Schulterprothese: Implantationserfolg hängt von der richtigen Indikation ab

Kzenon – stock.adobe.com

Helfen Physiotherapie und Schmerzmedikation bei arthrosebedingten Schulterschmerzen nicht mehr, kann eine Schulterprothese als letzte Option zum Einsatz kommen. Die Wahl des Schulterprothesentyps sollte sich nach Alter, Knochenqualität, Ausmaß der Zerstörung des Muskel-Sehnen-Apparats und der körperlichen Aktivität der Patientinnen und Patienten richten, sagt die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. Auch der richtige Zeitung zur OP sei entscheidend, betont die AE anlässlich ihres Kongresses.

Bei der Schultergelenksarthrose handelt es sich um einen fortschreitenden Gelenkverschleiß zwischen dem Oberarmkopf und der Schultergelenkspfanne. Vor allem ältere Menschen sind betroffen. „Ihre Knorpel sind dann oft derart abgerieben oder defekt, dass Knochen auf Knochen reibt“, sagt Prof. Lars-Johannes Lehmann, Direktor der Klinik für Unfall-, Handchirurgie und Sportmedizin in den ViDia Kliniken, Karlsruhe. Dies verursache große Schmerzen und könne Bewegungen unmöglich machen. Nun droht laut der Fachgesellschaft ein Teufelskreis: Je weniger die Schulter bewegt wird, desto mehr kann sie irreversibel versteifen, da auch der umgebende Muskel- und Sehnenapparat verkümmert. Dieser Versteifung vorzubeugen und die maximal mögliche Beweglichkeit sowie Schmerzfreiheit zurückzugewinnen, sind wichtige Ziele einer Schulter-Prothese.

Das Schultergelenk ist kein gewichttragendes Gelenk. „Deshalb überrascht es nicht, dass die sogenannte Omarthrose, Arthrose des Schultergelenks, seltener mit einer Prothese versorgt werden muss als etwa die Hüft- oder Kniearthrose“, sagt Lehmann.

Nichtsdestotrotz nimmt die Implantation von Schulterendoprothesen in den letzten Jahren zu. Ärztinnen und Ärzte „bauen“ in Deutschland etwa 30.000 Schulterprothesen pro Jahr ein. Dabei stehen laut Lehmann grundsätzlich zwei verschiedene Typen zur Auswahl. „Bei der Auswahl des Implantates richtet man sich insbesondere nach dem aktuellen Zustand des Gelenkes“, so der Experte.

Das bedeutet, dass bei noch gut erhaltener Knochensituation des Oberarmkopfes und der Gelenkpfanne sowie gutem Zustand der Sehnen eine „anatomische Lösung“ erfolgt – dabei werden der Oberarmkopf durch eine gleich große Metalloberfläche und die Gelenkpfanne durch einen Polyethylen-Einsatz ersetzt. Bei fortgeschrittener Zerstörung der Knochenstruktur und bei stark beschädigtem Muskel-Sehnen-Apparat ist – insbesondere bei älteren Patienten – die Implantation einer „inversen Schulterprothese“ sinnvoll, erklärt die AE.

„Sowohl die anatomischen als auch die inversen Schulterendoprothesensysteme weisen zuverlässig gute klinische und radiologische Ergebnisse auf”, sagt der Orthopäde und Unfallchirurg. „Wir haben mittlerweile validierte Langzeitdaten von mehr als 20 Jahren in internationalen Registern für beide Typen.“

„Bei anhaltenden Beschwerden am Schultergelenk ist eine regelmäßige ärztliche Verlaufskontrolle wichtig. Die korrekte Analyse von Beschwerden, radiologischer Diagnostik und Risikofaktoren ist Voraussetzung für eine patientenindividuelle Entscheidung. Wir sollten den Zeitpunkt, an dem eine langfristig erfolgreiche Prothesenversorgung noch möglich ist, nicht verpassen“, fasst Lehmann zusammen und Prof. Karl-Dieter Heller, Präsident der AE, Ärztlicher Direktor des Herzogin Elisabeth Hospitals Braunschweig und Chefarzt der Orthopädischen Klinik ergänzt: „Da die Schulter nur vergleichsweise selten mit einer Prothese versorgt werden muss, ist es besonders wichtig, bei der Wahl des Operateurs auf eine ausreichende Spezialisierung und Erfahrung zu achten.“