Schizophrenie: NMI-Forscher beobachten Prozesse in Nervenzellen17. Dezember 2024 Abbildung: © eyetronic/stock.adobe.com Bisher wird Schizophrenie vor allem symptomatisch behandelt, da wenig über die genauen zugrunde liegenden Prozesse bekannt ist. Forschenden des NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts in Reutlingen ist es nun gelungen, die treibenden Mechanismen der Krankheit besser zu verstehen. Proteine spielen in Organismen in vielerlei Hinsicht eine zentrale Rolle. Wenn sie falsch codiert sind und/oder ihre Aufgaben nicht planmäßig ausführen, kann dies zu Erkrankungen führen. Dies trifft auch auf Schizophrenie zu, bei der sich Neurone fehlerhaft entwickeln. Frühzeitige Erkennung fehlerhafter Prozesse Ein Wissenschaftler-Team des NMI um Aaron Stahl, Prof. Hansjürgen Volkmer und Dr. Markus Templin hat nun mithilfe einer Immunoassay-Technologie Nervenzellen während ihrer Entwicklung untersucht. Sie nutzten dafür von Patienten abgeleitete Zellen (zur Verfügung gestellt vom Universitätsklinikum Tübingen) von erkrankten und nicht erkrankten Personen und unterzogen sie einer hochpräzisen Analyse. „Es ist uns gelungen, Neurone bereits in frühen Entwicklungsstadien beobachten. So konnten wir schon in dem frühen Stadium beschreiben, dass und vor allem warum sich kranke Zellen schlechter entwickeln“, beschreibt Stahl, der am NMI und an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen forscht. Was passiert bei Schizophrenie in den Nervenzellen? Durch die Protein-Analysen ist nun klar, welche Abläufe fehlerhaft sind. Dazu zählt etwa die Reparatur defekter DNA. Auch die Zellzyklusregulation, die den Prozess der regelmäßigen Zellteilung bestimmt, funktioniert nicht mehr korrekt. Schließlich ist in diesen Zellen die sogenannte p53-Regulation entscheidend verändert; von dem Protein p53 ist bereits bekannt, dass es bei Fehlregulation schwere Krankheiten wie Krebs auslösen kann. Offenbar gibt es also einen engen Zusammenhang zwischen diesen Fehlfunktionen in den Nervenzellen und der Schizophrenie. „Dank unserer Protein-Analysen wissen wir jetzt viel mehr über die eigentlichen Auslöser für Schizophrenie. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die Krankheit möglicherweise eines Tages näher an ihren Ursachen medikamentös zu behandeln“, blickt Templin vorsichtig in die Zukunft.
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