Schädliche Wirkung von Stresshormonen bei akutem Nierenversagen entdeckt8. Oktober 2024 Symbolfoto: ©Kiattisak/stock.adobe.com Tubulusepithelzellen spielen eine wichtige Rolle bei der Erholung eines akuten Nierenversagens. Neuesten Erkenntnissen zufolge führt die Aktivierung von Glukokortikoidrezeptoren zu einer Fehlfunktion dieser Zellen, was den Genesungsprozess negativ beeinflussen könnte. Ein akutes Nierenversagen kann eine Vielzahl von Ursachen haben, wie etwa schwere Infektionen oder nephrotoxische Medikamente. Eine Schlüsselrolle beim akuten Nierenversagen spielen Tubulusepithelzellen, deren Resilienz und Reparatur entscheidend für die Wiederherstellung der Nierenfunktion und die Genesung der Betroffenen ist. Forschende der Philipps-Universität Marburg um Prof. Thomas Worzfeld vom Pharmakologischen Institut und internationale Kolleginnen und Kollegen haben nun herausgefunden, dass Glukokortikoide Tubulusepithelzellen schädigen und dadurch ein akutes Nierenversagen verschlimmern können. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Science Translational Medicine“. Ausgangspunkt der Studie war die Entdeckung, dass es bei schweren COVID-19-Erkrankungen häufig zu einem Absterben von Tubulusepithelzellen und einem akuten Nierenversagen kommt. Die Forschenden fragten sich, wie die Standardtherapie bei schwerkranken COVID-19-Patienten auf die Niere wirkt. Zu dieser Standardtherapie gehört die Verabreichung von Medikamenten aus der Gruppe der Glukokortikoide, die zu den Stresshormonen gehören und das Immunsystem beeinflussen. Die Forschenden verwendeten für ihre Analyse unter anderem Nierenbiopsien von Patienten mit COVID-19. Anhand dieser entdeckten sie, dass die Schädigung der Tubulusepithelzellen durch Myoglobin, das als Folge der Rhabdomyolyse freigesetzt wird, ein wichtiger pathophysiologischer Mechanismus für das akute Nierenversagen bei schwerem COVID-19 ist. Die Schädigung der Tubulusepithelzellen führt den Studienautoren zufolge zu einer Aktivierung des Glukokortikoidrezeptors durch das endogene Glukokortikoid Cortisol, was die tubuläre Schädigung verschlimmert. In verschiedenen Experimenten konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die schädliche Wirkung endogener Glukokortikoide auf geschädigte Tubulusepithelzellen durch die Verabreichung des klinisch weit verbreiteten synthetischen Glukokortikoids Dexamethason noch verstärkt wird. Mechanistisch gesehen unterdrücken Glukokortikoide die mitochondriale Energiegewinnung in den Tubulusepithelzellen, wodurch diese absterben und sich die akute Nierenfunktionseinschränkung verschlechtert. Die Forschenden sind noch auf einen weiteren spannenden Befund gestoßen: Bei einem akuten Nierenversagen baut die Niere das Cortisol weniger gut ab. „Cortisol kann dann dem eigenen Körper schaden“, sagt Worzfeld. Medikamente aus der Gruppe der Glukokortikoide sollten Worzfeld zufolge bei akutem Nierenversagen daher mit Augenmaß eingesetzt werden. Ob und wie genau zukünftig Therapien anzupassen sind, müssten allerdings klinische Studien zeigen.
Mehr erfahren zu: "DMKG: Moderne Migränetherapien werden zu wenig genutzt" DMKG: Moderne Migränetherapien werden zu wenig genutzt Seit Jahren sind wirksame und gut verträgliche Migräneprophylaktika verfügbar, deren Anwendung auch von der aktuellen S1-Leitlinie empfohlen wird. Doch viele Menschen mit schwerer Migräne erhalten diese Medikamente erst spät. Das […]
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]
Mehr erfahren zu: "ESC2025: Was bringt die intravenöse Plättchenhemmung bei herzinfarktbedingtem kardiogenem Schock?" Weiterlesen nach Anmeldung ESC2025: Was bringt die intravenöse Plättchenhemmung bei herzinfarktbedingtem kardiogenem Schock? Im Vergleich zu oralem Ticagrelor bewirkte intravenös (i.v.) verabreichtes Cangrelor in der randomisierten Studie DAPT-SHOCK-AMI eine sofortige, wirksame Thrombozytenhemmung ohne Anstieg schwerer Blutungen und mit einer Tendenz zu niedrigeren Mortalitätsraten […]