Schmerzmittel im Alltag: Forsa-Umfrage zeigt Wissenslücken

In Deutschland wird häufig zu rezeptfreien Schmerzmitteln gegriffen (Symbolfoto: ©KMPZZZ/stock.adobe.com)

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage hatte jeder fünfte Befragte in den vergangenen sechs Monaten täglich oder fast täglich körperliche Schmerzen. Häufig wird dagegen zu rezeptfreien Schmerzmitteln gegriffen. Doch es bestehen relevante Wissenslücken bei Einnahmedauer und Nebenwirkungen.

Die Studie wurde anlässlich des 14. Aktionstags gegen den Schmerz erhoben. Dafür hat Forsa im Auftrag der HKK Krankenkasse vom 9. bis 14. Mai 2025 insgesamt 1018 Personen befragt. Dabei gaben 20 Prozent der Befragten an, in den vergangenen sechs Monaten sehr häufig, also täglich oder fast täglich, körperliche Schmerzen gehabt zu haben. Am häufigsten ist die Gruppe der über 60-Jährigen von (fast) täglichen Schmerzen im letzten halben Jahr betroffen gewesen.

Ähnlich viele Befragte (23 %) berichteten im gleichen Zeitraum oft, also zum Beispiel wöchentlich, Schmerzen gehabt zu haben. Über gelegentliche Schmerzen (etwa monatlich) berichtete etwa jeder Dritte. Insgesamt waren Frauen jeden Alters etwas häufiger von körperlichen Schmerzen betroffen als Männer vergleichbaren Alters.

Ungefähr zwei Drittel (62 %) derjenigen, die im vergangenen halben Jahr Schmerzen hatten, haben in dieser Zeit mindestens einmal zu frei verkäuflichen Schmerzmitteln gegriffen. Besonders häufig ist das bei Frauen und Menschen mittleren Alters (30–59 Jahre) der Fall.

Die häufigsten Gründe für die Einnahme rezeptfreier Schmerzmittel waren in der Umfrage Kopfschmerzen und Migräne (59 %). Ungefähr ein Drittel gab Gelenk- und Muskelschmerzen (32 %) als Grund für die Schmerzmitteleinnahme an. Ein Viertel (28 %) nannte Rückenschmerzen als Auslöser. Außerdem haben 20 Prozent der Frauen haben wegen Menstruationsbeschwerden Schmerzmittel eingenommen.

Wissenslücken bei Einnahmedauer und Nebenwirkungen

Die Empfehlung, rezeptfreie Schmerzmittel ohne ärztlichen Rat höchstens vier Tage in Folge einzunehmen, war zwei Dritteln der Befragten (66 %) bekannt. Dennoch haben insbesondere diejenigen, die sehr häufig unter Schmerzen leiden, fünf oder mehr Tage am Stück rezeptfreie Schmerzmittel eingenommen (31 %).

Auch bei den Nebenwirkungen herrschte Unsicherheit. Zwar waren 75 Prozent über mögliche Magen-Darm-Beschwerden informiert, jeweils zwei Drittel wussten von Nierenschäden (67 %), Abhängigkeit bzw. einem Gewöhnungseffekt (66 %) oder möglichen Magenschleimhautentzündungen bzw. Magengeschwüren (ebenfalls 66 %).

Aber: „Viele Menschen denken nicht an die leberschädigende Wirkung von Paracetamol in Kombination mit Alkohol. Ein häufiger Fehler: den ,Kater’ mit Paracetamol zu behandeln. Das ist wirklich gefährlich“, sagt die Leiterin des Schmerzzentrums des Rote Kreuz Krankenhauses Bremen, Dr. Imke Starp. „Gerade im Alter nehmen viele Menschen bereits mehrere Medikamente ein. Kommt dann zum Beispiel ein Schmerzmittel zu Blutdruck- oder Herzmitteln hinzu, kann das zu gefährlichen Wechselwirkungen führen“ Die Medizinerin erinnert daran: „Medikamente nie ohne ärztliche Rücksprache kombinieren.“

Eigenverantwortung als Hauptkriterium für Einnahmedauer

Zwei Drittel der Nutzenden rezeptfreier Schmerzmittel machen die Dauer der Einnahme von Art, Stärke und Dauer der Schmerzen abhängig (66 %). Über die Hälfte (54 %) verlässt sich auf die eigene Erfahrung. Die Empfehlungen der Packungsbeilage spielen eine geringere Rolle (19 %).

„Der Beipackzettel allein reicht sicher nicht. Apotheken leisten hier meist gute Aufklärungsarbeit. Problematisch sehe ich den Onlineverkauf – oft ohne jeglichen Hinweis auf Risiken. Hinzu kommt die massive Werbung in den Medien. Das kann einen unkritischen Umgang fördern. Ein gewisses Maß an Eigenverantwortung gehört aber auch dazu“, so Starp.

„Die Ergebnisse zeigen, wie weit verbreitet der Einsatz rezeptfreier Schmerzmittel ist – und wie dringend es ist, besser über Risiken und den richtigen Umgang damit zu informieren“, resümiert die HKK-Arzneimittelexpertin und Apothekerin Dr. Anja Lübs. „Zudem sollte gerade im digitalen Zeitalter die Gesundheitskompetenz schon in der Schule eine wichtige Rolle spielen.“

(ah)