Schlaganfall: Kliniken leisten gute Arbeit16. November 2020 Foto: ©sudok1 – stock.adobe.com Erfüllen Kliniken die Qualitätskriterien bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten, reduziert dies die Sterblichkeit der Betroffenen. Das zeigt eine neue Studie von Epidemiologen der Universität Würzburg sowie von regionalen Schlaganfallregistern in Deutschland, die in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlaganfall Register (ADSR) kooperieren. Nach einem Schlaganfall ist schnelles Handeln gefordert. Je früher die Behandlung einsetzt, desto geringer sind in der Regel die Folgeschäden bei den Betroffenen. Doch Geschwindigkeit ist nicht alles: Krankenhäuser sollten darüber hinaus eine ganze Reihe spezieller Qualitätskriterien bei der Behandlung von PatientInnen mit einem akuten Schlaganfall erfüllen. Denn je mehr dieser Kriterien sie einhalten, desto weniger Betroffene sterben innerhalb der ersten sieben Tage nach ihrer Einlieferung. Dieses eindeutige Ergebnis zeigt eine neue Studie von WissenschaftlerInnen des Institutes für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Schlaganfall-Register (ADSR), einem gemeinnützigen Verein bestehend aus neun regionalen Schlaganfallregistern in Deutschland. Verantwortlich für diese Studie sind Forscher der ADSR; analysiert wurden die Daten von Dr. Kirsten Haas und Viktoria Rücker (M.Sc.) am IKE-B. Ein Katalog von 20 Qualitätskriterien „Wir konnten einen Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Qualitätsindikatoren und der Sieben-Tages-Krankenhaussterblichkeit nachweisen. Je mehr Indikatoren erfüllt werden, desto niedriger ist die Sterblichkeit – unabhängig von Alter und Geschlecht des Patienten sowie vom Schweregrad seiner Erkrankung“, fasst Haas die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen. Insgesamt 20 solcher Qualitätsindikatoren hat eine multidisziplinär besetzte Arbeitsgruppe in den vergangenen Jahren entwickelt, der unter anderem Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlaganfall Register (ADSR), der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe angehören. Wichtigstes Ziel dabei ist es, die Patientenversorgung nach einem Schlaganfall zu verbessern. Daten von 388.000 Fällen „Wir haben aus diesem Katalog von 20 Indikatoren insgesamt elf ausgewählt, die sich drei Schwerpunkten zuordnen lassen: der schnellstmöglichen Akutbehandlung, einer frühzeitigen Bildgebung und Diagnostik sowie einer frühen Rehabilitation“, erklärt Dr. Björn Misselwitz, Koordinator der ADSR. Anschließend haben die WissenschaftlerInnen untersucht, wie viele dieser Indikatoren an ausgesuchten Krankenhäusern erfüllt wurden, und dieses Ergebnis in Relation zur Zahl der PatientInnen gesetzt, die innerhalb von sieben Tagen verstorben sind. Dafür werteten sie Daten von 388.012 Fällen in den Jahren 2015 und 2016 aus 736 Kliniken in Deutschland aus. Die Patienten waren im Mittel 76 Jahre alt, mehr als die Hälft (52,4 %) waren weiblich. Was die Studie allerdings auch zeigt: „Die Qualität der Behandlung in den von uns untersuchten Krankenhäusern ist als hoch einzuschätzen“, sagt Prof. Peter Hermanek, Vorsitzender der ADSR. Die meisten Kliniken würden die Qualitätsindikatoren zu einem hohen Maß erfüllen; die Werte für die meisten Qualitätsindikatoren würden über einem vorab definierten Schwellenwert liegen. „Bei einigen wenigen Krankenhäusern mit messbaren Defiziten erfolgen auf regionaler Ebene qualitätsverbessernde Maßnahmen, die unter anderem Zielvereinbarungen beinhalten“, so Hermanek weiter. Woher die Daten stammen Die Daten zur Versorgung der Schlaganfallpatienten werden über die Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Schlaganfall Register (ADSR) erhoben, einem Zusammenschluss von neun regionalen Qualitätssicherungsprojekten. In vielen Bundesländern und für alle Kliniken mit einer zertifizierten Stroke Unit ist die Teilnahme an diesem Qualitätssicherungsprogramm verpflichtend. Die ADSR wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, eine standardisierte Datenerfassung zum Krankheitsbild „Schlaganfall“ zu entwickeln. Dafür werden unter anderem regionale und überregionale Vergleiche unter wissenschaftlichen, qualitätsrelevanten und epidemiologischen Gesichtspunkten erstellt. Diese bilden die Basis für neue Beiträge zur Optimierung des Schlaganfallmanagements. Jährlich werden innerhalb der ADSR rund 300.000 Datensätze und damit Informationen über rund 80 Prozent aller Schlaganfälle in Deutschland erfasst und ausgewertet. Originalpublikation: Haas K et al. Association Between Adherence to Quality Indicators and 7-Day In-Hospital Mortality After Acute Ischemic Stroke. Stroke, 12. Oktober 2020
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