Schlafentzug verhindert Unterdrückung intrusiver Gedanken17. Januar 2025 Forschende haben einen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und intrusiven Gedanken, beispielsweise bei PTSD, gefunden. (Foto: © Vitalii Vodolazskyi – stock.adobe.com) Schlafentzug kann die Fähigkeit des Gehirns, unerwünschte Erinnerungen und aufdringliche Gedanken zu unterdrücken, beeinträchtigen. Das zeigt eine aktuelle Studie in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“. „Erinnerungen an unangenehme Erlebnisse dringen oft in unser Bewusstsein ein, wenn wir daran erinnert werden. Meist sind sie aber flüchtig und können wieder verdrängt werden. Allerdings wir haben bereits gezeigt, dass die Fähigkeit des Gehirns, solche aufdringlichen Erinnerungen zu unterdrücken, von einem erholsamen Schlaf abhängt“, erklärte Dr. Scott Cairney von der University of York, Großbritannien. „Die Unterdrückung ist eine sehr clevere Funktion des Gehirns, denn sie schwächt alle verbindenden Spuren der Erinnerung und hindert uns so daran, alle Punkte miteinander zu verbinden, um das vollständige Bild der Erfahrung abzurufen, wenn sie durch einen äußeren Reiz ausgelöst wird“, fügte Cairney hinzu. Um zu verstehen, wie das Gehirn dies tut, untersuchte das Team mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) die Gehirnaktivität von 85 gesunden Erwachsenen, von denen die eine Hälfte einen gesunden Nachtschlaf im Schlaflabor erlebt hatte und die andere Hälfte die ganze Nacht wach geblieben war. Sie wurden gebeten, Gesichter zu betrachten, die sie zuvor in Kombination mit Bildern von Szenen gesehen hatten, von denen einige emotional negativ besetzt waren, wie beispielsweise ein Bild von einem Autounfall oder einem Streit. Für jedes Gesicht sollten sie sich entweder an die dazugehörige Szene erinnern oder die Erinnerung an die Szene unterdrücken. Beim Versuch, die Bilder der Szene zu verdrängen, zeigten die ausgeschlafenen Teilnehmer eine stärkere Aktivierung im rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex – einer Gehirnregion, die Gedanken, Handlungen und Emotionen steuert – im Vergleich zu denjenigen, die die ganze Nacht wach geblieben waren. Die ausgeruhten Teilnehmer zeigten während sie versuchten, unerwünschte Erinnerungen zu unterdrücken, auch eine geringere Aktivität im Hippocampus, was den Wissenschaftlern zufolge beweist, dass sie die Abrufvorgänge, die aufkommenden aufdringlichen Gedanken zugrunde liegen, „abschalten“ konnten. Die Forschenden fanden auch heraus, dass Personen, die mehr REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) hatten, besser in der Lage waren, den rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex während der Erinnerungsunterdrückung zu aktivieren, was auf eine Rolle des REM-Schlafs bei der Wiederherstellung der Mechanismen im Gehirn hindeutet, die verhindern können, dass unerwünschte Erinnerungen in das bewusste Denken gelangen. „Die Teilnehmer, die unter Schlafentzug litten, waren nicht in der Lage, den Bereich des Gehirns zu aktivieren, der uns hilft, unerwünschte Erinnerungen zu unterdrücken. Folglich konnten sie die erinnerungsbezogenen Prozesse im Hippocampus, die zu aufdringlichen Gedanken führen, nicht unterdrücken“, erklärte Cairney. Diese Ergebnisse seien wichtig für das Verständnis psychischer Probleme, denn es sei gut dokumentiert, dass Menschen, die unter Angst, Depression oder PTBS leiden, auch Schlafprobleme haben. „Jetzt, da wir die Mechanismen im Gehirn besser verstehen, die dazu beitragen, negative Erinnerungen und Gedanken einzuschränken, können wir vielleicht an gezielteren Behandlungen und Verhaltenstherapien arbeiten, die zur Verbesserung des Schlafs beitragen und so das Gehirn dabei unterstützen, das zu tun, woran es sich so geschickt angepasst hat, damit wir ein mental gesundes Leben führen können“, erklärte Cairney.
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