Schilddrüsenerkrankungen: IGeL-Monitor bewertet zwei Verfahren zur Früherkennung mit „tendenziell negativ“

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Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors bewertet die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Veränderungen der Schilddrüse mit „tendenziell negativ“.

Die Bewertungen beziehen sich auf die Untersuchung von Erwachsenen, die keine Symptome für eine Schilddrüsenerkrankung aufweisen. In diesen Fällen muss die Untersuchung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) von Versicherten selbst bezahlt werden, informiert die Pressemitteilung des Medizinischen Dienstes Bund.

Keine relevanten Studien zu Nutzen und Schaden gefunden

Die beiden Untersuchungen wären nützlich, wenn Betroffene durch das frühe Erkennen einer Schilddrüsenerkrankung eine höhere Lebensqualität hätten, weniger stark von den Auswirkungen der Erkrankung eingeschränkt wären oder seltener daran sterben würden, heißt es in der Pressemitteilung. Da das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors zu diesen Fragestellungen keine relevanten Studien finden konnte, könne keine Aussage zum Nutzen getroffen werden. Schädlich wäre die jeweilige Untersuchung, wenn durch sie unerwünschte Ereignisse aufträten, beispielsweise Komplikationen als Folge der Untersuchung. Auch zu möglichen Schäden konnte das Team des IGeL-Monitors keine relevanten Studien finden.

Indirekte Schäden grundsätzlich möglich

Allerdings können bei Früherkennungsuntersuchungen grundsätzlich indirekte Schäden entstehen, heißt es in der Pressemitteilung. So können zum Beispiel falsch-positive Befunde oder Überdiagnosen zu unnötigen Folgeuntersuchungen und -behandlungen führen, bei denen es wiederum zu Nebenwirkungen und Komplikationen kommen kann. Das Ausmaß dieser möglichen Folgen ist für die beiden bewerteten IGeL nicht hinreichend erforscht. Der IGeL-Monitor wertet diese möglichen Konsequenzen als Hinweis auf indirekte Schäden.

Vorteile eines frühen Therapiebeginns nicht durch Studien belegt

Eine Früherkennungsuntersuchung soll eine Erkrankung bereits in einem frühen Stadium erkennen, um sie frühzeitig behandeln zu können. Das Team des IGeL-Monitors hat deshalb auch nach Studien gesucht, in denen die Wirkung eines frühen Therapiebeginns mit denen eines späten Therapiebeginns oder gar keiner Therapie verglichen wurde. Zu dem Ultraschallverfahren fehle es an relevanten Studien, heißt es in der Pressemitteilung. Zu der Blutuntersuchung wurden Studien gefunden, die untersucht haben, wie sich ein früher Therapiebeginn auf die Sterblichkeit, Herz-Kreislauferkrankungen, Knochenbrüche, Lebensqualität, Müdigkeit, die kognitive Funktion und das Gewicht der Betroffenen auswirkt. Die Studien zeigten jedoch keine Vorteile eines frühen Therapiebeginns im Vergleich zu einem späten Therapiebeginn oder keiner Therapie, heißt es weiter.

Krankenkasse übernimmt Kosten der Untersuchungen in Verdachtsfällen

Die Kosten für eine Ultraschall- oder Blutuntersuchung werden in bestimmten Fällen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, etwa bei einem begründeten Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung oder zur Abklärung eines auffälligen Befundes. Menschen, die keine Beschwerden haben und bei denen es keine Hinweise darauf gibt, dass eine Veränderung der Schilddrüse oder eine Funktionsstörung der Schilddrüse vorliegen, müssen die Untersuchungen als IGeL-Leistung selbst bezahlen, informiert die Pressemitteilung.