Schottische Studie: Fachleute raten bei Kindern mit schlecht kontrolliertem Asthma zur COVID-19-Impfung

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Wie eine schottische Untersuchung zeigt, werden Kinder mit schlecht eingestelltem Asthma drei- bis sechsmal häufiger mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert als Kinder ohne die Erkrankung.

Die Autorinnen und Autoren raten dazu, Fünf- bis 17-Jährige mit schlecht eingestelltem Asthma für eine Impfung in Betracht zu ziehen, um das Ansteckungsrisiko und die Ausbreitung von COVID-19 in Schulen und Familien zu reduzieren. In Schottland könnten, so Forschende, in Anbetracht der Risiken etwa 9000 Kinder mit schlecht eingestelltem Asthma von einer COVID-19-Impfung profitieren – und mehr als 109.000 Kinder in ganz Großbritannien.

In Großbritannien leiden laut Schätzungen 1,1 Millionen Kinder an Asthma. Als schlecht kontrolliertes Asthma wurde in der aktuellen Studie ein Krankenhausaufenthalt aufgrund von Asthma in der Vergangenheit oder die Verschreibung von mindestens zwei oralen Steroiden in den vorangegangenen zwei Jahren definiert.

Die Ergebnisse der Untersuchung unterstreichen den Autorinnen und Autoren zufolge auch die Bedeutung einer sorgfältigen Überwachung von Kindern mit schlecht eingestelltem Asthma, wenn sie sich mit COVID-19 infizieren.

Die Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Edinburgh, Aberdeen, Glasgow, Strathclyde und St. Andrews sowie von Public Health Scotland analysierte im Rahmen des EAVE-II-Projekts einen Datensatz, der anonymisierte verknüpfte Patientendaten zur Beobachtung der COVID-19-Pandemie verwendet und 99 Prozent der schottischen Bevölkerung erfasst. Anhand der EAVE-II-Überwachungsplattform wurden rund 750.000 anonymisierte elektronische Patientenakten von Fünf- bis 17-Jährigen in ganz Schottland analysiert, darunter 63.463 Kinder, bei denen Asthma diagnostiziert worden war.

Unter Kindern mit Asthma wurden zwischen dem 1. März 2020 und dem 27. Juli 2021 insgesamt 4339 bestätigte Fälle von COVID-19 dokumentiert. Von den betroffenen Kindern wurde 67 in ein Krankenhaus eingeliefert. Bei Kindern ohne Asthma kam es zu 40.231 bestätigten COVID-19-Fällen und 382 Hospitalisierungen.

Bei Verwendung von zwei oder mehr Therapien mit oralen Steroiden in der jüngeren Vergangenheit als Marker für ein schlecht kontrolliertes Asthma wurden 255 pro 100.000 Kinder mit schlecht kontrolliertem Asthma in ein Krankenhaus eingeliefert, verglichen mit 54 pro 100.000 Kinder ohne Asthma und 91 pro 100.000 Kinder mit gut eingestelltem Asthma. Von den Kindern mit Asthma wurden 548 von 100.000 derjenigen, die in den vorangegangenen zwei Jahren aufgrund ihres Asthmas hospitalisiert worden waren, mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert, verglichen mit 94 von 100.000 derjenigen, bei denen in den vorangegangenen zwei Jahren kein asthmabedingter Krankenhausaufenthalt notwendig gewesen war.

Priorisierung von Kindern mit schlecht eingestelltem Asthma für COVID-19-Impfung vorgeschlagen

Prof. Aziz Sheikh, Direktor des Usher Institute der University of Edinburgh und Leiter der EAVE-II-Studie, erklärt: „Asthma ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, von denen Kinder in Großbritannien betroffen sind. Unsere nationale Analyse hat ergeben, dass Kinder mit schlecht eingestelltem Asthma ein viel höheres Risiko für eine Krankenhauseinweisung aufgrund von COVID-19 haben. Kinder mit schlecht eingestelltem Asthma sollten daher neben anderen Hochrisikokindern als priorisiert für eine COVID-19-Impfung angesehen werden.“ Er ergänzt: „Wie bei jeder medizinischen Intervention ist es wichtig, sowohl die Risiken als auch den Nutzen von Impfungen zu berücksichtigen. Neue Erkenntnisse zu Kindern im Alter ab 5 Jahren deuten darauf hin, dass COVID-19-Impfstoffe von der überwiegenden Mehrheit der Kinder insgesamt gut vertragen werden. Es liegt jetzt an der Politik, zu entscheiden, wie mit diesen Daten umgegangen wird. Diese Daten unterstreichen auch die Bedeutung einer guten Asthmakontrolle bei Kindern, insbesondere während der Pandemie.“

Koautor Prof. Chris Robertson von Public Health Scotland und der University of Strathclyde betont: „COVID-19 kann bei Kindern eine schwere Krankheit darstellen, und diese Studie hat zusätzliche Erkenntnisse darüber geliefert, welche Erkrankungen bei manchen jungen Menschen zu einem höheren Risiko führen können.“ Er fügt hinzu: „COVID-19-Impfstoffe sind bereits für Kinder im Alter von zwölf bis 17 Jahren verfügbar, und ich möchte diejenigen, die noch nicht geimpft wurden, dazu ermutigen, diese Option in Betracht zu ziehen – insbesondere diejenigen, die in der Vergangenheit Probleme mit ihrem Asthma hatten.”