachtsfälle bei Wildvögeln. Auch Ausstellungen, Märkte und Veranstaltungen ähnlicher Art im Zusammenhang mit Geflügel und Tauben werden von den Behörden im gesamten Stadtgebiet verboten. Bundesweite Vogelgrippe-Zahlen steigen weiter In Deutschland greift die Geflügelpest auf immer mehr Betriebe über. Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald mitteilt, stieg die Zahl der seit Anfang September erfassten Vogelgrippe-Ausbrüche in kommerziellen Geflügelhaltungen bundesweit auf 35. Täglich würden neue Fälle gemeldet, das Infektionsgeschehen sei weiterhin sehr dynamisch, sagte eine Sprecherin des Instituts für Tiergesundheit. Besonders betroffen seien weiterhin Betriebe in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Zahl der vorsorglich getöteten Tiere liege bundesweit inzwischen deutlich über 500.000. Um die Ausbreitung der Geflügelpest einzudämmen, werden Hühner, Enten, Gänse und Puten in den betroffenen Betrieben gekeult und entsorgt. Ställe und Gehege werden gründlich desinfiziert, bevor wieder neue Tiere aufgenommen werden. Nach Angaben des Loeffler-Instituts grassiert die Geflügelpest weiterhin auch unter Wildvögeln. Bei rund 160 eingesandten Tierkadavern sei im Reverenzlabor das Virus H5N1 festgestellt worden. Die Zahl der verendeten Tiere sei um ein Vielfaches höher. Vor allem unter Kranichen hatte die Vogelgrippe ein Massensterben ausgelöst. Allein in Brandenburg gab es mehrere Tausend tote Tiere. Die Geflügelbranche machte sich in den vergangenen Tagen für ein bundesweites „Aufstallungsgebot“ stark. „Das ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die die Politik treffen kann“, sagte der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, Hans-Peter Goldnick, im ZDF. Vogelgrippe: Geflügelwirtschaft fordert Aufstallungspflicht Die Vogelgrippe macht den Geflügelhaltern bundesweit große Sorgen. In Mecklenburg-Vorpommern befürchtet die Branche große Schäden, die aber noch niemand absehen kann. Die Geflügelwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hält angesichts der grassierenden Vogelgrippe eine behördliche Anordnung einer Aufstallungspflicht für dringend geboten. Nur so könne eine Vermarktung etwa bei der Eierproduktion gesichert werden, sagte die Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbandes Mecklenburg-Vorpommern Marion Dorn bei einer Mitgliederversammlung in Güstrow. Andernfalls drohe ein hoher finanzieller Verlust. Im Falle einer angeordneten Aufstallungspflicht – durch welche das Geflügel im Stall gehalten werden müsste – könnten für eine bestimmte Frist Eier aus Bodenhaltung als Eier aus Freilandhaltung zu entsprechend höheren Preisen vermarktet werden. Für eine Aufstallungsanordnung sind die jeweiligen Landkreise zuständig. Tierisches und menschliches Leid Dorn, die den Verband seit 2008 führt und bei der Versammlung einstimmig für weitere drei Jahre bis 2028 bestätigt wurde, verwies auf die verzweifelte Lage bei den Geflügelhaltern in MV. Bislang seien bereits im Nordosten über 200.000 Tiere gestorben oder getötet worden. „Einmal ist es tierisches Leid, dann ist es menschliches Leid, und es ist ein großer wirtschaftlicher Schaden.“ Die Tierseuche gebe es schon seit Jahrzehnten. Dringend notwendig sei, dass es endlich einen Impfstoff gebe bzw. dieser zur Anwendung komme. Der Verband feierte in Güstrow auch sein 35-jähriges Jubiläum. An der Festveranstaltung nahm auch Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) teil. Er sprach sich dafür aus, dass die Tierbestände, die in die Ställe gebracht werden könnten, insbesondere Legehennen und Mastgeflügel, auch „aufgestallt“ werden sollten. Bei den großen Beständen sei das auch geschehen. Differenzierter müsse man das aber bei Wassergeflügel sehen. Jedes vierte Ei in MV ist „öko“ Die aktuelle Lage sei schwierig, und das Virus sei in der Fläche. Seit Freitagabend habe es aber keinen neuen Ausbruch mehr gegeben. Der Schaden könne derzeit noch nicht beziffert werden dürfte aber „in die Millionen gehen“, so Backhaus. In seinem Grußwort ging Backhaus auch auf die Bedeutung der Eierproduktion in MV ein. 2024 seien im Nordosten 731,4 Millionen Eier produziert worden und damit 3,4 Prozent mehr als 2023. Jedes vierte Ei in MV wird mittlerweile ökologisch erzeugt. Backhaus hatte sich bereits am Dienstag für Geflügelimpfungen ausgesprochen. „Der Impfstoff wird bei uns in Deutschland hergestellt und in Frankreich auch schon erfolgreich im Kampf gegen die Tierseuche eingesetzt“, sagte er in Schwerin. Er habe daher vorgeschlagen, dass sich die von Bund und Ländern eingesetzte Arbeitsgruppe zügig mit einem möglichen Einsatz des Impfstoffes befasse. Denkbar seien sogenannte Ringimpfungen in Geflügelhaltungen im unmittelbaren Umkreis von Ausbruchsherden der Vogelgrippe. Damit könne die vorsorgliche Tötung ganzer Geflügelbestände deutlich eingeschränkt werden.
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