Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft: Höheres Risiko für Autismus?

Manche Frauen entwickeln während der Schwangerschaft eine Schilddrüsenunterfunktion. Unbehandelt kann sich das Ungleichgewicht der Hormone auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Symbolbild: dargog/stock.adobe.com

Eine neue Studie zeigt: Nicht allein die Fehlfunktion der Schilddrüse ist mit einem höheren Autismus-Risiko der Nachkommen verbunden. Problematisch ist ein anhaltendes Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone während der Schwangerschaft.

Mütterliche Schilddrüsenhormone sind essenziell für die neurologische Entwicklung des Fötus. Ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone während der Schwangerschaft wird mit einer atypischen neurologischen Entwicklung in Verbindung gebracht, einschließlich eines erhöhten Risikos für Autismus-Spektrum-Störungen (ASS).

Hormonungleichgewicht erhöht das Autismus-Risiko

Ein Forschungsteam aus Israel hat diesen Zusammenhang nun genauer untersucht. Ihre Studie umfasste mehr als 51.000 Geburten, bei denen 4409 (8,6 %) Mütter eine Fehlfunktion der Schilddrüse aufwiesen. Die kumulative Inzidenz von ASS war bei den Nachkommen von Frauen mit normaler und abnormer Schilddrüsenfunktion vergleichbar (Log-Rank-Test: p=0,27). Auch eine alleinige chronische Hypothyreose war nicht signifikant mit ASS assoziiert (adjustierte HR: 0,47; 95 %-KI 0,15–1,48). Eine kombinierte chronische und gestationsbedingte Hypothyreose war hingegen mit einem höheren ASS-Risiko verbunden (aHR: 2,61; 95 %-KI 1,44–4,74).

„Wir haben festgestellt, dass eine adäquat behandelte chronische Schilddrüsenfunktionsstörung zwar nicht mit einem erhöhten Autismus-Risiko bei den Nachkommen einhergeht, ein anhaltendes Ungleichgewicht über mehrere Trimester hinweg jedoch schon“, so Dr. Idan Menashe von der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva.

Dosis-Wirkungs-Effekt bei anhaltendem Ungleichgewicht

Die Trimester spezifische Analyse ergab zudem einen Dosis-Wirkungs-Zusammenhang: Je länger die Hypothyreose andauerte, desto höher war das ASS-Risiko (jeweils für die Dauer von 1, 2 bzw. 3 Trimestern: aHR: 1,69 [95 %-KI 1,19–2,83], aHR: 2,39 [95%-KI 1,24-5,78], aHR: 3,25 [95%-KI 1,07-7,21]).

„Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überwachung und rechtzeitigen Anpassung der Therapie, um während der gesamten Schwangerschaft normale Schilddrüsenhormonwerte aufrechtzuerhalten“, betont Menashe. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse im „Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism“.

(mkl/BIERMANN)

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