Schlafapnoe: Mehr Sport und weniger Stunden vor dem Fernseher senken das Risiko23. Juli 2021 Foto: © ambrozinio/stock.adobe.com Körperlich aktiver zu sein und weniger Stunden pro Tag vor dem Fernseher zu verbringen, ist mit einem wesentlich geringeren Risiko dafür verbunden, eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) zu entwickeln. Das zeigt eine neue Studie, die kürzlich im „European Respiratory Journal“ veröffentlicht worden ist. Es handelt sich dabei laut den Autorinnen und Autoren um die erste Untersuchung, in der gleichzeitig körperliche Aktivität und sitzendes Verhalten in Bezug auf das OSA-Risiko bewertet wurden. Die Studie wurde von Prof. Tianyi Huang vom Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School (USA) geleitet. Um zu untersuchen, ob weniger körperliche Aktivität und mehr sitzende Tätigkeit das OSA-Risiko erhöhen, analysierte Huang gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Gesundheitsdaten von mehr als 138.000 US-amerikanischen Männern und Frauen, bei denen zu Beginn der Studie keine klinisch diagnostizierte OSA vorlag. Am Ende der Nachbeobachtungszeit von zehn bis 18 Jahren wurde bei 8733 Teilnehmenden eine OSA-Diagnose dokumentiert. Die Forscher berücksichtigten in ihren Analysen andere Faktoren, die das OSA-Risiko beeinflussen können, darunter das Alter der Teilnehmenden, den Body-Mass-Index (BMI) und ob sie rauchten oder Alkohol tranken. Die Forschenden verglichen Personen mit einer Aktivität von zwei Stunden pro Woche, die Gehen in einem durchschnittlichen Tempo entsprach, mit Personen, deren Aktivitätsniveau drei Stunden Laufen pro Woche gleichkam. Dabei stellten sie fest, dass die Teilnehmenden mit der höheren Aktivitätsstufe ein um 54 Prozent geringeres Risiko für die Entwicklung einer OSA besaßen. Menschen, die mehr als vier Stunden pro Tag vor dem Fernseher saßen, hatten ein um 78 Prozent höheres OSA-Risiko als Personen, die weniger Zeit im Sitzen verbrachten. Personen, die einer sitzenden Tätigkeit nachgingen, besaßen ein um 49 Prozent erhöhtes OSA-Risiko im Vergleich zu solchen, die weniger Zeit im Sitzen verbrachten. Die Daten deuten laut den Autorinnen und Autoren jedoch darauf hin, dass Menschen, die jeden Tag lange sitzen müssen – beispielsweise bei Bürotätigkeit – ihr OSA-Risiko senken können, wenn sie sich in ihrer Freizeit mehr bewegen. Ebenso könnten diejenigen, die aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht zu erhöhter körperlicher Aktivität in der Lage sind, ihr OSA-Risiko senken, wenn sie die sitzend verbrachte Zeit reduzieren, indem sie häufiger stehen oder anderen leichten Aktivitäten nachgehen. Huang erklärt: „Wir sahen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Maß an körperlicher Aktivität, sitzendem Lebensstil und dem OSA-Risiko. Menschen, die die aktuellen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation für körperliche Aktivität befolgten – mindestens 150 Minuten mäßige Aktivität pro Woche – und die weniger als vier Stunden pro Tag vor dem Fernseher sitzen, besaßen ein wesentlich geringeres OSA-Risiko. Wichtig war, dass jede zusätzliche Steigerung der körperlichen Aktivität und/oder eine Reduzierung der im Sitzen verbrachten Stunden Vorteile haben könnte, die das Risiko für die Entwicklung einer OSA verringern. „Der Unterschied im OSA-Risiko zwischen einer sitzenden beruflichen Tätigkeit und im Sitzen verbrachter Zeit vor dem Fernseher könnte durch andere Verhaltensweisen erklärt werden, die mit diesen Aktivitäten in Verbindung stehen“, erläutert Huang. „Zum Beispiel geht Naschen und der Konsum zuckerhaltiger Getränke eher mit Fernsehen einher als mit einer sitzenden beruflichen oder anderen Tätigkeit, wie zum Beispiel beim Sitzen auf Reisen. Dies könnte zu einer zusätzlichen Gewichtszunahme führen, von der wir wissen, dass sie ein Risikofaktor für OSA ist.“ Prof. Anita Simonds vom Royal Brompton Hospital (Großbritannien) und Präsidentin der European Respiratory Society war an der Studie nicht beteiligt und kommentiert diese so: „Die OSA ist eine häufige und sich verbreitende Erkrankung, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen haben kann. Zwar ist man in der Lage, OSA mit modernen Therapien zu behandeln, doch konzentriert sich nur eine Minderheit der Studien auf die Prävention. Gesundheitsberufler sollten der Prävention Vorrang geben und die Menschen, bei denen ein OSA-Risiko besteht, dabei unterstützten, aktiver zu werden, bevor es zu spät ist.“ Simonds fährt fort: „Diese Studie ergänzt die Evidenz, die zeigt, dass die Aufrechterhaltung eines aktiven Lebensstils wichtig ist, um Lungenerkrankungen vorzubeugen. Es ist ermutigend, dass selbst eine geringfügige Erhöhung der körperlichen Aktivität oder eine Reduzierung der im Sitzen verbrachten Arbeitszeit potenziell Vorteile bringen könnte. Es ist daher eine wichtige Botschaft, die es unseren Patientinnen und Patienten sowie deren Familien sowohl in der Primärversorgung als auch in pneumologischen Kliniken zu vermitteln gilt.“ Die Forscher räumen ein, dass sich ihre Studie auf Angaben der Patientinnen und Patienten selbst stützte, weshalb diese Informationen möglicherweise als weniger zuverlässig einzuschätzen seien.
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