SARS-CoV-2-Infektion: Eine von zehn Schwangeren entwickelt später Long-COVID

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Etwa eine von zehn Personen, die sich während der Schwangerschaft mit SARS-CoV-2 infizieren, entwickelt später Long-COVID. Das geht aus einer US-Studie hervor, die in der Fachzeitschrift „Obstetrics & Gynecology“ veröffentlicht wurde.

„Es hat mich überrascht, dass die Prävalenz so hoch war“, kommentiert Dr. Torri Metz, stellvertretende Leiterin der Forschung für Geburtshilfe und Gynäkologie an der University of Utah Health, USA, die die landesweite Studie mitleitete. „Dies ist etwas, das weiterhin ansonsten relativ gesunde und junge Bevölkerungsgruppen betrifft“, fügt sie hinzu.

Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass COVID-19 schwangere Menschen auf besonders riskante Weise betrifft. Eine SARS-CoV-2-Infektion während der Schwangerschaft führt eher zu einem Krankenhausaufenthalt oder zum Tod als eine Infektion außerhalb der Schwangerschaft. COVID erhöht auch das Risiko schwangerschaftsbedingter Komplikationen wie Frühgeburten oder Totgeburten. Doch bis zu dieser Studie war das Risiko für schwangere Menschen, an Long-COVID zu erkranken, unbekannt, betonen die Autoren.

Die Forscher nahmen landesweit mehr als 1500 Frauen in die Studie auf, die während der Schwangerschaft zum ersten Mal an COVID-19 erkrankt waren, und beurteilten die selbstberichteten Long-COVID-Symptome mindestens sechs Monate nach der Infektion. Als Teil des RECOVER-Projekts der National Institutes of Health, USA, einer groß angelegten landesweiten Zusammenarbeit zur Erforschung und Behandlung von Long-COVID, konnte durch die große Größe der Studie solide Assoziationen hergestellt und ein genaues Bild des Risikos für Schwangere aller demografischen Gruppen erstellt werden.

Ergebnis der Auswertungen

Die Forscher fanden heraus, dass 9,3 Prozent der Personen, die sich während der Schwangerschaft mit SARS-CoV-2-Infektion infizierten, langfristige Symptome entwickelten. Zu den häufigsten Long-COVID-Symptomen, die die Teilnehmerinnen erlebten, gehörten Müdigkeit, Magen-Darm-Probleme und das Gefühl, durch Routinetätigkeiten ausgelaugt oder erschöpft zu sein.

„Dies ist eine wichtige Studie, da die Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt zu den anfälligsten Phasen im Leben eines Menschen gehören“, berichtet David Goff vom National Institutes of Health. „Durch ein besseres Verständnis, wie individuelle Merkmale mit einer SARS-CoV-2-Infektion während der Schwangerschaft interagieren und zu einem erhöhten Risiko für Long-COVID führen, liefert diese Studie wichtige Erkenntnisse, um möglicherweise gezielte Interventionen für diese Bevölkerungsgruppe zu entwickeln“, fügt er hinzu.

Überschneidung der Symptome

Da sich die Symptome von Long-COVID mit den Symptomen einer Schwangerschaft selbst überschneiden können, ist es laut Metz besonders wichtig, dass Geburtshelfer auf sie achten. „Ich bezweifle, dass die meisten Geburtshelfer sich des Themas Long-COVID so bewusst sind, wie wir es vielleicht sein sollten“, erzählt Metz. „Aber die Menschen haben diese Symptome, und wir müssen sicherstellen, dass wir nicht vergessen, dass dies langfristige Manifestationen ihrer SARS-CoV-2-Infektion sein könnten.“, sagt er weiter. Um sicherzustellen, dass die gemeldeten Long-COVID-Symptome keine Schwangerschaftssymptome waren, führten die Forscher eine Sekundäranalyse durch, die sich auf Personen beschränkte, die Symptome mehr als 12 Wochen nach der Geburt meldeten. Das geschätzte Risiko für Long-COVID blieb ähnlich und bestätigte die ersten Ergebnisse.

Metz erklärt, dass die beobachtete Long-COVID-Rate zwar überraschend hoch war, aber das tatsächliche Risiko von Long-COVID für Schwangere unterschätzen könnte. Im Durchschnitt gaben die Personen 10 Monate nach ihrer Erstinfektion an, ob sie Symptome von Long-COVID hatten oder nicht, was bedeutet, dass die Studie Personen übersehen haben könnte, deren Symptome früher abgeklungen waren. Mehrere Faktoren waren mit einem erhöhten Risiko von Long-COVID verbunden. Menschen, die vor ihrer Infektion unter Angstzuständen oder Depressionen litten, sowie Menschen mit Fettleibigkeit hatten häufiger anhaltende Symptome. Selbstberichtete finanzielle Schwierigkeiten waren ebenfalls mit höheren Long-COVID-Raten verbunden, obwohl die Studie nicht feststellen konnte, ob finanzielle Schwierigkeiten eine Ursache oder eine Folge der verlängerten Symptome waren.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Frauen, die schwanger waren, als sie sich mit SARS-CoV-2-Infektion infizierten, nach der Schwangerschaft möglicherweise erhebliche Langzeitsymptome haben, wie z. B. Müdigkeit selbst nach einfachen Aktivitäten, die sie vor der Infektion ausgeführt haben“, erläutert die leitende Autorin Vanessa Jacoby, Professorin für Geburtshilfe, Gynäkologie und Reproduktionswissenschaften. „Wir ermutigen die Menschen, mit ihrem Arzt über anhaltende Symptome zu sprechen, um entsprechende Unterstützung und Betreuung zu erhalten“, sagt sie weiter.