Schnelltests auf Streptokokken und Antibiotika-Verordnungen8. Juli 2020 Foto: © Robert Kneschke/Adobe Stock Zwischen 50 und 70 Prozent aller Halsentzündungen werden mit Antibiotika therapiert, obwohl sie oft durch Viren ausgelöst werden. Lässt sich die Zahl Antibiotika-Verordnungen durch Schnelltests auf Streptokokken verringern? Eine aktuelle Cochrane-Review beschäftigt sich mit dieser Frage. Die Autoren zielten darauf ab, Effizienz und Sicherheit des Einsatzes von Schnelltests auf Streptokokken in der ärztlichen Grundversorgung als Richtschnur zur Verordnung von Antibiotika zu untersuchen. Dazu führten Cohen et al. eine Literaturanalyse durch. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrolierte Studien, die das Management von Halsentzündungen basierend auf Schnelltests mit dem klinisch-basierten Management bezüglich der Antibiotika-Verordnung für Patienten mit Halsentzündungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung verglichen. Es flossen fünf Studien mit insgesamt 2891 Studienteilnehmern (2545 nach Anpassung und Clusterbildung) in die Analyse mit ein. Das Management in den Interventionsgruppen war folgendermaßen: In drei Studien wurden Schnelltests in Kombination mit einem klinischen Bewertungssystem verwendet. In einer Studie verwendete ein Teil der Ärzte nur die Schnelltests zur Einschätzung der Patienten, während andere Ärzte eine Kombination aus Schnelltest und klinischen Bewertungssystem verwendeten. In einer Studie wurden nur Schnelltests verwendet. Basierend auf den Daten aus den fünf Studien, konnten die Autoren eine deutliche Reduktion der Anzahl der Antibiotika-Verordnungen in der Schnelltest-Gruppe verglichen mit dem Management aufgrund eines klinischen Bewertungssystems feststellen. Die Analyse von zwei Studien ergab, dass Schnelltests die Abgabe von Antibiotika nicht reduzieren. Vier der analysierten Studien lieferten Daten zu Komplikationen zusätzlich zur ursprünglichen Infektion. Hier hatten die Patienten der Schnelltest-Gruppe eine geringere Wahrscheinlichkeit für Komplikationen zu entwickeln – allerdings ist die Evidenz hierfür sehr unsicher. Ebenfalls unsicher sind die Ergebnisse aus zwei Studien zum Bedarf einer erneuten Konsultation: Demnach mussten Patienten aus der Schnelltest-Gruppe im Nachverfolgungszeitraum häufiger zum Arzt. Das Fazit der Autoren: Während Schnelltest als Richtschnur für eine Antibiotika-Therapie die Verordnungsraten für Antibiotika um 25 Prozent reduzierten, gibt es möglicherweise keinen Effekt auf die tatsächliche Abgabe von Antibiotika. Es braucht weitere Studien, insbesondere um Patienten-zentrierte Ergebnisse und die Variabilität in Untergruppen (etwa Kinder versus Erwachsene zu erfassen. (red/ja) Originalpublikation: Cohen JF et al. Efficacy and safety of rapid tests to guide antibiotic prescriptions for sore throat. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020, Issue 6. Art.
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