Schlafbezogene Atmungsstörungen bei jungen Sportlern: Risikofaktor für plötzlichen Herztod?

Junge Sportler, die Kontaktsportarten wie Rugby oder American Football ausüben, leiden laut einer aktuellen Studie häufiger als ein durchschnittlicher Mann mittleren Alters an schlafbezogenen Atmungsstörungen – verbunden mit einem erhöhten Risiko für die Herzgesundheit. (Foto: © vectorfusionart/Fotolia)

Eine Untersuchung an jungen Rugby-Spielern hat gezeigt, dass diese häufiger an schlafbezogenen Atmungsstörungen leiden als ein durchschnittlicher Mann mittleren Alters. Die Studie zeigte auch, dass Athleten, bei denen solche Probleme auftreten, mit höherer Wahrscheinlichkeit nachts einen niedrigen Sauerstoffspiegel im Blut und höhere Pulsfrequenzen aufweisen. Dies deutet laut den Studienautoren darauf hin, dass Sportler mit schlafbezogenen Atmungsstörungen Gefahr laufen, Herzanomalien zu entwickeln.

Die aktuelle Studie könnte darauf hindeuten, so die Forscher, dass eine schlafbezogene Atmungsstörungen bei dem Phänomen eine Rolle spielt, bei dem scheinbar gesunde junge Sportler an einem plötzlichen und unerklärten Herzinfarkt sterben.

Eine schlafbezogene Atmungsstörung (SDB) ist gekennzeichnet durch anomale Atmungsmuster oder Atempausen im Schlaf. Die Ausprägungen reichen vom bloßen Schnarchen bis zur Schlafapnoe. Ein hoher Body-Mass-Index (BMI), ein Alter von über 40 Jahren und ein großer Halsumfang sind einige der häufigsten Faktoren, die mit SDB einhergehen. Werden diese nicht behandelt, besteht ein erhöhtes Risiko für chronische Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzversagen und Typ-2-Diabetes.

Die in „ERJ Open Research” veröffentlichte Studie wurde von Yoshitaka Iso, einem Kardiologen und Associate Professor am Showa University Research Institute für Sport- und Bewegungswissenschaften, Yokohama, Japan, geleitet. Er erklärt: „Wir wollten die Prävalenz der schlafbezogenen Atmungsstörung bei Athleten untersuchen, die einen Kontakt- beziehungsweise Kollisionssport ausüben. Denn wir wissen, dass diese normalerweise einen höheren BMI und einen größeren Halsumfang haben als Aktive aus anderen Sportarten.”

„Man nimmt gerne an, dass junge Menschen aus Wettkampfsportarten nicht an Problemen wie SDB leiden werden, die häufiger bei Menschen mit einem höheren BMI und einem inaktiven Lebensstil auftreten. Es muss jedoch noch weiter erforscht werden, was möglicherweise zu einem plötzlichen Herztod bei Sportlern beiträgt. SDB eignen sich gut dafür, da sie die normale kardiale Funktion beeinträchtigen können.”

Die Studie umfasste 42 männliche Rugbyspieler im Alter von 18–19 Jahren. Nachts wurden bei ihnen Veränderungen des Atemrhythmus, des Herzschlages und der Herzfrequenz und des Blutsauerstoffgehalts überwacht sowie dokumentiert, wie häufig sie aufwachten und wie lange sie dann wach blieben.

Die Daten zeigten, dass 18 (43%) der Athleten die Kriterien für eine SDB erfüllten, was bedeutet, dass sie über eine Gesamtschlafdauer von drei Stunden fünf oder mehr Atemunterbrechungen hatten, die mindestens 10 Sekunden lang dauerten. Die Daten zeigten auch, dass Sportler mit SDB eine höhere durchschnittliche Herzfrequenz und weniger Sauerstoff im Blut aufwiesen als Athleten ohne SDB. Sie besaßen auch öfter einen ungewöhnlich niedrigen Blutsauerstoffgehalt.

Iso und sein Team untersuchten dann die Herz- und Lungenleistung jedes Probanden in Ruhe und während des Trainings, um Athleten mit und ohne SDB auf Herz-Kreislauf-Anomalien zu prüfen. Diese Tests zeigten, dass die Herzfrequenz im Ruhezustand bei SDB-Athleten höher war und dass bei diesen Probanden häufiger Arrhythmien auftraten als bei Sportlern ohne SDB. Das lasse darauf schließen, dass eine SDB mit Herzanomalien in Verbindung stehe, so die Forscher.

Iso sagt: „Bei 43 Prozent der von uns bewerteten jungen Sportler wurden Schlafstörung beobachtet. Dies ist eine höhere Rate als wir erwartet hatten – höher auch als die SDB-Werte, die bei Männern mittleren Alters in der europäischen und US-amerikanischen Allgemeinbevölkerung festgestellt wurde. Unsere Daten zeigten auch, dass bei den Sportlern mit SDB häufig mehrere mögliche Warnsignale, wie zum Beispiel Auswirkungen auf die Atmung und Herzfrequenz der Athleten, auftraten.”

„Obwohl bei keinem der Sportler in dieser Studie schwerwiegende gesundheitliche Probleme festgestellt wurden – wahrscheinlich, weil die Probanden noch sehr jung waren – wissen wir nicht, wie stark sich diese Probleme in Zukunft aufgrund der damit verbundenen kardiovaskulären Folgen verschlechtern können. Basierend auf dem Zusammenhang zwischen SDB und einer anomalen Herzfunktion, die wir in dieser Gruppe beobachteten, spekulieren wir, dass SDB ein möglicher Faktor für die ungeklärten Todesfälle einiger junger Sportler aus Kontaktsportarten sein könnten, da sie offensichtlich sehr verbreitet sind, derzeit aber nicht regelmäßig überprüft werden.”

Prof. Anita Simonds – Pneumologin und Schlafmedizinerin am Royal Brompton and Harefield NHS Foundation Trust und President-elect der European Respiratory Society – erklärt: „Es ist noch zu früh, um zu schlussfolgern, dass die schlafbezogene Atmungsstörung ein entscheidender Faktor beim plötzlichen Herztod von Sportlern ist. Diese Ergebnisse geben jedoch Anlass, darüber nachzudenken, wie Atmungsstörungen die Gesundheit junger Sportler, die eigentlich fit sind, beeinflussen können.”

Zwar erwies sich in dieser Studie das allgemeine Niveau von SDB als gering, jedoch zeigen die Ergebnisse, dass eine Untersuchung im Schlaflabor bei der Betreuung von Personen, die Kontaktsportarten wie Rugby oder American Football ausüben, in Betracht gezogen werden sollte.