Schnarchende Frauen über 50 haben ein erhöhtes Risiko für Schlafapnoe18. Mai 2022 Foto: © WavebreakMediaMicro/stock.adobe.com Eine neue Studie aus Israel lässt darauf schließen, dass etwa 15 Prozent aller älteren Frauen ein signifikantes Risiko für eine Schlafapnoe besitzen. Schnarchen stand in der Untersuchung in einem signifikanten Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko, wobei auch Scham eine frühe Diagnose häufig verhindert. Die Autoren der Studie warnen aber auch, dass Frauen, die an schlafbezogenen Atemstörungen leiden, sich in den meisten Fällen nicht einmal dessen bewusst sind. In der Studie, an der Hunderte von Frauen teilnahmen, untersuchten die Wissenschaftler zwei Gruppen israelischer Frauen: relativ junge im Alter von 20 bis 40 Jahren (d. h. vor der Menopause) und Frauen ab 55 Jahren nach der Menopause. Die Forschenden fanden heraus, dass etwa 15 Prozent der älteren Frauen ein signifikantes Risiko für Schlafapnoe besaßen, verglichen mit nur etwa 3,5 Prozent der jungen Frauen. Darüber hinaus beobachteten die Forschenden, dass elf Prozent der Frauen, die schnarchten, ein erhöhtes Risiko für Schlafapnoe hatten, verglichen mit nur einem Prozent der Frauen, die nicht schnarchten. Laut Prof. Ilana Eli vom Department of Oral Rehabilitation an der Maurice and Gabriela Goldschleger School of Dental Medicine der Tel Aviv University, eine der Studienautorinnen, ist die Schwierigkeit bei der Diagnose hauptsächlich auf mangelndes Bewusstsein zurückzuführen und darauf, dass über das Problem nicht gesprochen wird: Frauen, die unter dem Problem leiden, sind sich dessen nicht bewusst, da es während des Schlafs auftritt. Sie werden ihren Ärzten wahrscheinlich nur über Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schmerzen in der Kiefermuskulatur beim Aufwachen oder Schlafprobleme wie Schlaflosigkeit berichten. Es sei wichtig, so betont Eli, dass der behandelnde Arzt den Zusammenhang herstellt, die richtigen Fragen stellt und bei Verdacht auf Schlafapnoe weiter nach einer Diagnose sucht. „Die fehlende Früherkennung macht sich besonders bei einer der demografischen Zielgruppen bemerkbar: Frauen im Alter über 50 Jahren, die aufgrund hormoneller Veränderungen in den Wechseljahren vermehrt unter schlafbezogenen Atmungsstörungen leiden“, unterstreicht Eli. „Wir wollten das Phänomen in dieser Gruppe untersuchen und charakterisieren, um gegebenenfalls zu warnen.“ In der Studie füllten die Teilnehmerinnen spezielle Fragebögen aus, die eine Vielzahl von Fragen enthielten, wie zum Beispiel: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie morgens aufstehen? Leiden Sie an Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verspannungen/Steifheit in den Gesichts-, Nacken- und Kiefermuskeln? Knirschen Sie nachts mit den Zähnen? Wachen Sie nachts auf? Fühlen Sie sich tagsüber müde oder schläfrig? Und die große Frage, die sich viele Frauen schämen zu beantworten: Schnarchen Sie? Die Daten wurden gewichtet nach körperlichen Indikatoren – Body-Mass-Index und Halsumfang (der mit dem Alter normalerweise größer wird) sowie demografischen Daten. Zu letzteren gehörten unter anderem Berufstätigkeit, Anzahl der Kinder und der Familienstand. Dank der daraus gewonnenen Erkenntnisse konnten die Forschenden drei Risikokategorien (hoch, mittel, niedrig) für eine Schlafapnoe definieren. Eli berichtet: „Wir fanden einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen – den jungen gegenüber den relativ älteren Frauen. Unter den jüngeren besaßen 1,8 Prozent ein hohes und ebenfalls 1,8 Prozent ein mittleres Risiko für die Entwicklung einer Schlafapnoe. Bei Frauen höheren Alters hingegen sprangen die Raten auf 5,2 Prozent für ein hohes und 9,5 Prozent für ein mittleres Risiko. Mit anderen Worten: Rund 15 Prozent der älteren Frauen fielen in die Kategorien mit einem signifikanten Risiko.“ Außerdem beobachteten die Forschenden eine starke Korrelation zwischen dem Schlafapnoe-Risiko und der Neigung zum Schnarchen – was ebenfalls eher für Frauen über 50 charakteristisch war. Laut den Ergebnissen hatten etwa elf Prozent der schnarchenden Frauen wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko für Schlafapnoe. Als weitere Warnzeichen sind laut den Wissenschaftlern nächtliches Zähneknirschen, ein hoher Body-Mass-Index und ein relativ hoher Halsumfang zu nennen. Im Gegensatz dazu beobachteten die Studienautoren zu ihrer Überraschung keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Frauengruppen in Bezug auf Müdigkeit während des Tages – ein signifikantes Phänomen bei Männern, die an Schlafapnoe leiden. Im Zuge dieser Erkenntnisse wenden sich die Forschenden an Ärzte und insbesondere an diejenigen, die sich auf den orofazialen Bereich konzentrieren: Zahnärzte. „Achten Sie auf Symptome, die auf ein Risiko für Schlafapnoe hindeuten können. Stellen Sie Ihren älteren Patientinnen die relevanten Fragen, die niemand stellt, wie zum Beispiel: Schnarchen Sie? Leiden Sie beim Aufwachen unter Kopfschmerzen/Nackenschmerzen? Bitten Sie sie, einen speziellen Fragebogen auszufüllen, um das Risiko einer Schlafapnoe zu ermitteln. Achten Sie auf den Zustand der Zähne – deutet dieser auf nächtliches Zähneknirschen hin? Beachten Sie auch den mit dem Alter zunehmenden Halsumfang. Und die Quintessenz ist: Wenn Sie eine Hochrisikopatientin identifiziert haben, überweisen Sie sie an einen Spezialisten für Schlafdiagnose. Auf diese Weise können wir Frauen diagnostizieren, die aufgrund eines mangelnden Bewusstseins für das Problem und weil sie darüber nicht berichten, ‚unter dem Radar‘ bleiben, und ihnen eine angemessene und lebensrettende Behandlung zukommen lassen.“
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