Schlafapnoe: Warum CPAP das Risiko für Herzerkrankungen nicht reduziert

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Eine aktuelle Studie zur obstruktiven Schlafapnoe (OSA) deutet darauf hin, dass ein hoher Druck bei der Überdrucktherapie (CPAP-Therapie) erklären könnte, warum diese das für OSA-Patienten erhöhte Risiko für Herzerkrankungen nicht reduziert.

„CPAP-Geräte sind sehr wirksam bei der Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe und eignen sich hervorragend zur Verbesserung des Schlafs und zur Verringerung der Tagesmüdigkeit, aber wir haben nicht die erwartete Verringerung von Herzkrankheiten gesehen, und wir haben nicht verstanden, warum“, erläutert Sanja Jelic, MD, Fachärztin für Intensivmedizin und Schlafforscherin am Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University.

OSA betrifft Schätzungen zufolge etwa 25 Prozent der Erwachsenen in westlichen Gesellschaften und der durch die Erkrankung bedingte nächtliche Abfall der Sauerstofflevel führt zu Entzündungsreaktionen. Experten zufolge ist das ursächlich für den Zusammenhang zwischen OSA und einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten. Da CPAP-Geräte die normale Atmung sicherstellen, ging man bislang davon aus, dass sie auch das Risiko für Herzkrankheiten reduzieren.

Allerdings wiesen bereits vor einigen Jahren Studien von Jelic und Daniel Gottlieb, MD, einem Mitarbeiter des Brigham & Women’s Hospital, auf ein Problem mit dieser Hypothese hin: In Studien, die die Auswirkungen von CPAP auf den Körper untersuchen sollten, stellten sie fest, dass die Konzentration des entzündungsfördernden Faktors Angiopoietin-2 (Ang2) bei CPAP-Nutzung nicht abnimmt. Hohe Ang2-Werte wurden in früheren Studien mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle, koronare Herzkrankheiten, Gefäßerkrankungen und Sterblichkeit in Verbindung gebracht.

„Das war eine Überraschung.Wir hatten natürlich erwartet, dass die Ang2-Freisetzung aufhört, wenn man die intermittierende Hypoxie mit CPAP beseitigt, aber tatsächlich wurde sie schlimmer“, erklärt Jelic. Etwa zur gleichen Zeit wurden die Ergebnisse von drei randomisierten Studien zu CPAP veröffentlicht, und in keiner der Studien wurde ein kardiovaskulärer Nutzen der Geräte festgestellt.

Für Jelic ähnelte das Muster von Ang2 und anderen Biomarkern bei CPAP-Benutzern dem von Patienten mit Hochdruckbeatmungsgeräten. Daraufhin stellte sie die Hypothese auf, dass hohe CPAP-Drucke erklären könnten, warum der erwartete Rückgang von Herzerkrankungen nicht eintrat.

Um dieser Hypothese auf den Grund zu gehen, nahmen Jelic und Gottlieb die Teilehemer einer schwedischen Studie genauer unter die Lupe. Die RICCADSA-Studie wurde in Schweden mit 189 OSA-Patienten durchgeführt. Die Forschenden testeten eingelagerte Blutproben der Probanden auf Ang2 und andere Entzündungsmarker. Sie verglichen diese Werte mit Daten zur CPAP-Adhärenz, dem mittleren CPAP-Druck und der Herzgesundheit der Teilnehmer nach einem Jahr.

Die Analyse zeigte, dass die Ang2-Level bei CPAP-Nutzern erhöht blieben. Das bestätigte Jelics frühere Ergebnisse aus kleineren Studien, dass hohe Ang2-Level mit einem höheren Risiko für koronare Herzkrankheiten assoziiert waren.

Jelic und ihr Team fand heraus, dass die Patienten mit den höchsten Ang2-Werten diejenigen waren, die einen höheren CPAP-Druck verwendeten. Ein Standard-CPAP-Rezept sieht einen Druck zwischen vier und 20 cm H2O vor, wobei der mittlere Druck innerhalb dieses Bereichs variiert. In der Studie hatten Teilnehmer mit einem mittleren CPAP-Druck zwischen vier und sieben cm H2O weniger kardiovaskuläre Ereignisse als Teilnehmer mit einem Druck von acht oder höher. Es wurde kein Zusammenhang zwischen den Ang2-Werten und der Anzahl der Stunden, die das CPAP während der Nacht verwendet wurde, festgestellt.

Die Autoren um Jelic gehen davon aus, dass eine Reaktion der Lunge auf den CPAP-Druck die mit der OSA assoziierte Entzündung eher verstärkt als verringert. Da CPAP die Lunge ausdehnt, wenn auch nicht so stark wie Beatmungsgeräte, vermutet Jelic, dass gedehnte Endothelzellen in der Lunge zusätzliches Ang2 freisetzen. Es ist nicht möglich, die Ang2-Freisetzung aus der Lunge von Menschen direkt zu messen. Allerdings steigt die Ang2-Freisetzung aus Endothelzellen stark an, wenn andere Gewebe in Labortests gedehnt werden.

Jelic erklärt, sie habe ihre Empfehlungen an OSA-Patienten zur CPAP-Therapie bereits angepasst und verordne niedriger Drücke. „Wir machen eine vorsichtige Titration, um zu sehen, welche Drücke die meisten obstruktiven Ereignisse beseitigen, und das funktioniert ganz gut“, erläutert sie ihre Vorgehensweise. Jelic zufolge stellen derzeit die meisten Ärzte den CPAP-Druck so ein, dass alle obstruktiven Episoden während des Schlafs beseitigt werden. Sie sagt, dass niedrigere Drücke Ang2 reduzieren und die gleichen Verbesserungen bei Schlaf und Müdigkeit bewirken könnten, selbst wenn einige obstruktive Episoden durchbrechen. Jelic betont jedoch: „Das müssten wir in einer randomisierten Studie testen.“