Schwangerschaftsdiabetes: Genetische Veranlagung für das Fortschreiten zu Typ-2-Diabetes entdeckt

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Eine neue Studie der Universität Pittsburgh, USA, zeigt die molekularen Mechanismen des Übergangs von Schwangerschaftsdiabetes zu Typ-2-Diabetes auf.

„Viele dieser Frauen, die an Schwangerschaftsdiabetes erkrankt sind, entwickeln in relativ jungem Alter, das heißt vor dem 40. Lebensjahr, einen Typ-2-Diabetes“, kommentiert der Studienleiter Dr. Saifur Khan. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht.

Auswertung von Metabolom-, Lipidom- und Genomdaten

Das Team untersuchte eine Kohorte aus der SWIFT-Studie (The Study of Women, Infant Feeding and Type 2 Diabetes After Gestational Diabetes), die sich auf 143 Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren konzentrierte, die in der Vergangenheit einen Schwangerschaftsdiabetes hatten. Bei 65 von ihnen entwickelte sich innerhalb von acht Jahren nach der Entbindung ein Typ-2-Diabetes. Die übrigen 78 Frauen dienten als Kontrollgruppe.

Durch die Untersuchung menschlicher Metabolom-, Lipidom- und Genomdaten fand das Team heraus, dass diejenigen, die später an Typ-2-Diabetes erkrankten, im krankheitsfreien Stadium geringere Mengen an Sphingolipiden im Blut aufwiesen. Die Forscher führten die verminderte Produktion von Sphingolipiden auf eine Mutation in dem Gen CERS2 zurück. Das Team bestätigte diesen Befund sowohl in Mausmodellen als auch in Experimenten mit Insulin-sezernierenden Zellen, die von Menschen gespendet wurden. Die Ergebnisse deuten laut den Forschern darauf hin, dass niedrigere Konzentrationen von zirkulierenden sehr langkettigen Sphingolipiden als Frühindikator für das Fortschreiten von Schwangerschaftsdiabetes zu Typ-2-Diabetes dienen könnten.

„Diese Erkenntnisse könnten den Weg für neue therapeutische Strategien ebnen, die auf den Sphingolipid-Stoffwechselweg abzielen“, sagt Khan. „Therapeutische Eingriffe, die darauf abzielen, den ordnungsgemäßen Sphingolipid-Stoffwechsel wiederherzustellen, indem sie die Aktivität von CERS2 steigern oder seine nachteiligen Auswirkungen auf die Fähigkeit der Bauchspeicheldrüse zur Insulinsekretion minimieren, könnten dazu beitragen, die Funktion der Betazellen der Bauchspeicheldrüse, die Insulinsekretion und die Glukoseregulierung bei Personen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes zu verbessern, insbesondere bei Personen mit einer Vorgeschichte von Schwangerschaftsdiabetes“, betont er abschließend.

Weitere Forschungen geplant

In künftigen Studien will das Team untersuchen, wie der Funktionsverlust von CERS2 zur Dysfunktion der Betazellen der Bauchspeicheldrüse beiträgt, und die CERS2-Aktivität und den Sphingolipid-Stoffwechsel als Zielgrößen bewerten.