Schizophrenie zeigt sich in der Hirnstruktur

Foto: © mifta – stock.adobe.com

Die Symptome der Schizophrenie variieren stark von Mensch zu Mensch. Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich diese Unterschiede in der Hirnstruktur widerspiegeln.

Schizophrenie ist eine vielschichtige psychische Erkrankung, welche die Wahrnehmung, das Denken und das Fühlen beeinträchtigt. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich in den individuellen Ausprägungen der Krankheit: Bei manchen Patienten stehen vor allem Wahrnehmungsstörungen im Vordergrund, bei anderen wiederum kognitive Beeinträchtigungen. „In diesem Sinne gibt es nicht eine Schizophrenie, sondern viele Schizophrenien, mit jeweils unterschiedlichen neurobiologischen Profilen“, erklärt Dr. Wolfgang Omlor, Erstautor der Studie und Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.

Um jeder dieser Schizophrenien gerecht zu werden, müsste ein präzisionsmedizinischer Ansatz gewählt werden – etwa durch Therapien, die genau zum jeweiligen neurobiologischen Profil passen. „Dafür sind Ansätze nötig, die sowohl nach individuellen Unterschieden als auch nach Gemeinsamkeiten auf der neurobiologischen Ebene fragen“, betont Omlor.

Internationale Studie untersucht Gehirnstruktur

Omlor und das Forschungsteam der Universität Zürich untersuchten in einer internationalen multizentrischen Studie die Variabilität der Gehirnstruktur von Betroffenen: Welche Gehirnnetzwerke zeigen einerseits besonders viel Individualität und welche besonders viel Gemeinsamkeit? Dafür untersuchten die Forschenden verschiedene Merkmale, darunter die Dicke und Oberfläche der Hirnrinde sowie das Faltungsmuster und das Volumen von tieferliegenden Hirnregionen.

Die Daten stammen aus der ENIGMA-Kooperation, einem internationalen Forschungsprojekt, das in dieser Studie Bildgebungsdaten von mehr als 6000 Personen aus 22 Ländern zusammenführte. Durch den Vergleich der Gehirnstrukturen zwischen mehreren tausend Patienten mit Schizophrenie und gesunden Personen konnte die Variabilität der Gehirnstruktur mit großer Zuverlässigkeit untersucht werden.

Weniger flexible Gehirnentwicklung in früher Kindheit

Während variable Gehirnstrukturen bei Schizophrenie möglicherweise Symptomunterschiede zwischen Patienten widerspiegeln, deutet die einheitliche Gehirnfaltung im mittleren vorderen Gehirnbereich auf ein entwicklungsbiologisches Merkmal hin, das Schizophreniepatienten teilen. Da die Gehirnfaltung zum größten Teil in der frühen Kindheit abgeschlossen ist, scheint die Gehirnentwicklung in dieser Zeitspanne bei Schizophreniepatienten weniger flexibel zu verlaufen, und zwar insbesondere in Bereichen, die für die Verbindung von Denk- und Fühlvorgängen zuständig sind.

„Diese Erkenntnisse erweitern das Verständnis für die neurobiologischen Grundlagen der Schizophrenie“, erklärt Philipp Homan, Professor an der Universität Zürich und Letztautor der Studie. „Während Bereiche einheitlicher Gehirnfaltung auf mögliche Mechanismen der Krankheitsentstehung hinweisen, könnten Regionen mit hoher Variabilität der Gehirnstruktur für die Entwicklung von individualisierten Behandlungsstrategien relevant sein.“