Schlafstörungen bei Krebspatienten werden oft unterschätzt6. Oktober 2022 Foto: ©Photographee.eu – stock.adobe.com Jeder zweite Krebspatient leidet unter einem nicht erholsamen Schlaf, was der ohnehin schon stark beeinträchtigten Lebensqualität dieser Patienten zusätzlich schadet. Studien zeigen, dass sich durch einfache, auch nicht medikamentöse Maßnahmen zur Förderung des Schlafes die Lebensqualität verbessern lässt. „Dabei lassen sich noch bessere Ergebnisse erzielen, wenn man auch auf die Co-Faktoren von Schlafstörungen achtet“, betont Prof. Herwig Strik, Chefarzt der Neurologischen Klinik der Sozialstiftung Bamberg. Leider wird in der klinischen Praxis aktuell viel zu selten nach Schlafproblemen gefragt. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) rückt durch ein gemeinsames Symposium mit der Deutschen Krebsgesellschaft das Thema Schlaf, schlafbezogene Atmungsstörungen und Tumorerkrankungen auf ihrer Jahrestagung, die vom 10.-12. November 2022 in Wiesbaden stattfinden wird, in den Fokus.Strik erklärt darin, dass es deutlich mehr Effekt habe, die Schlafstörungen sowie die mit diesen einhergehenden Faktoren, wie Depressionen, Ängste oder Schmerzen, gleichsam zu behandeln. So kann eine effektive Schmerzbehandlung mit Dosisschwerpunkt in den Nachtstunden bereits zu einer Verbesserung des Nachtschlafs führen. Dabei sollten auch koanalgetische Substanzen Beachtung finden, von denen einige – z.B. das Pregabalin – auch Angstsymptome abmildern können. Psychosoziale Interventionen sollten den Vorrang vor medikamentösen Behandlungen haben. Manifest depressive Symptome sollten allerdings konsequent behandelt werden, wobei der sedierende Effekt vieler Antidepressiva zu einer raschen Entlastung der Patienten führen könne. Auch wenn depressive Symptome nicht im Vordergrund stünden, seien Substanzen wie Mirtazapin oder Doxepin hilfreich, wie auch niederpotente Neuroleptika, denen gegenüber Substanzen, die über den Benzodiazepinrezeptor wirken, der Vorzug gegeben werden sollte .Schlafstörungen lösen keine Krebserkrankung aus, aber einige Studien geben Hinweise auf ein moderat erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Krebserkrankungen durch Insomnie, obstruktive Schlafstörungen oder Schichtarbeit, möglicherweise durch oxidativen Stress oder Störungen des Immunsystems. Bei bestehender Erkrankung beeinflussen sich Tumor, Schlaf und die genannten Faktoren plus zusätzliche familiäre Belastungen nachgewiesenermaßen gegenseitig. Zudem ist es denkbar, dass Störungen des circadianen Rhythmus sowohl Effektivität als auch Nebenwirkungsrate von Tumortherapien beeinflussen können, wobei hier kaum belastbare klinische Daten existieren. Strik möchte dafür sensibilisieren, die Patienten auch nach ihrem Schlaf zu befragen.„Dabei bekommt man zudem Informationen zu Begleiterscheinungen und die onkologisch behandelnden Kollegen können dann entscheiden, etwa einen Schlafmediziner zur Behandlung dazu zu holen. Im klinischen Alltag haben wir damit schon gute Ergebnisse erzielen können“, so Strik. Die Patienten hätten mehr Mut und Zuversicht sowie eine verbesserte Stimmungslage geäußert und sich dadurch zum Beispiel wieder gezielter um die Tumorbehandlung kümmern können. „Diese indirekten Auswirkungen sind in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen“, weiß Strik.
Mehr erfahren zu: "KI-Modelle für Medikamentenentwicklung versagen bei der Physik" KI-Modelle für Medikamentenentwicklung versagen bei der Physik KI-Programme können die Entwicklung von Medikamenten unterstützen, indem sie die Wechselwirkung von Proteinen mit kleinen Molekülen vorhersagen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass diese Programme nur Muster auswendig lernen, statt physikalische […]
Mehr erfahren zu: "Netzwerktreffen in Köln als Impuls für junge Menschen mit Krebs" Netzwerktreffen in Köln als Impuls für junge Menschen mit Krebs Medizin, Forschung, Ehrenamt, Politik, Kultur und Wirtschaft an einem Tisch: Das Netzwerktreffen der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs und des neu gegründeten Krebs Kollektiv in Köln zeigte, wie […]
Mehr erfahren zu: "Engpass bei Versorgung von Krebspatienten im Norden: Lösungen entwickelt" Engpass bei Versorgung von Krebspatienten im Norden: Lösungen entwickelt Die kurzfristige Schließung von drei Praxisstandorten eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Norderstedt, Ahrensburg und Reinbek hat zu Versorgungsengpässen bei hämatologischen und onkologischen Patienten geführt.